Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
besser. Na ja, zumindest sehen konnte er halbwegs wieder.
Und was er sah, hob seine Laune nicht. Von den Scheinwerfern des Jeeps beleuchtet trat der Förster gerade das Feuer aus und musterte mit grimmiger Miene die Schmierereien an dem Dolmen.
Dann ihn.
»Prima Freunde! Auf die kann man sich verlassen, was?«
Gott, klang das höhnisch.
»Wie heißen Sie?«
»Geht Sie nichts an.«
»Doch, das geht mich ziemlich viel an. Ihre Papiere, wenn ich bitten darf.«
»Dürfen Sie nicht.«
»Dann werde ich die Kollegen von der Polizei verständigen. Aber ich bin ebenso befugt, Ihre Personalien aufzunehmen, junger Mann.«
Scheiße, aber das war er wohl. Mutter würde dampfen, wenn die Blauen bei ihr vor der Tür ständen. Finn fummelte die Brieftasche aus der Jeans und reichte dem Förster seinen Führerschein. Der setzte sich in seinen Jeep und schrieb sorgfältig die Daten ab. Kurz erwog Finn, sich auf seinen Roller zu werfen und einfach abzuhauen, aber dann trat er doch nur von einem Bein auf das andere und blieb stehen. Verdammt, was taten ihm die Rippen weh. Und die Lippe war auch aufgeplatzt. Und überall war Dreck.
»Hier, Ihre Papiere, Herr Kirchner. Ihnen ist klar, dass diese Verunstaltung eines historischen Denkmals eine Anzeige nach sich ziehen wird? Vielleicht möchten Sie mir die Namen Ihrer – Freunde – nennen?«
»Nein.«
»Gut.«
»Kann ich jetzt fahren?«
»Nein, Herr Kirchner. Das Befahren des Waldes ist Unbefugten nicht erlaubt. Sie können mit einer weiteren Anzeige rechnen, wenn ich Sie dabei beobachte. Ich will mal großzügig sein und annehmen, dass Sie den Roller ebenso hierhin geschoben haben, wie sie ihn auch wieder aus dem Wald schieben werden.«
Es war alles nur Scheiße. Wirklich. Und das wegen dieser dämlichen Streunerkatze.
Der Förster ging zu seinem Jeep, und Finn hinkte zu seinem Roller. Er trat den Ständer los und schob den Roller auf den Pfad.
Der Jeep startete, die Scheinwerfer beleuchteten den Weg, und Finn sah etwas vor dem Vorderrad glitzern.
Vermutlich ein Kronkorken.
Besser, er hob ihn auf, bevor er noch wegen Waldverschmutzung drankam.
Aber es war kein Korken. Es war ein Anhänger. Genau genommen ein Lederband mit einem silbernen Kreuz. Das mochte wohl ein Mädchen hier verloren haben. Finn steckte es ein. Dann schob er mühsam und unter Schmerzen den Roller durch den Wald.
4. Majestät sucht ihr Ankh
Majestät war stinkig.
Majestät saß auf dem schwankenden Ast der Eiche und dünstete brodelnde Wut aus.
So ging man nicht mit ihr um. Niemand. Kein Mensch und kein Tier.
Da unten verprügelten sich die Zweibeiner jetzt gegenseitig. Gut so!
Aber sie saß hier oben und knurrte.
Das Ankh war weg.
Das viel zu lange Lederband war ihr vom Hals gerutscht, der Anhänger ihr aus dem Fang gefallen. Und damit saß sie in der Falle.
Und damit war sie gezwungen, in dieser unwürdigen Gestalt einer kleinen Hauskatze zu verharren.
Und damit war ihr der Weg durch den Dolmen versperrt.
Rattenkacke.
Und zwar ein riesiger Haufen davon!
Immerhin, Mafed hatte es geschafft. Er war vor ihr durch die Steine gesprungen, als die Jungmenschen kamen. Sie aber war mit dem dämlichen langen Lederband in einer Brombeerranke hängen geblieben, weshalb dieser Flachkopf es geschafft hatte, sie in der Jacke zu fangen.
Sie – Bastet Merit, die Königin von Trefélin!
Entwürdigend, so was.
Sie fauchte, und ein Käuzchen im Nachtanflug stürzte vor ihr ab.
Jetzt kam noch so ein Mensch dazu, und die Tröpfe da unten ergriffen die Flucht. Bis auf den, den sie verdroschen hatten.
Der Mann verpasste dem Wurm eine weitere Abreibung, wie es schien, und endlich schob der ab.
Der ältere Mensch ebenfalls.
Majestät wartete noch eine Weile, bis die nächtliche Ruhe wiederhergestellt war und das irdische Tierreich seinen Gewohnheiten nachging. Dann machte sie sich an den Abstieg von ihrem hohen Zufluchtsort.
Es stank unten am Dolmen. Die Farbe, die die Menschen versprüht hatten, verbreitete einen stechenden Geruch, die Motoren ihrer Gefährte einen verbrannten, und der Junge, den sie verprügelt hatten, hatte Angstdunst hinterlassen.
Aber damit kam sie zurecht. Viel wichtiger war es, den Anhänger wiederzufinden.
Sie witterte.
Nichts.
Sie stöberte in der Nähe des Brombeergebüschs, wo sie ihn verloren hatte.
Nichts.
Sie umschlich den Dolmen.
Nichts.
Sie zog immer weitere Kreise um die Stätte herum.
Nichts.
Wo war das Ankh?
Hatte es einer von denen etwa an sich
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