Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
Vom Netzwerk:
Wagen?»
    «Ich habe dich auch grad angerufen, aber dein Handy war aus.»
    «Ist nicht mehr mein Handy.»
    Ich umarme ihn dankbar.
    Um zehn vor sechs stehen wir beim Abschleppdienst Lochhammer vor dem Gelände. Ich klingele. Nach fünf Minuten kommt ein Mann im Blaumann aus der Werkstatt.
    «Wos wuist?», fragt er mürrisch. Ich erkläre ihm meine Situation. «Des Brautkleid von dana Oiden?», fragt er ungläubig. «Ah geh!»
    Jochen und ich nicken.
    «Da Wogn is von da Polizei beschlognohmt. Da deaf koana ran. Is a Unfallfahrzeig, total zammgfozzt.» Er schüttelt den Kopf. «Den hots sauber aufgstellt.»
    «Wir würden ja nur mal gern einen Blick in den Kofferraum werfen», flehe ich. «Bitte.»
    «Homs an Ealaubnisschein?», fragt der Kerl.
    «Einen was ?»
    «An Ea-laub-nisschein.» Er hält die rechte Hand hoch und reibt mit dem Daumen über die Kuppen von Zeige-und Mittelfinger. Jochen zückt seinen Geldbeutel, zieht einen grünen Hundert-Euro-Schein heraus und drückt ihn dem Mann in die Hand. «Der gilt für zwei Personen.»
    Der Mechaniker schiebt das Tor auf, führt uns vorbei an Autowracks und großen Abschleppern in eine Halle. Dort steht Nunjas Panda. Er ist durch den Aufprall noch einen halben Meter kürzer geworden und ähnelt jetzt eher der Skulptur eines verrückten Industriedesigners als einem Kleinwagen. Ein Wunder, dass Nunja überlebt hat.
    Weil wir die verzogene Heckklappe nicht aufkriegen, müssen wir noch einmal fünfzig Euro «Leihgebühr» für einen Seitenschneider berappen. Dann endlich ist es so weit. Im Kofferraum liegen ein paar leere Plastikflaschen, ein offener Verbandskasten, einige Pappkartons und viele goldene Deko-Sterne. Unter alldem, in einer durchsichtigen Plastikhülle: das Kleid. Oder besser: die Hälfte davon. Die andere ist irgendwo im Unterboden des Wagens verschwunden.
    Der Mechaniker steht kopfschüttelnd vor dem Panda: «Wie geht’s da Frau?»
    «Passt scho», sage ich.
    Er wirft mir einen «Unter Bayern»-Blick zu. «Do is no zu fria gwein fian Boandlkrama», brummt er.
    «Aber Sie sind doch sicher mit dem Bandlkran gekommen, um das Auto abzuschleppen», wundere ich mich.
    Der Mechaniker setzt nun ein «Mei, die Preißn hoit!»-Gesicht auf. Mir doch egal, hier geht es mal ausnahmsweise nicht um meine Herkunft.
    Ich greife in den Kofferraum, um das Kleid herauszuziehen. Es steckt fest, klemmt zwischen Rückbank, Kofferraum und dem Auspuff, oder was auch immer da unten ist. So wie es aussieht, hat irgendein Kolben oder Verteiler das Kleid in zwei Teile zerrissen, es mit Öl beschmiert, durchs Getriebe gedreht und mit Zündkerzen angekokelt.
    Meine Knie werden weich. Jetzt bleibt nur noch ein letzter Ausweg: Christoph.
    Ich hole mein Handy heraus. Jochen schaut argwöhnisch zu mir herüber. «Alter, du rufst jetzt nicht diesen Spinner an!»
    Was soll ich denn machen? Ohne Brautkleid keine Traumhochzeit, ohne Traumhochzeit keine Traumehe. Hier geht es um alles oder nichts.
    «Was willst du ihm erzählen?»
    «Keine Ahnung, mich erniedrigen, kriechen, schleimen, ihn bestechen. Wenn das nicht klappt –» Der Mechaniker ergänzt: «– is da Kaas bissn.»
    Wie auch immer. Ich schalte den Lautsprecher ein, damit Jochen zuhören kann. Freizeichen, Freizeichen, Christoph.
    «Hallo, Christoph, hier ist Sebastian.»
    Christoph atmet genervt aus. «Du, das ist jetzt ganz schlecht – ich bin in Paris …», er sagt tatsächlich «Pärris», und dann: «Muss die Show vorbereiten. Ich hab echt keine Zeit, mit dir zu plaudern.»
    Als ob ich Zeit zu verlieren hätte! Egal, es geht um Roni. Ich beginne mit der Schleimerei: «Schön, dich zu hören.»
    «Die Freude ist ganz auf deiner Seite. Was willst du?»
    «Es geht um Roni. Nur du kannst jetzt noch helfen.»
    Der Mechaniker und Jochen schütteln den Kopf. Ich ignoriere sie.
    «Es gab einen Unfall, Ronis Hochzeitskleid ist futsch, ich sitze in Klemme.»
    Einen Moment lang ist es still in der Leitung, kurz denke ich, Christoph habe einfach aufgelegt. Aber dann höre ich ihn mit eisiger Stimme sagen: «Ach. Und jetzt soll ich dir da raushelfen, alles klar.»
    «Christoph, bitte.»
    «Weißt du, das Brautkleid ist jetzt sehr gefragt, es gibt nur noch –»
    «Ich zahle jeden Preis.»
    «Zwanzigtausend», sagt er langsam.
    Jochen zieht die Augenbrauen hoch. Der Mechaniker schüttelt wieder den Kopf.
    «Also gut», sage ich. Das Geld bekomme ich schon irgendwoher. Zur Not zwacke ich etwas vom Kostgeld ab oder greife mal in den

Weitere Kostenlose Bücher