Jack Reacher 01: Größenwahn
Gesicht. Er wies uns hinaus zum Wagen und zündete ein Streichholz an. Warf es unter das Heck des zertrümmerten Bentley und schloß sich uns an.
»Zur Ablenkung«, sagte er.
Wir sahen, wie sich das Feuer entzündete, als wir den Parkplatz hinunterfuhren. Helle blaue Flammen liefen über den Teppich wie eine Welle am Strand. Das Feuer griff auf das zersplitterte Holz über und breitete sich weiter aus, nährte sich von einer riesigen Benzinlache. Die Flammen wurden gelb und orange, und die Luft wurde langsam durch das Loch gesogen, das früher einmal der Eingang gewesen war. Innerhalb von einer Minute brannte das ganze Gebäude. Ich lächelte und fuhr die Landstraße hinauf.
Den größten Teil der vierzehn Meilen hatte ich die Scheinwerfer an. Ich fuhr schnell. Brauchte etwa zwölf Minuten. Machte dann die Lichter aus und hielt knapp eine Viertelmeile vom Zielort entfernt. Drehte auf der Straße und fuhr eine kurze Strecke rückwärts. Ließ den Wagen mit der Motorhaube nach Süden stehen. In Richtung Stadt. Die Türen offen. Den Schlüssel im Zündschloß.
Hubble hatte den großen Bolzenschneider. Finlay überprüfte den Revolver, den er aus dem Büro geholt hatte. Ich langte unter den Sitz und zog die Plastikflasche heraus, die wir mit Benzin gefüllt hatten. Ließ sie in meine Tasche zum Totschläger gleiten. Das war ein ziemliches Gewicht. Es zog meine Jacke rechts nach unten und brachte die Desert Eagle in Brusthöhe. Finlay gab mir die Streichhölzer. Ich steckte sie in die andere Tasche. Wir standen auf dem staubigen Randstreifen zusammen in der Dunkelheit. Nickten einander kurz zu. Nahmen über das Feld Kurs auf den zerteilten Baum. Er zeichnete sich gegen den Mond ab. Wir brauchten ein paar Minuten, bis wir ihn erreicht hatten. Wir plagten uns über die weiche Erde. Lehnten uns an den Stamm des verkrüppelten Baums. Ich nahm den Bolzenschneider von Hubble, und wir nickten uns wieder zu und steuerten die Stelle des Zauns an, wo er nahe an der Rückseite des Lagerhauses verlief. Es war zehn vor vier am frühen Morgen. Niemand hatte etwas gesagt, seit wir das brennende Polizeigebäude verlassen hatten.
Vom Baum zum Zaun waren es fünfundsiebzig Meter. Wir brauchten eine Minute. Wir gingen weiter, bis wir genau vor dem Ende der Feuerleiter standen. Genau dort, wo sie auf dem Betonweg befestigt war, der das gesamte Gebäude umgab. Finlay und Hubble ergriffen den Maschendraht, um ihn zu spannen, und ich schnitt mit dem Bolzenschneider eine Masche nach der anderen durch. Als wäre es Lakritz. Ich schnitt ein großes Stück heraus, zwei Meter hoch bis zum oberen Ende, wo der Stacheldraht begann, und etwa zwei Meter fünfzig breit.
Wir gingen durch das Loch. Liefen hinüber zum Fuß der Treppe. Warteten. Ich konnte Geräusche im Innern des Gebäudes hören. Bewegungen und eine Art Schaben, das in der riesigen Halle in ein dumpfes Dröhnen verwandelt wurde. Ich holte tief Luft. Bedeutete den beiden anderen, sich flach an die Metallwand zu pressen. Ich war immer noch nicht sicher, daß es keine Außenposten gab. Mein Bauch sagte mir, daß sie keinerlei Verstärkung hatten. Aber Finlay machte sich deswegen Sorgen. Und ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, die Sorgen von Leuten wie Finlay ernst zu nehmen.
Also bedeutete ich den anderen, zu bleiben, wo sie waren, und drückte mich um die Ecke des wuchtigen Gebäudes herum. Hockte mich nieder und ließ den Bolzenschneider aus einer Höhe von ungefähr dreißig Zentimetern auf den Betonweg fallen. Es war gerade laut genug. Es hörte sich an, als versuchte jemand, in das Gelände einzubrechen. Ich preßte mich gegen die Wand und wartete mit dem Totschläger in der rechten Hand.
Finlay hatte recht gehabt. Es gab eine Wache. Und ich hatte ebenfalls recht gehabt. Es gab keine Verstärkung. Die Wache war Sergeant Baker. Er patrouillierte außerhalb der Halle. Ich hörte ihn, bevor ich ihn sah. Ich hörte sein verkrampftes Atmen und seine Schritte auf dem Beton. Er kam um die Ecke des Gebäudes und blieb einen Meter von mir entfernt stehen. Er stand da und starrte auf den Bolzenschneider. In seiner Hand hatte er seine 38er. Er blickte auf den Bolzenschneider und ließ seinen Blick dann den Zaun entlangschweifen, bis zum fehlenden Viereck. Dann stürzte er darauf zu.
Und dann starb er. Ich hob den Totschläger und traf ihn. Aber er ging nicht zu Boden. Er ließ seinen Revolver fallen. Tänzelte mit weichen Beinen im Kreis herum. Finlay kam hinter mir heran. Packte ihn
Weitere Kostenlose Bücher