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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tims
Worte. Nichts war zu verstehen.
    Dann sah Karl seine Freunde nicht mehr.
    Sie düsten — mit Muskelkraft — zurück
zur Internatsschule, die bekanntlich südlich der Großstadt liegt und über eine
20-Minuten-Zubringer-Straße bequem zu erreichen ist.
    Daß dort der EvD (Erzieher vom
Dienst ) keinen heißen Empfang vorbereitete — mit Rüge oder Tadel, Verweis,
Strafandrohung und/oder Hausarrest — das war Kommissar Glockner zu verdanken.
    Er hatte — wieder mal — im Internat
angerufen und den beiden Internatsschülern eine mündliche Entschuldigung
ausgestellt — für ihre katastrophale Verspätung. Daß die beiden vielleicht zu
Ehrenmitgliedern der hiesigen Kripo ernannt werden sollten, hatte er — scherzhafterweise
— angedeutet.
    Da tue ich mich leichter, dachte Karl.
Mutter verzeiht mir fast alles. Und der Herr Professor, mein Vater, ist so mit
seinen mathematischen Problemen beschäftigt — er merkt gar nicht, wann ich
heimkomme. Sowenig wie er merkt, daß er morgens um drei noch immer über seinen
Büchern sitzt.
    Die Straße hatte Schlaglöcher.
    Karl spürte sie. Die Reifen holperten.
Die Lampe an seinem Rad zitterte. Er fuhr langsamer.
    Sein Ziel war die Lindenhof-Allee. Sie
liegt am Stadtrand, die Strecke dorthin zieht sich. Aber Karl kannte jede
Abkürzung.
    Haus Nr. 27, die alte Villa — das war
seine Adresse. Vor nicht allzulanger Zeit hatten seine Eltern das Gemäuer
gekauft. Auch der Einzug dort war verbunden gewesen mit einem Abenteuer für die
TKKG-Bande.
    Karl fuhr am Gronen-Park vorbei.
    Eine alte Frau schlurfte gebeugt neben
dem Radweg entlang, ihr müder Dackel trottete im gleichen Schritt.

    Auf der Heidenhauer Straße überholte
Karl einen Jogger. Der Mann war übergewichtig. Er lief verkrampft. Sein Keuchen
war im Nebel zu hören.
    So nicht, dachte Karl. Das schadet nur.
Mann, du bist ja ganz außer Puste.
    Als er das dem Mann zurufen wollte, bog
der ab auf den Riedenweg und verschwand zwischen Gärten.
    Karl fuhr weiter. Verdammt spät,
überlegte er. Trotzdem — im Bett lese ich noch. Wenigstens ein paar Seiten.
Egal, ob ich wieder bei Licht einschlafe und dann mit der Nase im Buch
aufwache.
    Oft war ihm das schon passiert. Denn im
Bett lesen — das würde Karls Leidenschaft bleiben.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er ganz
allein war auf weiter Flur. Kein Wagen war zu sehen, kein Fußgänger. Nicht mal
eine Katze querte die Fahrbahn, und die Häuser in ihren Gärten — hier gab’s
Gärten — versteckten sich hinter Nebelschleiern.
    Unheimlich! dachte er. Wie gespenstig
die Welt sein kann, nur weil man sich allein fühlt.
    Unwillkürlich fuhr er schneller.
    Dann erreichte er den Anfang der
Lindenhof-Allee — und würde in wenigen Minuten zu Hause sein.
    Karl fuhr an der Gablergasse vorbei.
    Parkte dort ein Wagen?
    Der Gedächtniskünstler hörte, wie ein
Motor gestartet wurde. Die Maschine wummerte, klang dumpf, drehte
offensichtlich im Leerlauf.
    Karl blickte geradeaus.
    Links wuchsen Alleebäume. Dahinter lagen
Felder und Wiesen. Man ahnte den Horizont außerhalb der Stadt. Der Nebel riß
auf, und der Himmel zeigte für einen Moment tiefes Blau.
    Karl hörte den Wagen. Er kam hinter
ihm, fuhr langsam, hatte Abblendlicht eingeschaltet und näherte sich.
    Weshalb überholte der nicht?
    Karl blickte sich um.
    Ein geduckter Sportwagen — soviel
konnte er ausmachen. Mehr sah er nicht, denn jetzt strahlten die Scheinwerfer
auf; und bekanntlich kann man gegen eine Lichtquelle nicht in die Dunkelheit
sehen.
    Gleich bin ich zu Hause, dachte Karl.
    In diesem Augenblick donnerte der Wagen
heran.
    Ist der verrückt?
    Karl riß seinen Drahtesel nach rechts
und spürte im Nacken das Unheil.
    Garantiert ist das — schoß es durch den
schlauen Kopf — ein rotes Auto. Das Geisterauto!
    Jetzt war es dicht hinter ihm.
    Weiter konnte Karl nicht mehr
ausweichen. Heiße Luft schien ihn zu treffen wie der Schwall aus einem Föhn.
    Karl tat das einzige, was ihm noch
möglich war: Kopfüber hechtete er nach rechts. Schützend riß er die Arme vors
Gesicht. Aber während des Sprungs entschloß er sich, doch lieber sitzlings zu
landen. Und so prallte er dann auch auf den Allerwertesten — und sein Steißbein
jaulte, innerlich.
    Noch während des Sitz-Sprungs hörte er
das Klirren und Knirschen, das malmende Geräusch.
    Dann saß er im Straßengraben.
    Die Brille war noch auf der Nase.
    Fassungslos starrte er zur Fahrbahn, wo
sich wie eine metallische Brezel das ausbreitete, was eben

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