Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
die wir aussondieren und an denen du deine Ermittlungen ansetzen kannst. Also mein Freund, schwing den Griffel. Du wirst einiges zu schreiben haben. Noch was, ich werde den Fall nicht durch meine Abteilung bearbeiten lassen, sondern mich um alles, was damit im Zusammenhang steht, persönlich kümmern. Du kannst also sicher sein, dass von hier aus nicht das Geringste nach außen dringt. Morgen schaffe ich in meinem Büro ein bisschen Platz. Wir können die nächsten Tage direkt zusammenarbeiten.« Kerner nickte. »Ich wusste, dass ich mich auf Dich verlassen kann, Sam.
Dann werd ich mir jetzt mal ein Zimmer in der Stadt besorgen und noch ein paar Telefonate führen.« Sam war verdutzt. »Was heißt hier Zimmer suchen? Du wohnst natürlich, solange du hier bist, bei uns und keine Widerrede! Meine Frau kocht mein Freund ... du willst nachher gar nicht mehr weg. Ich werde Dich also irgendwann rauswerfen müssen. Außerdem musst Du Lisa ja auch erst noch kennenlernen. Schade, dass Du wegen dem Auslandseinsatz damals nicht bei unserer Hochzeit sein konntest. Sie hatte sich riesig auf Dich gefreut. Ich habe ihr schon so viel von unseren gemeinsamen Zeiten erzählt, dass Du schon fast so etwas wie ein nie anwesendes Familienmitglied bist.«
Wie zu seiner Entschuldigung hob Kerner die Arme an. »Ich wäre wir klich gerne dabei gewesen aber Du kennst doch unseren Job. Dafür freue ich mich umso mehr, dass wir jetzt, wenn auch unter nicht ganz so erfreulichen Umständen, endlich die Gelegenheit haben, ein paar Tage miteinander zu verbringen. Wir haben uns viel zu erzählen.« Sam grinste schelmisch. »Na dann fangen wir doch gleich mal damit an. Was passiert denn eigentlich so in deinem Liebesleben?« Kerner war überrascht von der Frage. Hatte er sich doch über diesen Teil seines Lebens schon lange keine Gedanken mehr gemacht. Aus gutem Grund. Für einen Augenblick versank er in seinen Gedanken. "Weißt du, Sam, ich glaube, ich habe einen Job, in dem es einfach nicht ratsam ist, eine feste Bindung einzugehen. Ich war ungefähr ein Jahr lang mit einer Frau zusammen. Am Anfang dachte ich, es wäre irgendwie mit meinen Einsätzen zu vereinbaren. Aber ich merkte schnell, wie sehr sie darunter litt, oft nicht zu wissen, wo ich gerade bin, ob es mir gut geht oder wann ich zurückkomme. Und ich habe noch etwas gemerkt, ... dass es mich angreifbar macht. Ihr wurde, als ich in einem Fall von Schutzgelderpressung ermittelte, mehrfach in anonymen Anrufen mit ziemlich üblen Sachen gedroht. Als ich wieder einmal bei einem Auslandseinsatz war, hatte man ihr auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums aufgelauert. Jemand hielt ihr eine Pistole mitten ins Gesicht und drückte ab. Es war eine Wasserpistole, und der Mann verschwand auch sofort wieder. Er sagte ihr nur, dass, wenn ich weiter in dem Fall ermitteln würde, beim nächsten Mal kein Wasser sondern Blei in der Waffe sei. Völlig aufgelöst rief sie mich an. Ich kam mit der nächstmöglichen Maschine nach Hause zurück und setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um etwas heraus zu bekommen. Innerhalb kürzester Zeit machte ich einen unglaublichen Druck in der Szene. Die Drohungen hörten auf.
Eines aber wurde mir durch diese Sache bewusst. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde und meine Arbeit der Anlass dafür wäre. So wurde unsere Beziehung zusehends belastet , und schließlich haben wir uns getrennt. Sie ist fortgezogen nach München. Wir haben noch ab und zu Kontakt, und ich glaube auch, dass da noch irgendetwas ist. Aber ich schlafe seitdem wieder ruhiger. Sie hat inzwischen einen neuen Freund. Einen Bildhauer. Ich denke, er tut ihr gut. Sie braucht einen festen Mittelpunkt in ihrem Leben, und den hätte ich ihr nicht geben können. Weil ein Leben, wie ich es führe, einen solchen Punkt nun einmal nicht haben kann. Manchmal, Sam, … manchmal frage ich mich, ob es das wert ist.«
Sam hatte Kerners Worten die ganze Zeit schweigend zugehört. Er war einer der wenigen Menschen, die wussten, dass es unter der rauen Schale des Mannes vom BKA auch noch jemand anderen gab. Einen ehemaligen Theologiestudenten namens Marcus Kerner, von dem der Job, den er letztendlich selbst gewählt hatte, manchmal gnadenlose Kompromisse forderte, die er nur schwer ertragen konnte. Und Sam wusste noch etwas. Er war wohl der einzige Mensch, mit dem Marcus Kerner darüber sprach. »Marcus, ich kenne Dich lange genug, um zu wissen, dass Du gar nicht anders kannst, als das zu
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