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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Knoten sähe sie geradezu wie eine belle sauvage 3 aus.«
    George machte sich im Gespräch mit Amelia gerade über das Äußere einer jungen Dame lustig, die sein Vater und seine Schwestern kürzlich kennengelernt hatten und die die Familie am Russell Square sehr verehrte. Es hieß, sie besitze wer weiß wie viele Plantagen in Westindien, habe eine schöne Summe in Staatspapieren und drei Sterne neben ihrem Namen im Verzeichnis der Aktionäre der Ostindischen Kompanie. Sie hatte ein Gutshaus in Surrey und ein Haus am Portland Place. Der Name der reichen westindischen Erbin war beifällig in der »Morning Post« erwähnt worden. Mrs. Haggistoun, Oberst Haggistouns Witwe, eine Verwandte von ihr, spielte Anstandsdame bei ihr und führte ihr den Haushalt. Sie war gerade von der Schule gekommen, wo ihre Erziehung vollendet worden war, und George und seine Schwestern hatten sie auf einer Abendgesellschaft im Hause des alten Hulker auf dem Devonshire Place kennengelernt (Hulker, Bullock und Co. hatten lange mit ihrem Hause in Westindien in Geschäftsverbindung gestanden), die Mädchen hatten ihr ein herzliches Entgegenkommen gezeigt, was die Erbin gutmütig zugelassen hatte. Eine Waise in ihrer Stellung – mit ihrem Gelde – wie interessant! sagten die beiden Miss Osborne. Sie waren von ihrer neuen Freundin ganz erfüllt, als sie vom Ball bei Hulker zu Miss Wirt, ihrer Gesellschafterin, heimkehrten. Sie hatten verabredet, einander recht häufig zu besuchen, und ließen gleich am nächsten Tag anspannen, um zu ihr zu fahren. Mrs. Haggistoun, Oberst Haggistouns Witwe, eine Verwandte von Lord Binkie, von dem sie beständig sprach, kam den lieben, unschuldigen Mädchen etwas hochmütig vor und etwas zu geneigt, ständig von ihren vornehmen Verwandten zu sprechen. Aber Rhoda war ganz, wie sie nur wünschen konnten – offen, freundlich, angenehm, zwar noch etwas ungeschliffen, aber sehr gutmütig. Die Mädchen nannten einander bald nur noch mit Vornamen.
    »Sie hätten sie in ihrem Kleid für den Empfang bei Hofe sehen sollen, Emmy«, rief Osborne lachend. »Sie kam zu meinen Schwestern, um sich bewundern zu lassen, ehe sie von Lady Binkie, der Verwandten der Haggistoun, vorgestellt wurde. Diese Haggistoun ist mit jedermann verwandt. Ihre Diamanten funkelten wie Vauxhall an dem Abend, als wir dort waren. (Erinnern Sie sich noch an Vauxhall, Emmy, und wie Joe seinem Lirum-larum-liebchen vorsang?) Diamanten und Mahagoni, meine Liebe. Stellen Sie sich diesen vorteilhaften Kontrast vor – und die weißen Federn in ihrem Haar – ich meine, in ihrer Wolle. Sie hatte Ohrringe, so groß wie Kronleuchter. Man hätte sie anzünden können, beim Zeus. Und eine gelbe Atlasschleppe, die sie wie einen Kometenschweif hinter sich herzog.«
    »Wie alt ist sie denn?« fragte Emmy, der George am Morgen ihrer Wiedervereinigung von diesem schwarzen Musterexemplar vorplauderte – vorplauderte, wie gewiß kein anderer Mensch auf der Welt es konnte.
    »Ach, die schwarze Prinzessin muß zwei- oder dreiundzwanzig sein, obgleich sie eben erst von der Schule gekommen ist. Und Sie sollten ihre Handschrift sehen! Gewöhnlich schreibt Mrs. Haggistoun ihre Briefe, aber in einem vertraulichen Augenblick brachte sie etwas für meine Schwestern zu Papier, und da schrieb sie dann statt Satin ›Satteng‹ und anstatt Saint James ›Sent Jehms‹.«
    »Ja, das muß Miss Swartz sein, Miss Pinkertons Vorzugsschülerin«, sagte Emmy, der das gutmütige junge Mulattenmädchen einfiel, die sich in ihrer Erregung über Amelias Abschied vom Pensionat so hysterisch aufgeführt hatte.
    »Stimmt, so heißt sie«, sagte George. »Ihr Vater war ein deutscher Jude – ein Sklavenbesitzer, erzählt man –, der irgendetwas mit den Kannibaleninseln zu tun hatte. Er ist im vergangenen Jahr gestorben, und Miss Pinkerton hat die Erziehung des Mädchens vollendet. Sie kann zwei Stücke auf dem Klavier spielen, kann drei Lieder singen, kann schreiben, wenn Mrs. Haggistoun dabeisitzt und ihr vorbuchstabiert. Und Jane und Maria haben sie bereits so liebgewonnen wie eine Schwester.«
    »Ich wollte, sie hätten mich geliebt«, sagte Emmy gedankenvoll. »Sie waren immer sehr kühl gegen mich.«
    »Mein liebes Kind, sie hätten Sie geliebt, wenn Sie zweihunderttausend Pfund gehabt hätten«, erwiderte George. »Sie sind nun einmal so erzogen worden. Unsere Gesellschaft kennt eben nichts als das bare Geld. Wir leben unter Bankiers und City-Geldprotzen, und hängen uns an sie. Und jeder,

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