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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Zeit über wie eine Ertrinkende an ihre Mutter geklammert.
    Die erste Woche zu Hause hatten sie alle kaum geschlafen. Josephina wollte die Augen nicht zumachen, weil sie Angst hatte, die unheimliche Frau könne kommen und sie holen. Marina tat ihr Bestes, ihr diese Angst zu nehmen, und nach einer Weile klappte es einigermaßen mit dem Einschlafen, auch wenn Josephina immer wieder weinend aus Alpträumen hochschreckte. Erst hatten Phil und Marina ihr Kinderbett ins Elternschlafzimmer gestellt, damit sie immer in Josephinas Nähe waren, aber schließlich nahmen sie sie kurzerhand mit zu sich ins Bett.
    Und Josephina weigerte sich, Lady aus der Hand zu geben. Marina hatte versucht, ihr den Hund in einem unbemerkten Moment abzuluchsen, um ihn zu waschen – ein aussichtsloses Unterfangen. Lady stank und starrte vor Dreck, aber Josephina liebte das Tier heiß und innig.
    Marina sollte es recht sein.
    Eines Abends, als Josephina nach langem Hin und Her endlich schlief, saßen Marina und Phil im Wohnzimmer und versuchten, einen ganz normalen Abend miteinander zu verbringen. So zu tun, als sei alles wieder wie früher.
    »Es ist ganz klar, dass sie verängstigt ist«, meinte Phil. »Nach allem, was sie durchgemacht hat.«
    »Ja«, antwortete Marina.
    »Denkst du, sie ist … na, du weißt schon – für den Rest ihres Lebens traumatisiert?«
    Marina zuckte mit den Schultern. »Ich will es nicht hoffen. Du und ich, wir hatten eine wesentlich schlimmere Kindheit und sind doch trotzdem ganz gut geraten.«
    »Aber wir hatten viel Glück«, gab Phil zu bedenken. »Wir haben einen Weg aus dem Elend gefunden.«
    »Das stimmt. Dann ist es jetzt eben unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Josephina nicht auf Glück angewiesen ist. Kinder sind widerstandsfähig, sie stecken vieles weg. Aber natürlich kann so ein Trauma wie dieses schweren seelischen Schaden anrichten. Sehr schweren. Selbst wenn sie alles verdrängt, es unter all den anderen Erinnerungen vergräbt, die sie im Laufe ihres Lebens noch ansammeln wird – so etwas geht niemals spurlos an einem vorüber. Irgendein ungutes Gefühl bleibt immer.«
    »Müssen wir uns deshalb Sorgen machen?«
    »Ich weiß nicht. Ich denke, wir sollten einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Und in der Zwischenzeit für sie da sein, damit sie sich geborgen und geliebt fühlt. Falls es schlimmer wird und wir den Eindruck haben, dass sie professionelle Hilfe braucht, können wir immer noch mit ihr zu einem Spezialisten gehen. Fürs Erste sollten wir vielleicht einfach Geduld haben und alles tun, was wir können, um ihr darüber hinwegzuhelfen.«
    Phil sagte nichts.
    »Wir können für sie da sein«, sprach Marina weiter. »Wir leben noch. Das ist die Hauptsache. Solange wir leben, gibt es Hoffnung.«
    »Und der Mensch vergisst vieles«, setzte Phil hinzu. »Erinnerungen verblassen. Schmerzen lassen nach. Nur so kann der Mensch weiterleben.«
    Sie sah ihn an und fragte sich, ob er dabei ausschließlich an Josephina oder wohl auch an seinen Vater gedacht hatte.
    Sie schwiegen.
    124 Im Obergeschoss des King’s Head, inmitten der Trauernden und Feiernden und zwischen den an die Wände projizierten Fotos von Don, standen Phil und Marina wie eine kleine Insel im Sturm.
    Franks sah zu ihnen hinüber und nickte. Er machte keinerlei Anstalten, sich zu ihnen zu gesellen, was Marina nicht weiter verwunderte.
    Franks war wegen ihres Alleingangs in Wrabness unglaublich wütend auf sie gewesen. Gleich am nächsten Tag hatte er sie in sein Büro zitiert und ihr nicht einmal einen Stuhl angeboten. Er selbst hatte zunächst hinter seinem Schreibtisch gesessen, war aber so aufgebracht, dass er schließlich aufsprang und ihr eine Standpauke hielt.
    »Können Sie mir bitte erklären, was um alles in der Welt Sie sich dabei gedacht haben? Das war ein polizeilicher Zugriff. Sie sind Mitglied dieses Teams und haben eine direkte Dienstanweisung missachtet.«
    Marina ließ seine Wut kalt. »Ein Glück. Wenn ich gewartet hätte, bis Sie auftauchen, wäre meine Tochter jetzt vielleicht tot.«
    Franks kniff die Lippen zusammen, erwiderte zunächst jedoch nichts. »Wir waren wenige Minuten nach Ihnen vor Ort«, erklärte er dann. »Und nicht genug damit, dass Sie eine Polizeiaktion gefährden, nein, dann entfernen Sie sich auch noch unerlaubt vom Tatort. Dem Tatort eines Mordes, wohlgemerkt. Mit einer Toten und zwei Schwerverletzten.«
    »Meine Tochter hat mich gebraucht. Und wie Sie gerade eben festgestellt

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