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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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hatte, wie sie vor Angst ganz klein und verzweifelt geworden war, wie sie weinte, als würde ihr das Herz brechen. Ich hatte es für Joe und Molly getan. Weil ich das Gefühl hatte, ich brauchte überhaupt keine Rechtfertigung, hatte ich es vor mir selbst so gerechtfertigt.
    Ich hielt das zu der Zeit noch nicht für ein Problem. Die Dusche entspannte uns. Ließ Glut in uns aufsteigen. Wir gingen ins Bett. Ließen die Vorhänge offen. Es war ein prächtiger Tag. Die Sonne stand vor einem strahlendblauen Himmel, und die Luft war sauber und frisch. Es sah genauso aus, wie es sein sollte. Wie ein neuer Tag.
    Wir liebten uns mit großer Zärtlichkeit, großer Energie und großem Genuß. Wenn jemand mir gesagt hätte, daß ich am nächsten Morgen schon wieder unterwegs sein würde, hätte ich ihn für verrückt gehalten. Ich versicherte mir, daß es keine Probleme gab. Ich bildete sie mir nur ein. Und wenn es Probleme gab, gab es auch gute Gründe dafür. Vielleicht die Nachwirkungen vom Streß und vom Adrenalin. Vielleicht die tiefe Müdigkeit. Vielleicht, weil Roscoe eine Geisel gewesen war. Vielleicht reagierte sie wie alle Geiseln. Sie empfinden einen leisen Neid gegen jeden, der nicht mit ihnen in Geiselhaft war. Eine Art unterschwelligen Zorn. Vielleicht nährte das die Schuldgefühle, die ich hegte, weil ich sie bei der erstbesten Gelegenheit hatte gefangennehmen lassen. Vielleicht dies, vielleicht das, vielleicht alles mögliche. Ich schlief mit dem Gefühl ein, daß wir glücklich wieder aufwachen würden und ich für immer bleiben wollte.
    Wir wachten glücklich auf. Wir schliefen bis zum späten Nachmittag durch. Dann verbrachten wir ein paar hinreißende Stunden in der Nachmittagssonne, die durchs Fenster strömte, dösten und streckten uns, lachten und küßten uns. Wir liebten uns wieder. Wir waren erfüllt von der Freude, am Leben, in Sicherheit und allein miteinander zu sein. Es war so schön wie noch nie. Und es war das letzte Mal. Aber das wußten wir da noch nicht.
    Roscoe fuhr mit dem Bentley zu Eno's, um etwas zu essen zu holen. Sie war eine Stunde lang weg und brachte Neuigkeiten mit. Sie hatte Finlay gesehen. Sie hatte mit ihm besprochen, was als nächstes passieren würde. Das war das große Problem. Daneben schmolzen alle anderen Probleme zu einem Nichts.
    »Du solltest das Polizeirevier sehen«, sagte sie. »Es ist bis auf ein paar Zentimeter über dem Boden abgebrannt.«
    Sie stellte das Essen auf ein Tablett, und wir aßen auf dem Bett. Grillhähnchen.
    »Alle vier Lagerhäuser sind abgebrannt. Die Trümmer sind bis über den Highway geflogen. Die Staatspolizei ist eingeschaltet. Sie mußten aus Atlanta und Macon Feuerwehrwagen anfordern.«
    »Die Staatspolizei ist eingeschaltet?« fragte ich.
    Sie lachte.
    »Alle sind eingeschaltet. Wie eine Art Lawine. Der Feuerwehrchef von Atlanta hat die Bombenexperten wegen der Explosionen zu Hilfe gerufen, weil er nicht sicher wußte, worauf sie zurückzuführen waren. Die Bombenexperten können nichts tun, ohne das FBI zu informieren, für den Fall, daß es sich um Terrorismus handelt, also ist das Bureau auch beteiligt. Dann wurde heute morgen die Nationalgarde eingeschaltet.«
    »Die Nationalgarde? Warum?«
    »Das ist der beste Teil der Geschichte. Finlay sagt, als das Dach letzte Nacht vom Lagerhaus flog, hat der plötzliche Luftauftrieb das Geld über die ganze Gegend verteilt. Erinnerst du dich an die brennenden Fetzen, die auf uns niederregneten? Über das ganze Gelände sind Millionen von Dollarnoten verstreut. In einem Umkreis von Meilen. Der Wind hat sie überall hingeweht, auf die Felder und über den Highway. Die meisten sind natürlich angesengt, manche aber nicht. Sobald die Sonne aufging, kamen Tausende von Leuten wie aus dem Nichts, schwärmten aus und sammelten das ganze Geld im Gelände auf. Also bekam die Nationalgarde den Befehl, die Menge aufzulösen.«
    Ich aß etwas. Dachte nach.
    »Der Gouverneur hat die Garde angefordert, oder?« fragte ich sie.
    Sie nickte. Den Mund voll mit einem Hühnchenflügel.
    »Der Gouverneur ist alarmiert«, erklärte sie. »Er ist im Moment in der Stadt. Und Finlay hat das Finanzministerium angerufen, wegen Joe. Sie schicken ein Team hierher. Wie ich schon sagte, es entwickelt sich alles lawinenartig.«
    »Was zum Teufel kommt denn noch?«
    »Natürlich gibt es große Probleme. Die Gerüchteküche brodelt. Jeder scheint zu wissen, daß es mit der Stiftung vorbei ist. Finlay sagt, die Hälfte der Einwohner

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