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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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hatte), wie ich in einem Eimer Wasser spielte und »Deep in the Heart of Texas« sang.
    Ich sah mich in meinem neuen Zuhause um und fand, dass ich ganz gut gestrandet war. Ich nahm ein langes Bad, verstaute meine Klamotten und stöberte. Der Kohlenbunker war hinten raus, und ich brachte ein Feuer in Gang. Wollte mich ein paar Minuten hinsetzen und dämmerte weg. Ich wurde durch Geballer an der Tür geweckt. Ich wischte mir Schlaf aus den Augen, wankte an die Tür, öffnete sie und sagte:
    »Die Polizei.«
    In Uniform. Sahen aus wie knapp sechzehn. Aber gemein für ihr Alter. Der Erste sagte:
    »Jack Taylor?«
    »Als wüssten Sie das nicht.«
    Der Zweite sagte:
    »Wir möchten Sie bitten mitzukommen.«
    »Warum?«
    Der Erste lächelte und sagte:
    »Um uns bei unseren Ermittlungen zu helfen.«
    »Kann ich mir rasch einen Kaffee schnappen?«
    »Ich fürchte, nein.«
    Das Polizeiauto stand direkt vor der Tür geparkt. Ich sagte:
    »Danke für die Diskretion, Jungs. Ich wollte die Nachbarn beeindrucken.«
    Genau wie im Film: Der Polizist legte mir die Hand auf den Kopf, als er mich hinten ins Auto setzte. Sieht fast fürsorglich aus, schaffte es aber doch, meinen Kopf gegen das Blech zu dotzen, und sagte:
    »Hoppla.«
    In der Mill Street, als wir ausstiegen, kam Mike Shocks, der Lokalfotograf, angeprescht und fragte:
    »Jemand?«
    »Nö, niemand.«
    Auf der Wache wurde ich in den Verhörraum gebracht. Rieb mir die Handgelenke, als hätte ich Handschellen angehabt. Ein Blechaschenbecher, Logo: »Players, Please«, stand mitten auf einem Tisch voller Graffiti. Ich schüttelte eine Rote heraus, kurbelte am Zippo. Nahm tiefen Zug und versuchte zu raten, wo die Kamera war. Tür ging auf, Clancy kam rein. Kommissar, nein, Hauptkommissar, nein, Kriminaldirektor Clancy. Mann, wir hatten gemeinsam Geschichte geschrieben, aber keine gute. Er war bei dem Vorfall anwesend gewesen, der mich meine Karriere gekostet hatte. Damals war er so mager wie ein nasses Windspiel und mein Freund gewesen. Noch vor den Vorkommnissen, die zu meinem Exil geführt hatten, war er zum fetten Schwein mutiert.
    In vollem Wichs war er ins mittlere Alter gehüpft. Sein Gesicht war lila, Flecken auf den Backen. Die Augen jedoch waren scharf wie immer. Er sagte:
    »Du bist wieder da.«
    »Gut ermittelt.«
    »Ich hatte gehofft, wir würden dich nie wieder zu sehen kriegen.«
    »Was kann ich dir gestehen, Bruder?«
    »Ich hoffe nur, dass sich dieser andere Tölpel, Sutton, nicht mehr blicken lässt.«
    »Ich bezweifle es.«
    Sutton war tot. Ich hatte ihn umgebracht, meinen besten Freund. In, wie es so schön heißt, böswilliger Absicht. Clancy ging hinter mir. Das alte Ritual der Einschüchterung. Regel eins der Verhörpraxis. Steht nicht im Ausbildungsleitfaden, ist aber in Stein gemeißelt. Ich sagte:
    »Gute Polizeiarbeit; ich werde alles ausplaudern.«
    Spürte, dass er die Hand erhoben hatte, wartete angespannt auf den Schlag. Er kam nicht. Ich schüttelte mir eine weitere Rote aus der Packung, steckte sie an. Er fragte:
    »Was treibst du mit den Kesselflickern?«
    »Kessel flicken.«
    »Werd nicht frech. Ich buchte dich in Mountjoy ein, bevor du ›Anwalt!‹ schreien kannst.«
    »Ach, du meinst Sweeper.«
    Wut brach sich Bahn. Er machte:
    »Er ist ein Halunke.«
    »Dich mag er, glaube ich, auch nicht.«
    Er knallte sich auf den Tischrand, die Hose auf Hochwasser. Ein weißes haarloses Bein war über der Marinesocke zu sehen. Er beugte sich mir direkt ins Gesicht. Sein Atem stank nach Zwiebeln. Er sagte:
    »Hör mir gut zu, Burschi. Halte dich von dieser Bande fern.«
    Ich schraubte mir eine Zigarette aus der Packung und fragte:
    »Den Mord an vier von ihren Männern wollt ihr nicht untersuchen?«
    Spucke erhellte seine Mundwinkel. Er spie:
    »Gottverdammte Scheißlandstreicher, die bringen sich doch ständig gegenseitig um die Ecke.«
    Er stand auf, korrigierte den strammen Sitz der Uniformjacke und sagte:
    »Hau ab.«
    »Ich darf wieder weg?«
    »Pass auf, wohin du gehst, Bubi.«
    Auf dem Weg zur Tür sagte ich:
    »Gottes Segen.«

N ach meiner Entlassung aus der Mill Street ging ich in Richtung Shop Street. Thom Yorke von Radiohead sagte:
    Jeden Tag glaubt man, na, vielleicht sollten wir aufhören. Vielleicht hat das gar keinen Sinn, weil alles, was man an Geräusch gemacht hat, was einen glücklich machte, von allem, was es bedeutet hatte, leer gesaugt wurde. Und das hält man doch total im Kopf nicht

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