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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Ende.
    »Raus, Finlay«, sagte ich.
    Er grinste und stieg aus. Verschwand in der Nacht. Ich fuhr quer über die Main Street und hinunter zu Roscoes Haus. Hielt an ihrer Auffahrt. Wir taumelten ins Haus. Zogen eine Kommode den Flur entlang und schoben sie vor die zersplitterte Tür. Riegelten uns vor der Welt ab.

KAPITEL 34

    Es funktionierte nicht mit Roscoe und mir. Wir hatten nie eine wirkliche Chance. Es gab zu viele Probleme. Es dauerte knapp über vierundzwanzig Stunden, und dann war es vorbei. Ich war wieder unterwegs.
    Es war Sonntag morgen fünf Uhr, als wir diese Kommode vor die kaputte Tür schoben. Wir waren beide erschöpft. Aber das Adrenalin schäumte immer noch in uns. Also konnten wir nicht schlafen. Statt dessen redeten wir. Und je länger wir redeten, desto schlimmer wurde es.
    Roscoe war fast vierundsechzig Stunden lang gefangen gewesen. Sie war nicht mißhandelt worden. Sie sagte, sie hätten sie nicht angerührt. Sie hatte Angst gehabt, aber sie war nur wie eine Sklavin behandelt worden. Donnerstag hatte Picard sie mit ihrem Wagen abgeholt. Ich hatte sie abfahren sehen. Ihnen nachgewinkt. Sie hatte ihn auf den neuesten Stand der Ermittlungen gebracht. Eine Meile weiter auf der Landstraße hatte er mit der Waffe auf sie gezielt. Sie entwaffnet, ihr Handschellen angelegt und zum Lagerhaus gefahren. Er hatte sie durch das Rolltor gefahren, und sie mußte sich auf der Stelle mit Charlie Hubble an die Arbeit machen. Die beiden hatten die ganze Zeit geschuftet, während ich unter dem Highway saß und das Gelände beobachtete. Roscoe selbst hatte den roten Lkw entladen, den der Kliner-Sohn hineingefahren hatte. Dann war ich diesem Truck bis nach Memphis gefolgt und hatte mich gefragt, warum zum Teufel er leer war.
    Charlie Hubble hatte fünfeinhalb Tage geschuftet. Seit Montag abend. Kliner war da schon in Panik. Der Rückzug der Küstenwache kam zu schnell für ihn. Er wußte, daß er sich beeilen mußte, um den Vorrat loszuwerden. Also hatte Picard die Hubbles direkt zum Lagerhaus gebracht. Kliner hatte die Geiseln zur Arbeit gezwungen. Sie hatten immer nur ein paar Stunden in der Nacht geschlafen, auf der Dollardüne, mit Handschellen an den Fuß der Bürotreppe gekettet.
    Samstag morgen, als sein Sohn und die beiden Wachmänner nicht zurückgekommen waren, drehte Kliner durch. Jetzt hatte er überhaupt keine Leute mehr. Also mußten die Geiseln rund um die Uhr arbeiten. Sie schliefen Samstag nacht überhaupt nicht. Plagten sich ab mit der aussichtslosen Aufgabe, den Riesenhaufen in Kartons zu packen. Sie gerieten immer weiter in Verzug. Jedes Mal, wenn ein Track ankam und eine neue Ladung auf den Lagerhausboden schüttete, wurde Kliner hektischer.
    Also mußte Roscoe fast drei Tage lang wie eine Sklavin arbeiten. War in Angst um ihr Leben, in Gefahr, erschöpft und gedemütigt, drei lange Tage lang. Und das war meine Schuld. Ich sagte ihr das. Doch je öfter ich ihr das sagte, desto öfter sagte sie, daß sie mich nicht dafür verantwortlich machte. Es war meine Schuld, sagte ich. Es war nicht deine Schuld, sagte sie. Es tut mir leid, sagte ich. Das muß es nicht, sagte sie.
    Wir hörten einander zu. Wir akzeptierten, was der andere sagte. Aber ich dachte immer noch, daß es meine Schuld sei. War nicht hundertprozentig sicher, daß sie nicht auch so dachte. Trotz ihrer Worte. Wir stritten uns deswegen nicht. Aber es war das erste leise Anzeichen eines Problems zwischen uns.
    Wir duschten zusammen in ihrer winzigen Duschkabine. Blieben fast eine Stunde dort. Wir seiften uns den Gestank von Geld, Schweiß und Feuer ab. Und wir redeten und redeten. Ich erzählte ihr über Freitag nacht. Über den Hinterhalt im Gewitter bei Hubbles Haus. Ich erzählte ihr alles. Ich erzählte ihr von den Taschen mit den Messern, dem Hammer und den Nägeln. Ich erzählte ihr, was ich mit den fünf Männern gemacht hatte. Ich dachte, sie würde sich darüber freuen.
    Und das war das zweite Problem. Es war keine große Sache, als wir da im heißen Wasser standen, das auf uns herabprasselte. Aber ich hörte etwas in ihrer Stimme. Nur ein leichtes Zittern. Keinen Schock oder gar Mißbilligung. Nur die Andeutung einer Frage. Daß ich vielleicht zu weit gegangen war. Ich konnte es in ihrer Stimme hören.
    Ich hatte irgendwie das Gefühl, das alles nur für sie und Joe getan zu haben. Ich hatte es nicht getan, weil ich es wollte. Es war Joes Auftrag und ihre Stadt, und es waren ihre Leute. Ich hatte es getan, weil ich gesehen

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