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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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Stiefelsohle.
    Satipo war aschfahl geworden und schien einer Ohnmacht nahe zu sein. Indy griff nach ihm und hielt ihn am Arm fest, bis er sich erholt hatte. Dann zeigte der Archäologe den Korridor hinunter zu einem kleinen Raum vor ihnen, einer Kammer, die erhellt war durch einen einzelnen Sonnenstrahl, der durch ein Loch in der Decke hereinfiel. Die Taranteln waren vergessen; Indy wußte, daß andere Gefahren lauerten.
    »Genug, Señor«, stöhnte Satipo. »Kehren wir um.« Indy würdigte ihn keiner Antwort. Er hielt den Blick auf die Kammer gerichtet. Sein Gehirn arbeitete und rechnete, seine Einfallskraft half ihm, sich in die Gehirne der Wesen hineinzudenken, die vor so langer Zeit diesen Bau errichtet hatten. Sie mußten Wert darauf gelegt haben, die Schätze des Tempels zu schützen. Sie mußten Hindernisse und Fallen erwogen haben, um dafür zu sorgen, daß kein Fremder je in das Innerste des Tempels gelangte.
    Er trat näher heran, beherrscht von der instinktiven Vorsicht des Jägers, der im Wind Gefahr wittert, der Gefährdung spürt, bevor er Anzeichen dafür sehen kann. Er bückte sich, betastete den Boden, fand einen dicken Unkrautstengel, riß ihn heraus -hob den Arm und warf die Pflanze in die Kammer.
    Den Bruchteil einer Sekunde lang geschah nichts. Dann kam ein leise surrendes Geräusch, ein Knarren, und die Wände der Kammer schienen aufzubrechen wie riesige Kiefer, wie das Maul eines gigantischen Hais, und schnappten in der Mitte des kleinen Raumes krachend zusammen. Indiana Jones lächelte. Er wußte die Mühen der Tempelbauer, die Verschlagenheit dieser grauenhaften Falle zu schätzen. Der Peruaner fluchte halblaut vor sich hin und bekreuzigte sich. Indy wollte etwas sagen, als er an den mächtigen Zähnen des Steingebisses etwas stecken sah. Es kostete ihn nur einen Augenblick, um zu erkennen, was von dem scharfkantigen Metall dort zerschlitzt worden war. Forrestal.
    Halb Skelett, halb Mumie. Das Gesicht auf groteske Weise erhalten geblieben durch die Temperatur in der Kammer, die qualvolle Überraschung noch sichtbar, wie zur Warnung für jeden anderen festgeprägt, der den Wunsch haben mochte, den Raum zu betreten. Forrestal, durchbohrt an Brust und Lenden, schwarzgewordenes Blut am Buschkhaki, Todesflecken. Mein Gott, dachte Indy. Niemand hatte es verdient, so zugrunde zu gehen.
    Niemand. Trauer erfaßte ihn.
    Du bist da einfach hineingetappt, Freund. Du spieltest in einer viel zu hohen Klasse. Du hättest im Hörsaal bleiben sollen. Indy schloß kurz die Augen, dann trat er in die Kammer, zerrte die Überreste des Mannes von den spitzen Dornen und legte die Leiche auf den Boden.
    »Sie kannten diesen Menschen?« fragte Satipo.
    »Ja, ich kannte ihn.«
    Der Peruaner bekreuzigte sich wieder.
    »Ich glaube, wir sollten lieber nicht weitergehen, Señor.«
    »Sie werden sich von einer solchen Kleinigkeit doch nicht entmutigen lassen, wie?« Indy schwieg plötzlich. Er sah, wie die Metallspieße sich langsam zurückzogen und in die Wände glitten, aus denen sie gekommen waren.
    Er bestaunte die einfache Mechanik der Anlage - einfach und tödlich.
    Indy lächelte den Peruaner an und berührte kurz seine Schulter. Satipo schwitzte stark und zitterte am ganzen Körper. Indy trat in den Raum hinein, ein wachsames Auge auf die Dornen gerichtet, deren Spitzen in die Wände zurückklappten. Nach einiger Zeit folgte ihm der Peruaner, halblaut vor sich hin brummend. Sie durchquerten die Kammer und erreichten einen geraden Korridor von etwa fünfzehn Meter Länge. Am Ende des Ganges war eine Tür zu sehen, die erhellt war vom Sonnenlicht, das aus der Decke hereindrang.
    »Wir sind ganz nah«, sagte Indy, »so nah.«
    Er studierte noch einmal den Plan und klappte ihn zusammen, nachdem er sich die Einzelheiten eingeprägt hatte. Er setzte sich nicht sofort in Bewegung. Seine Augen suchten die Umgebung nach weiteren Gefahren, nach zusätzlichen Fallen ab.
    »Es sieht ungefährlich aus«, meinte Satipo.
    »Genau das macht mir Angst, mein Freund.«
    »Es ist ungefährlich«, wiederholte der Peruaner. »Gehen wir.«
    Satipo, plötzlich von Eifer erfaßt, trat vor.
    Und erstarrte, als sein rechter Fuß im Boden versank. Er stürzte nach vorn und schrie gellend auf. Indy handelte sofort, packte den Peruaner am Gürtel und zog ihn heraus. Satipo sank erschöpft zu Boden.
    Indy blickte auf den Boden, in dem der Peruaner eingebrochen war. Spinnweben, ein vielfältig verschlungenes Gewebe von Spinnennetzen, uralt,

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