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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Parade nett, frisch und munter erschien, und sein rosiges, gutrasiertes Gesicht hoch zu Pferde erfüllte das ganze Korps mit Zuversicht und Vertrauen. Alle Offiziere grüßten beim Vorbeimarsch die wackere Frau auf dem Balkon, die ihnen einen Abschiedsgruß zuwinkte. Ich glaube, ich darf sagen, daß es nicht Mangel an Mut war, sondern eher das Gefühl weiblichen Taktes und Anstands, was die Majorin davon abhielt, das tapfere ...te Regiment persönlich in die Schlacht zu führen.
    An Sonntagen und bei feierlichen Anlässen las Mrs. O'Dowd sehr ernsthaft in einem dicken Band mit Predigten ihres Onkels, des Dekans. Sie hatte Trost darin gefunden, als sie auf der Rückreise von Westindien nach England mit ihrem Transportschiff beinahe untergegangen wären. Nach dem Abmarsch des Regiments nahm sie sich wieder den Band vor, um ihre Betrachtungen anzustellen. Wahrscheinlich verstand sie nicht viel von dem, was sie las, und ihre Gedanken waren woanders. Aber jetzt zu schlafen, mit der Nachtmütze des armen Mick dort auf dem Kopfkissen, war ein vergebliches Unterfangen. So ist der Lauf der Welt. Jack und Donald marschieren, mit dem Tornister auf dem Rücken, dem Ruhm entgegen und setzen ihre Füße munter nach der Melodie »Ein Mädchen ließ zurück ich«. Und sie ist es, die zurückbleibt und leidet – denn sie hat Zeit zum Denken und Brüten und dazu, Erinnerungen nachzuhängen.
    Da sie wußte, wie unnütz Kummer ist und daß man sich nur noch unglücklicher macht, wenn man seinen Gefühlen nachgibt, beschloß Mrs. Rebekka weislich, keine sinnlose Trauer aufkommen zu lassen, und ertrug die Trennung von ihrem Gatten mit wahrhaft spartanischem Gleichmut. Tatsächlich war Hauptmann Rawdon vom Abschied weit mehr ergriffen als die entschlossene kleine Frau, der er Lebewohl sagte. Sie hatte diesen rohen, ungehobelten Charakter bezwungen, und er liebte und verehrte sie mit allen Kräften von Achtung und Bewunderung. Während seines ganzen Lebens war er noch nie so glücklich gewesen wie in den wenigen letzten Monaten durch seine Frau. Alle früheren Freuden beim Pferderennen, am Offizierstisch, bei der Jagd und beim Spiel, alle früheren Liebschaften mit Modistinnen und Ballettänzerinnen und ähnliche leichte Triumphe des ungeschlachten Adonis in Uniform waren fade im Vergleich zu den rechtmäßigen Ehefreuden, die er zuletzt genossen hatte. Seine Frau wußte ihn stets zu zerstreuen, und er hatte sein Haus und ihre Gesellschaft tausendmal angenehmer empfunden als alle Orte oder Gesellschaften seit seiner Kindheit. Er verwünschte seine früheren Torheiten und Ausschweifungen und bedauerte vor allem seine keineswegs unbedeutenden Schulden, die das Fortkommen seiner Frau in der Welt stets behindern würden. Oft hatte er in mitternächtlichen Unterredungen mit Rebekka darüber gestöhnt, obgleich sie ihm während seiner Junggesellenzeit niemals Unruhe verursacht hatten. Das setzte ihn selbst in Erstaunen. »Zum Henker«, pflegte er zu sagen (vielleicht benutzte er auch einen stärkeren Ausdruck aus seinem einfachen Wortschatz), »bevor ich geheiratet hatte, war es mir gleich, unter welche Wechsel ich meinen Namen setzte, und solange Moses Aufschub gab oder Levy auf weitere drei Monate verlängern wollte, kümmerte ich mich nicht darum. Aber seit ich verheiratet bin, habe ich auf Ehrenwort keinen Fetzen Stempelpapier angerührt, außer natürlich der verlängerten Wechsel.«
    Rebekka wußte diese melancholische Stimmung stets zu verscheuchen. »Ach, du dummes Schätzchen«, pflegte sie zu sagen, »mit deiner Tante sind wir noch nicht fertig. Wenn sie uns im Stich läßt, so kann man immer noch öffentlich Bankrott erklären, oder halt! Ich habe noch einen anderen Plan für den Fall, daß dein Onkel Bute stirbt. Die Pfründe hat stets dem jüngeren Bruder gehört, und warum solltest du nicht dein Offizierspatent verkaufen und der Kirche beitreten?« Der Gedanke an diese Bekehrung ließ Rawdon in ein brüllendes Gelächter ausbrechen; man hätte die Explosion und das »Haha« der gewaltigen Dragonerstimme durch das mitternächtliche Hotel hören können. General Tufto vernahm es in seinem Quartier im ersten Stock über ihnen. Rebekka führte mit viel Witz zur großen Freude des Generals die ganze Szene beim Frühstück noch einmal auf und hielt dabei Rawdons Antrittspredigt.
    Aber alle diese Tage und Unterhaltungen gehörten der Vergangenheit an. Als die Nachricht kam, daß der Feldzug eröffnet sei und die Truppen marschieren

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