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Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)

Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)

Titel: Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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tun, was Du tust. Du musst einfach für die Schwachen in der Gesellschaft eintreten. Für Leute, die nicht für sich selber kämpfen können. Das macht Dich sehr besonders. Denn es gibt nicht viele von deiner Sorte. Ich weiß noch genau wie ich Dich kennengelernt habe. Ich kam damals mit dem Zug in Karlsruhe an, um dort mein Studium zu beginnen. Es war schon ziemlich spät am Abend, und der Bahnhof war fast menschenleer. Vom Aufgang zu den Gleisen her kamen mir vier angetrunkene Skinheads entgegen. Ich versuchte, ihnen noch auszuweichen, aber auf dem schmalen Streifen zwischen den Gleisen hatte ich keine Chance.
    Sie pöbelten mich an und schubsten mich hin und her. Dann wollten sie, dass ich ihnen Geld gebe. Als ich mich weigerte, schlug mir einer von ihnen mit der Faust ins Gesicht. Meine Brille fiel herunter und ging zu Bruch. Du weißt ja, ohne Brille bin ich fast blind. Ich versuchte, sie wieder vom Boden aufzuheben. In dem Moment, als ich mich bückte, merkte ich, wie mich ein weiterer schwerer Schlag ins Gesicht traf. Alle vier sprangen auf mich zu und hielten mich fest. Dann durchsuchten sie mich nach Geld. Ich schrie, und immer wieder bekam ich Faustschläge und Tritte in den Magen und ins Gesicht. Irgendwie habe ich es geschafft, meine kaputte Brille zu bekommen und sie aufzusetzen.
     
     
    Auf dem Gleis gegenüber fuhr ein Zug ein, aus dem ein paar vereinzelte Leute ausstiegen. Ich rief, so laut ich konnte, um Hilfe. Die Skinheads traten wieder gegen meinen Kopf und in die Nieren. Die Leute vom anderen Gleis taten einfach so, als hörten sie nichts, und gingen Richtung Ausgang. Dann, ich sehe dieses Bild heute noch so oft vor mir, stieg jemand aus dem Zug. Der Mann trug einen Seesack auf dem Rücken. Dieser Mann warst Du, Marcus. Du hast mich direkt angesehen. In dem Moment trafen mich auch schon wieder die Tritte. Ich konnte nur noch schemenhaft erkennen, wie Du deinen Seesack hast fallen lassen und wie Du dann in mächtigen Sätzen über die Gleise gesprungen kamst. Du bist einfach mit den Füßen voran in die Gruppe der Skinheads gesprungen, die völlig perplex waren. Ich glaube, es hat danach keine zehn Sekunden gedauert, bis zwei von ihnen am Boden lagen und die anderen beiden das Weite suchten. So was habe ich noch nie gesehen. Ich bin noch nie einem Menschen begegnet, der so ohne Zögern eingreift, um einem ihm völlig Fremden zu helfen.
    Danach hast Du versucht, mir aufzuhelfen. Ich konnte nicht mal mehr stehen. Du nahmst mich kurzerhand auf den Arm und hast mich so bis zum nächsten Taxi getragen. Wir fuhren ins Krankenhaus, und Du hast dort solange gewartet, bis man mich wieder einigermaßen zusammengeflickt hatte. Du hast mir erzählt, dass du in Karlsruhe ein Zimmer suchen und dort studieren wolltest. Ich hatte zu der Zeit schon eins und bot dir an, zunächst bei mir zu wohnen. Ja, und so wurdest Du für mich der beste Freund, den ich jemals hatte. Für das, was Du damals getan hast, bin ich Dir auf ewig dankbar. Ich vermute, die hätten mich sonst totgeschlagen. Verdammt … und genau aus diesem Grund, weil Du bist, wie Du bist, … hast Du den richtigen Job, und viele Menschen können froh sein, dass es einige wenige von deiner Sorte gibt.«
     
    Fast ein bisschen wehmütig sah Kerner seinen Freund an. Ja, er erinnerte sich genau. So hatten sie sich damals kennengelernt. »Sam, Du warst schon immer mein größter Motivator. Vielleicht hast Du recht. Es gibt eben Momente in meinem Leben, in denen ich nicht weiß, ob es wirklich richtig ist, was ich tue. Alles könnte so viel einfacher sein. Eines aber ist gewiss. Wenn alle immer nur die Augen verschließen, versinken wir irgendwann in Gewalt und Anarchie. Also werde ich weiter machen, auch wenn es mir manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen erscheint.« Kerner atmete tief durch und wischte die letzten trüben Gedanken aus seinem Kopf. »Also mein Freund, dann versuchen wir beide doch jetzt mal, einigen Leuten kräftig auf die Füße zu treten. Du bist der Kopf und ich der Hammer. So wie in alten Zeiten.« Sam nickte und lachte. »So mag ich das. Also dann, wie in alten Zeiten, Don Camillo , lass uns anfangen.«

14
     
    Kriminalrat Herzog saß in seinem Büro, als Christa zu ihm hereinkam. »Chef, die Untersuchung des Metallsplitters, der an der Leiche aus dem Sarg entdeckt wurde, ist abgeschlossen. Professor Dörner aus Wien hat uns die Ergebnisse zukommen lassen.« Herzog sah auf. »Danke, Christa. Geben Sie mir die Unterlagen bitte

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