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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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an der Gurgel. Sah aus wie ein Junge vom Land, der einem Huhn den Hals umdreht. Er machte das ziemlich gut. Baker trug immer noch das Namensschild über der Brusttasche seiner Uniform. Das erste, was ich bemerkt hatte, vor neun Tagen. Wir ließen seine Leiche auf dem Weg liegen. Warteten fünf Minuten. Lauschten angestrengt. Niemand kam.
    Wir gingen zurück zu Hubble. Ich holte noch einmal tief Luft. Trat auf die Feuerleiter. Schlich hinauf. Setzte behutsam und leise einen Fuß vor den anderen. Ging langsam nach oben. Die Treppe war aus Eisen oder Stahl. Offene Trittstufen. Das ganze Ding würde höllisch scheppern, wenn wir uns ungeschickt anstellten. Finlay war hinter mir, hielt sich mit der rechten Hand am Geländer fest, während er in der linken die Waffe trug. Hinter ihm kam Hubble, der vor Angst nicht zu atmen wagte.
    Wir schlichen hinauf. Für die dreizehn Meter brauchten wir mehrere Minuten. Wir waren äußerst vorsichtig. Dann standen wir oben auf der Plattform. Ich preßte mein Ohr an die Tür. Stille. Keinerlei Geräusch. Hubble zog seine Büroschlüssel heraus. Preßte sie in der Hand zusammen, damit sie nicht klimperten. Er wählte den richtigen aus, ganz langsam und vorsichtig. Schob ihn zentimeterweise ins Schloß. Wir hielten den Atem an. Er drehte den Schlüssel um. Das Schloß klickte. Die Tür ging auf. Keinerlei Geräusch. Keine Reaktion. Stille. Hubble zog die Tür zurück, ganz langsam und vorsichtig. Finlay übernahm sie von ihm und öffnete sie weiter. Übergab sie mir. Ich drückte sie vorsichtig flach gegen die Wand. Fixierte sie mit der Flasche Benzin aus meiner Tasche.
    Licht floß aus dem Büro heraus und ergoß sich über die Feuertreppe, warf einen breiten Lichtbalken auf den Zaun und das Feld dreizehn Meter weiter unten. Lichtbogenlampen waren im Hauptteil des Lagerhauses eingeschaltet und warfen das Licht durch die großen Bürofenster. Ich konnte alles im Büro sehen. Und was ich sah, ließ mir das Herz stocken.
    Ich hatte nie an das Glück geglaubt. Hatte nie einen Grund dazu gehabt. Hatte mich nie darauf verlassen, weil ich das nie gekonnt hatte. Aber jetzt hatte ich wirklich Glück, Sechsunddreißig Jahre Unglück und Ärger waren in einem einzigen, strahlenden Augenblick weggewischt. Die Götter saßen mir auf der Schulter, jauchzten mir zu und feuerten mich an. In diesem einen, strahlenden Augenblick wußte ich, daß ich gewonnen hatte.
    Denn die Kinder schliefen auf dem Boden des Büros. Hubbles Kinder. Ben und Lucy. Hatten sich auf einem Haufen leerer Säcke ausgestreckt. Waren fest eingeschlafen und so verletzlich und unschuldig, wie nur schlafende Kinder sein können. Sie waren schmutzig und zerlumpt. Hatten immer noch ihre Schulkleidung vom Montag an. Sie sahen aus wie Gassenkinder auf einem sepiafarbenen Bild vom alten New York. Ausgestreckt und fest eingeschlafen. Um vier Uhr morgens. Meine Glückszeit.
    Die Kinder hatten mir höllische Sorgen gemacht. Sie waren die größte Gefährdung für unser Unternehmen gewesen. Ich hatte es tausendmal durchdacht. Ich hatte mir Kriegsszenarien durch den Kopf ziehen lassen und versucht, das zu finden, was funktionieren könnte. Aber jede Szene in meinem Kopf hatte schlimm geendet. Mit dem, was man an der Stabsakademie ein unbefriedigendes Resultat nennt. Ich war immer wieder bei einem Punkt gelandet: Kinder und Schrotgewehre vertragen sich nicht. Ich hatte mir immer die vier Geiseln und die beiden Schrotgewehre am selben Ort zur selben Zeit vorgestellt. Ich hatte mir vorgestellt, daß die Kinder in Panik gerieten, Charlie herumschrie und die großen Ithacas losdonnerten. Alles am selben Ort. Ich war zu keiner Lösung dafür gekommen. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, dann hätte ich die Kinder irgendwo separat schlafen lassen. Und das war passiert. Die freudige Erregung toste in meinen Ohren wie eine hysterische Menge in einem riesigen Stadion.
    Ich drehte mich zu den anderen beiden um. Legte beiden eine Hand hinter den Kopf und zog sie zu mir. Sprach im leisesten Flüsterton.
    »Hubble, Sie nehmen das Mädchen«, flüsterte ich. »Finlay, Sie nehmen den Jungen. Legen Sie ihnen eine Hand über den Mund. Es darf nichts zu hören sein. Bringen Sie sie zusammen zum Baum. Hubble, Sie bringen sie dann zum Wagen. Bleiben Sie dort mit ihnen und warten Sie. Finlay, Sie kommen wieder zurück. Los! Jetzt! Und schnell!«
    Ich zog die Desert Eagle und legte den Sicherungshebel um. Stützte meine Hand am Türrahmen ab und zielte durch

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