Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine
hab's! Ich habe den zweiten Eckpunkt gefunden!«
Er stieß seinen Stuhl zurück, damit sein Bruder und Tank Ta-naka auf seinen Monitor blicken konnten. Auf dem Bildschirm sah man die Digitalaufnahme eines der Trilithen von Stonehenge, den sie während des Lichterspektakels aufgenommen hatten. Umgeben war das Foto von verschiedenen Satellitenbildern von Südafrika sowie Karten vom Kap der Guten Hoffnung. Sogar ein Fenster von Google Earth war geöffnet.
Zufrieden grinsend deutete Julius auf die Nummer »2« am unteren Ende des Trilithen. »Er ist in der Nähe des Tafelberges.«
»In Kapstadt?«, fragte Lachlan.
»Bist du sicher?«, fragte Tank.
»Absolut. Er befindet sich knapp fünf Kilometer südlich des Tafelberges«, erwiderte Julius. »Irgendwo da in den Hügeln. Die ganze Gegend ist dicht bewaldet, unbewohnt und nur sehr schwer zugänglich. Ich bin einfach ein Meister!«
Er grinste triumphierend. Da läutete Tanks Mobiltelefon. Er trat zur Seite, um sich zu melden, und murmelte dann in gedämpftem Ton: »Ah, konichiwa ...«
Lachlan sagte zu Julius: »Das bedeutet aber noch lange nicht, dass du mir in irgendeiner Weise überlegen wärst, das ist dir wohl hoffentlich klar. Nummer zwei war ja einfach. Die Umrisse von Afrika waren leicht zu erkennen. Ich versuche immer noch rauszukriegen, wo die Küstenlinie für Nummer drei liegen könnte. Sie stimmt mit keiner einzigen heutigen Küstenlinie überein.«
Tank, der mit seinem Telefon abseits stand, runzelte gerade die Stirn: »Oh?«
In gespielter Selbstzufriedenheit verschränkte Julius die Arme hinter dem Kopf. »Vielleicht kann ich dir irgendwann mal ein bisschen Nachhilfe in topographischer Analyse geben, liebster Bruder. He, weißt du, was mein Codename sein könnte? Ana- lyser!«
»Aber klar doch. Und das kürzen wir dann zu Anal ab. Schick mal lieber den Standort an Jack und Wizard, Anal. Das wird ihnen gefallen. Ach ja, und wenn du schon dabei bist, richte Lily aus, dass ich im Überwachungsraum ihren Rucksack gefunden habe.
Sie muss ihn in der Eile liegen gelassen haben.«
»Mit dem allergrößten Vergnügen.« Julius tippte auf ein paar Tasten und dann gut gelaunt auf ABSCHICKEN.
Tank beendete währenddessen mit einem knappen »Yoros-hii, ima hairinasai« sein Gespräch.
Er kam zurück zu den Zwillingen.
»He Tank«, fragte Julius, »was würdest du von dem Codenamen Analyser für mich halten?«
Tank schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Das fände ich äußerst passend, mein junger Freund.«
»Also, wer kommt jetzt herein?«, fragte Lachlan Tank.
»Wie bitte?«
»Gerade hast du am Telefon gesagt, >Yoroshii, ima hairinasai. Das heißt so viel wie >In Ordnung, du kannst jetzt reinkommem.«
Tank stutzte. »Sprichst du etwa japanisch, Lachlan?«
»Ein bisschen. Ich hatte mal was mit einer japanischen Naturwissenschaftsstudentin. «
»Du hattest überhaupt nichts mit ihr«, mischte sich Julius gereizt ein. »Du hast ihr bloß in einem Chatroom geschrieben.«
Lachlan wurde rot. »Es gab da eine innere Verbindung, Anal. Und das gilt als >was miteinander haben<.«
Aus heiterem Himmel flog die Tür zu ihrem Arbeitsraum auf und einer ihrer SASWachposten wurde von einer schallgedämpften Gewehrsalve hineingeschleudert: Plop-plop-plop-plop-plop-plop!
Blut spritzte an die Wände und über Lachlans Brille. Der Körper des SAS-Soldaten schlug dumpf auf dem Boden auf.
Im nächsten Moment stürmten sechs schwarz gekleidete Männer in gebückter Haltung in den Arbeitsraum. Alle trugen sie in Sturmtrupp-Manier mit Schalldämpfern ausgerüstete MP-55N-Maschinenpistolen in der Armbeuge. Mit hinter Schutzbrillen verborgenen Augen zielten sie über die Gewehrläufe hinweg.
Während fünf der Eindringlinge die Zwillinge in Schach hielten, ging der Anführer der Gruppe ohne Umschweife auf Tank zu und zog seine Schutzbrille ab. Ein junges japanisches Gesicht kam zum Vorschein. »Professor Tanaka, wir haben einen Hubschrauber draußen. Was ist mit den beiden da?«
Auf die Köpfe der Zwillinge waren zwei Waffen gerichtet.
Lachlan und Julius erstarrten und wagten nicht zu atmen.
Eine kleine Ewigkeit betrachtete Tank die beiden brillanten jungen Männer, so als entscheide er gerade über ihr Schicksal: ob sie leben sollten oder sterben.
Schließlich sagte er: »Sie können uns immer noch sehr nützlich sein. Wir nehmen sie mit.«
Mit diesen Worten eilte Tank aus dem Arbeitsraum. Entschlossenen Schrittes marschierte er voran. Hinter ihm wurden
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