Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
nahe, dass Hauptkommissar Kerner mit allen drei Verbrechen in Verbindung steht. Sein spurloses Verschwinden spricht wohl ebenfalls für sich. Sie dürfen mir glauben, dass es mir nicht den geringsten Spaß bereitet, Jagd auf einen Kollegen zu machen. Aber ehrlich gesagt habe ich diesem Hauptkommissar nie richtig getraut , und wir können schließlich mit der Verbrechensbekämpfung nicht vor unserer Türe haltmachen.« Dr. Kurz sah Marquart nachdenklich an. »Selbstverständlich haben Sie recht, Marquart. Es ist nur so unbegreiflich. Also gut, leiten Sie alles in die Wege, was erforderlich ist. Ich will Hauptkommissar Kerner haben, dann sehen wir weiter. Gott gebe, dass Herzog überlebt. Vielleicht kann er Licht in die Sache bringen.« Unbemerkt von Dr. Kurz verdunkelte sich Marquarts Gesicht. Ja, Herzog hatte diesen Unfall tatsächlich überlebt. Im Moment konnte er ihm zwar nicht gefährlich werden. Aber was war, wenn er aus dem Koma aufwachte? Es musste sich ein Weg finden, das zu verhindern.
33
Der Bauer aus dem Mitteltal im Schwarzwald saß in dem wuchtigen Ledersessel und studierte den Vertrag in seinen Händen. Neben ihm saß Ferruccio Vigiani und beobachtete ihn mit ausdruckslosem Gesicht. Der Notar, der den beiden eben noch die von ihm ausgefertigte notarielle Vertragsurkunde vorgelesen hatte, war für einen Moment nach draußen gegangen. Die Vertragsparteien konnten nun noch einmal in Ruhe alle Einzelheiten selbst nachlesen. Es ging um ein großes Waldgebiet in der Nähe der Schweizer Grenze. Der Bauer hatte es vor einigen Jahren von der dortigen Gemeinde preiswert erworben. Allerdings hatte sich herausgestellt, dass die Entfernung zu seinen anderen Liegenschaften doch eher ungünstig war. Und nun war dieser italienische Graf wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihm ein verlockendes Angebot gemacht. Um es als Jagdgebiet zu nutzen, wollte der Conte Vigiani dieses Gelände von ihm kaufen. Der Preis, den er ihm geboten hatte, lag um einiges über den üblichen Grundstückspreisen dort, und gegenüber dem Preis, den er selbst vor einigen Jahren bezahlt hatte, errechnete sich ein stattlicher Gewinn.
Nachdem er alles sorgsam geprüft hatte, nickte er zufrieden. »Also Conte Vigiani, wenn auch Ihrerseits keine Einwände mehr bestehen, können wir den Notar bitten, die Verträge zu beurkunden.« Ferruccio nickte. »Selbstverständlich, dazu bin ich schließlich hier.« Inzwischen war der Notar wieder hereingekommen. Da niemand mehr Einwände hatte, setzten die beiden Vertragspartner ihre Unterschrift unter die Dokumente und ließen sie durch den Notar beurkunden. Was der Bauer aus dem Schwarzwald dachte, war ihm ins Gesicht geschrieben. Ein verrückter italienischer Graf, der dem Anschein nach Geld zu viel hatte.
Niemand ahnte, was Ferruccio Vigiani mit dem riesigen Waldstück, welches er gerade erworben hatte, wirklich wollte. Nur er und die übrigen Mitglieder der geheimen Loge wussten um den längst vergessenen Zugang zu einem alten Bergwerksstollen, der sich nach den Aufzeichnungen und Plänen Himmlers in diesem Waldgebiet verbarg. Einen Zugang, den niemand mehr kannte , und der durch einen inzwischen dicht bewachsenen Wald gut getarnt war.
Ein paar Kilometer entfernt von dort lag das Örtchen Oberried. Auch dort gab es einen Zugang zu dem Tunnelsystem. Hier befand sich am Ende eines einfachen unasphaltierten Weges der St. Barbara-Stollen. Auf den ersten Blick vollkommen unwichtig lag er dort am Rande des kleinen Ortes. Was aber in diesem Stollen lagerte, war alles andere als unwichtig. Tief im Berginneren war der zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, so der offizielle Name, der durch die UNESCO vergeben wurde. Der Stollen wurde als Objekt mit Sonderschutz geführt.
Er beherbergte Tausende von Dokumenten und kilometerweise Filmmaterial der Bundesrepublik Deutschland. Ein unglaubliches Archiv. Geschützt von unendlich vielen Sicherheitseinrichtungen, lagen dort im Berg unwiederbringliche Aufzeichnungen. Weit reichte der Stollen in den Berg hinein. Tief im Inneren waren die Seitenstollen schon vor vielen Jahren durch meterdicke Betonstopfen verschlossen worden. Im gesamten Bergwerk herrschte eine konstante Temperatur von zehn Grad Celsius. Dicke Drucktüren befanden sich im Hauptstollen. Hinter ihnen, erdbebensicher und in schweren Stahlbehältern verstaut, die Dokumente. Selbst in Kriegszeiten wäre dieses einzigartige Archiv geschützt durch die Haager Konvention.
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