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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verstecken.
    »Die Papiere sind im Tresor, Sabine.«
    »Ja, ich weiß, Mama. Ich hab auch Omas Ohrring hineingelegt.«
    »Ohrring?«
    »Du weißt doch, die kleine Kreole, die sie immer trug. Sie hat sie mir geschenkt. Ich darf sie doch behalten?«
    »Ja, ja, sicher. Aber ich möchte nicht, dass du dir Ohrlöcher stechen lässt, Sabine.«
    »Mama, kannst du dir nicht endlich angewöhnen, mich Felina zu nennen?«
    »Nein, Sabine. Wir haben uns für diesen Namen entschieden, und so heißt du nun mal.«
    »Und ich entscheide mich für Felina. Oma hat mich so genannt, und ich möchte so heißen.«
    »Und ich möchte meine Tochter weiterhin Sabine nennen.«
    »Dann tu das, Mama, aber alle meine Freunde nennen mich jetzt schon Feli. Ihr könnt das sowieso nicht ändern, ihr hängt ja die ganze Zeit in China rum.«
    »Sab…«
    »Ich höre einfach nicht mehr drauf, okay?«
    Sprach’s und verließ den Raum.
    Mama war ebenfalls aus dem Raum gefegt, und die Tür war hinter ihr zugefallen.
    Majestät nickte beeindruckt. Das Mädchen hatte Biss. Nur schade, dass sie den Ring nicht an sich genommen hatte. Mit ihr hätte sie sich schon irgendwie einigen können. Diese Frau, ihre Mutter, dazu zu überreden, den Tresor aufzumachen – das überstieg ihre derzeitigen Fähigkeiten allerdings um ein Vielfaches. Nicht jedoch das Öffnen einfacher Türen. Majestät hängte sich an die Klinke, schaukelte daran, und schon sprang die Tür auf.
    Dummerweise stand Mama noch im Flur, und als sie ihrer ansichtig wurde, fing sie an zu lärmen, was die verflohte Streunerkatze hier im Haus wollte. Um den spitzen Absätzen der Frau unbeschadet zu entkommen, rannte Majestät zur Haustür, die ihr von Felina zuvorkommend geöffnet wurde.
    Unter einem Busch hielt sie inne, um nach Luft zu schnappen, und stellte sich verwundert die Frage, was Gesa, die Katzenfreundin, da nur für eine unnatürliche Gefährtin für ihren Sohn ausgesucht hatte. Es sah nicht so aus, als ob eine Katze in diesem Haushalt willkommen war, also würde sie wohl doch die nächsten zehn Tage abwarten müssen, bis Hilfe aus Trefélin kam.
    Der Wald um den Dolmen herum schien ihr nicht der schlechteste Aufenthaltsort zu sein.
    Wenigstens die Mäuse waren dort aromatisch und fett.

5. Prüfung
    Im Land Trefélin blühten die Lauben. Über dem ganzen Tal lag ein leichter Blumenduft, und das Summen und Brummen der Hummeln und Bienen übertönte beinahe das Schnurren seiner Bewohner.
    Nicht alle lagen indes auf dem weichen grünen Gras zwischen den Lauben, um sich von der Frühlingssonne den Pelz wärmen zu lassen. Nefer, der junge Kater, stupste die dösende Che-Nupet an, die sich genüsslich ihren flauschigen Bauch bescheinen ließ und dabei Vorder- und Hinterbeine in die Luft gestreckt hatte.
    »Mafed ist zurück«, sagte er.
    Die rotbraune Katze blinzelte ihn träge an.
    »Und?«
    »Majestät nicht!«
    Wusch – schon stand Che-Nupet auf allen vier Pfoten.
    »Woher weißt du das?«
    Nefer zuckte mit dem Schwanz.
    »Hab ihn gesehen. Er ist auf dem Weg zu Amun Hab.«
    »Ich auch.«
    »Du hast Dienst.«
    »Du nicht?«
    »Nein.«
    Nefer schoss voran. Er war ein sehniger Kater mit kurzem, schwarzem Fell, das im Licht blaue Funken zu versprühen schien. Che-Nupet hingegen neigte zur Molligkeit, was ihr dichtes, langhaariges Fell auch noch betonte. Sie trabte gemächlich, wie es ihre Art war, hinter dem Kater her.
    Eigentlich, dachte Nefer, hätte er Che-Nupet gar nicht sagen müssen, dass Mafed alleine aus der Menschenwelt zurückgekommen war. Es war nur so, dass er nie der Versuchung widerstehen konnte, die faule, ewig dösende und sich an den wärmsten Plätzen herumlümmelnde Kätzin zu irgendeiner Bewegung zu veranlassen. Aber was machte es schon, wenn sie sich ebenfalls bei dem Weisen einfand. Amun Hab würde sie schon fortscheuchen, wenn er sie nicht dabeihaben wollte.
    Ihm, Nefer, würde er es sicher erlauben; schließlich galt er als einer der besten Scholaren, die der Weise je gehabt hatte.
    Nefer selbst würde sich nicht als eingebildet bezeichnen, seine Freunde taten es gelegentlich. Es störte ihn nicht.
    Das südliche Laubental zog sich entlang des Mittelgrats, einem langen, schmalen Gebirgszug, der sich vom Süden bis hier in den Norden erstreckte und eben hier seine letzten Ausläufer hatte. Dem nördlichsten Berg, dem Menez Penn, entsprang der Dour Siron, ein klarer Bach, der sich in einem hohen Wasserfall in den Lind Siron ergoss. An diesem beinahe kreisrunden See

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