Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine
versucht hatten, auf seiner Farm den Feuerstein in ihre Gewalt zu bringen.
»Wenn man bedenkt, was auf dem Spiel steht«, sagte er, »die Ankunft der Dunklen Sonne und das mögliche Ende unserer Welt, dann kann ich mir schon vorstellen, dass manches Land große Risiken auf sich nimmt, um an diese Säulen heranzukommen und sie einzusetzen. Wir lernen ja nichts aus der Geschichte, aber eines lernt man doch: Wenn es um Dinge von großem Wert geht, dann werden Menschen alles daransetzen, sie zu besitzen.«
Im selben Moment wurde der Frachtraum in rotes Signallicht getaucht, und mehrmals ertönte ein Summer. In der Sprechanlage über Wests Kopf knackte es.
»Huntsman, wir erreichen gleich das Höhlensystem des Wu«, meldete sich Astro. »Voraussichtliche Landung in neun Minuten. Wir werden auf deren Radar aufleuchten wie ein gottverdammter Christbaum. Ich hoffe, dass es eine kluge Idee von Ihnen war, hier aufzutauchen.«
»Komm«, sagte West und stand auf. »Wir machen uns besser fertig. Das Ziel ist bewacht, und wir sind ganz oben auf deren Liste der meistgesuchten Verbrecher. Also müssen wir da auf die harte Tour rein und uns beeilen. Bleib immer dicht bei mir.
Wird Zeit, dass wir das zu Ende bringen, was du angefangen hast. Wird Zeit, dass wir uns den Stein des Philosophen holen.«
LAOTSES FALLE IM SYSTEM IM INNEREN DES HEXENBERGS PROVINZ SICHUAN, ZENTRALCHINA
5. DEZEMBER 2007
Oberst Mao Gongli fluchte laut.
In den vier Tagen, seit sie Max Epper gefangen genommen und zum Verhör nach Xintan gebracht hatten, war sein Trupp chinesischer Soldaten in dem unterirdischen Tunnelsystem, das Laotses legendären Stein barg, nicht nennenswert vorangekommen.
Hauptsächlich wurde ihr Fortkommen erschwert durch zahlreiche Vorrichtungen, die Eindringlinge abwehren sollten: Fallen!
Mao verfluchte sich. Er hätte es doch wissen müssen.
Seit über dreitausend Jahren waren chinesische Grabmale schon berühmt für ihre genialen Fallensysteme. Der Grabkomplex des Kaisers Qin in Xian zum Beispiel, wo man die berühmte chinesische Terrakotta-Armee gefunden hatte, war gespickt mit automatischen Armbrüsten und »Mordlöchern«, aus denen sich Öl und flüssiger Teer auf die nichtsahnenden Archäologen ergossen hatten.
Aber die Fallen dieses Systems gehörten in eine noch höhere Kategorie, besser als alles, was Mao je gesehen hatte, ebenso schlau wie heimtückisch.
Er hatte bereits neun Männer verloren, allesamt auf entsetzliche Weise.
Die ersten drei, die sterben mussten, hatten noch nicht einmal die erste Schwelle des Fallensystems überwunden: einen kreisrunden Durchgang in der Mauer. Plötzlich hatte dieser Durchgang sich gedreht und jeden der drei Männer eingeschlossen. Dann war aus dem Hohlraum darüber eine ekelhaft riechende, gelbliche Flüssigkeit auf den Eingeschlossenen getropft, die ihm die Haut verätzte. Mao wusste nun, dass es sich dabei um eine einfache Art von Schwefelsäure handelte. Die Männer hatten die Tür schließlich mit C-2-Plastiksprengstoff zertrümmert und waren in eine Innenkammer vorgedrungen, deren einziger weiterer Ausgang eine Art Tunnelrohr am anderen Ende war.
Der nächste Todgeweihte hatte sich auf den Bauch gelegt und war durch das Rohr gekrochen, bis plötzlich ein eiserner Spieß mitten durch sein Herz fuhr, hervorgekommen aus einem harmlosen Loch im Boden. Quälend langsam hatte er sich in den Mann gebohrt und war hinten am Rücken wieder ausgetreten.
Zwei weitere Männer ereilte ein ähnliches Geschick; es erwischte sie aus anderen Löchern im Boden des Tunnels. Dann hatte Maos erster Offizier die Idee, schnell härtenden Beton in die tödlichen Löcher zu schütten und sie so zu versiegeln.
Also wurde nach Zement geschickt, der schließlich vom hundert Meilen entfernt liegenden Drei-Schluchten-Damm ankam. Nach zweitägigem Warten konnten sie den Tunnel endlich passieren.
Doch weitere Männer verloren sie in der nächsten Kammer, einer langen und prächtigen Vorhalle, die leicht abschüssig war und zu deren beiden Seiten stumme Terrakotta-Statuen aufgereiht standen.
Einer der Soldaten war gestorben, als ein Terrakotta-Krieger dem unglückseligen Kerl plötzlich aus seinem weit aufgerissenen Mund flüssiges Quecksilber ins Gesicht gespien hatte. Der Gardist hatte entsetzlich aufgeschrien, als das Quecksilber in seine Augen kam. Die dicke Flüssigkeit hatte jede Pore in seinem Gesicht verklebt und vergiftete langsam sein Blut. Stunden später starb er unter
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