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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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mehr aus ihm herausbekommen würde, und ließ das Thema fallen. »Pass gut auf dich auf. Du weißt, wo ich bin, falls du mich brauchst.«
    Er nickte.
    »Und Sandro … danke. Ehrlich. Ich danke dir von ganzem Herzen. Ohne dich hätte …«
    Er schloss sie in die Arme. Sie schwiegen.
    Sie brachten beide vor Rührung kein Wort heraus.
    126 »Bist du so weit? Wollen wir dann los?«, fragte Mickey.
    Anni nahm ihr Glas. »Ich trinke nur noch schnell aus.«
    »Wenn wir jetzt nicht verschwinden, sitzen wir die ganze Nacht hier.« Mickey ließ den Blick durch den Raum schweifen. Polizisten und Ex-Polizisten rüsteten sich für einen langen Abend. Von Alkohol und Kameradschaft beseelt, gaben sie Abenteuerliches zum Besten, alte Anekdoten wurden hervorgekramt und abgestaubt, um noch einmal in der Runde präsentiert zu werden.
    Anni schaute lächelnd zu ihm auf.
    Er liebte dieses Lächeln. Hoffte, dass er nie genug davon bekommen würde. Und dass sie nie genug davon bekommen würde, ihn anzulächeln.
    Die letzten paar Tage hatten sie an ihren Berichten gearbeitet. Sie wollten, dass alles so wasserdicht wie möglich war, bevor sie den Fall dem Staatsanwalt übergaben. Michael Sloane sah einer langjährigen Haftstrafe entgegen. Die Beweislast gegen ihn war erdrückend. Mickey und Anni bezweifelten, dass er nach dem Prozess noch viele Freunde haben würde.
    Mickey hatte gehört, dass Sloane angeblich mit dem Gedanken spielte, auf unzurechnungsfähig zu plädieren. Wenn er damit durchkam, würde er zwar nicht ins Gefängnis müssen, dafür aber den Rest seines Lebens in einer geschlossenen Anstalt verbringen. Und er würde sein Vermögen verlieren. In jedem Fall würde er nicht in Freiheit sterben.
    Dass seine Schwester nicht zurechnungsfähig war, stand hingegen zweifelsfrei fest. Was sie anging, war der Fall mehr oder weniger klar.
    »Und der Halbbruder bekommt das ganze Geld«, hatte Anni gesagt, als er ihr davon berichtet hatte.
    »Wahrscheinlich. Hoffentlich besorgt er sich ein paar gute Finanzberater, sonst wird er noch ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.«
    Der Golem, wie der graue Riese sich augenscheinlich nannte, war ins Krankenhaus eingeliefert worden. Aufgrund seiner schweren Verletzungen und des gefährlichen Drogencocktails, den er im Blut hatte, rang er mit dem Tod. Sie hofften inständig, dass er durchkam. Er hatte sich für eine Vielzahl von Morden zu verantworten.
    »Wer ist der Kerl eigentlich?«, hatte Anni gefragt.
    Mickey hatte die Achseln gezuckt. »Irgendein Auftragskiller aus Osteuropa. Nichts Besonderes.«
    Damit war der Fall für sie abgehakt. Bis auf einen Anruf von Jessie James einige Tage später.
    »Wie geht’s Ihnen denn?«, erkundigte er sich.
    »Ach, na ja. Sie wissen schon«, antwortete sie leichthin. »Der Arm ist in Gips und juckt wie Sau. Ansonsten ganz passabel.«
    »Sie sind nicht die Einzige. Durch den Schlag mit der Eisenstange habe ich mir die Schulter angeknackst. Ich trage auch Gips.«
    »Hört sich nach Zwillingen an«, meinte sie.
    »Und wie läuft’s sonst so bei Ihnen?«
    »Ganz gut.« Sie klang verhalten. »Ich habe ein bisschen Urlaub genommen. Mache lange Strandspaziergänge in Aldeburgh. Denke viel nach.«
    »Tja, so ist das«, sagte Mickey. »Wenn man ganz knapp dem Tod von der Schippe springt, bringt einen das ins Grübeln.«
    »Klingt, als würden Sie sich damit auskennen.«
    Er lachte leise auf. »Wir haben eben einen gefährlichen Beruf.«
    »Ja.« Sie berichtete ihm von Helen Hibbert, der Frau, mit der sie im Container eingesperrt gewesen war. »Sie will die Polizei wegen Fahrlässigkeit und psychischer Grausamkeit verklagen und weiß der Geier, was sich ihr Rechtsverdrehter sonst noch so einfallen lässt.«
    Mickey lachte. »Na, dann viel Glück.« Er zögerte. Er hatte das Gefühl, als wolle sie noch etwas sagen, traue sich aber nicht. »Also geht es Ihnen so weit gut.«
    »Ja, ich … stehe vor ein paar wichtigen Entscheidungen. Gebe mir Mühe, die Finger vom Alkohol zu lassen.«
    »Dann hoffe ich, dass Sie die richtigen Entscheidungen treffen.«
    »Ich auch. Was ich nicht will, weiß ich schon ziemlich genau. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, was ich will  – leider ist das der schwierige Teil, wie ich festgestellt habe.«
    Anni stellte schwungvoll ihr Glas ab und riss Mickey damit aus seinen Gedanken.
    »Können wir?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Dann lass uns nach Hause gehen.«
    127 Reden, reden, immer nur reden. Stuarts Leben schien aus gar nichts anderem mehr

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