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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Herrlichkeit und gab den Kellnern majestätisch unaufhörlich Anweisungen. Er machte den Salat an, entkorkte den Champagner, zerlegte das Geflügel und aß und trank den größten Teil der aufgetragenen Erfrischungen. Zum Abschluß mußte er noch einen Arrakpunsch trinken; jedermann in Vauxhall trinkt Arrakpunsch. »Kellner, Arrakpunsch!«
    Diese Bowle Arrakpunsch war der Anlaß zu der ganzen Geschichte; und warum soll nicht eine Bowle Arrakpunsch ein ebenso guter Anlaß sein wie jeder andere? War nicht eine Schale mit Blausäure der Grund, weshalb die schöne Rosamunde 15 sich von der Welt zurückzog? War nicht ein Becher Wein die Ursache für das Ableben Alexanders des Großen 16 ? (Zumindest behauptet es Dr. Lemprière 17 .) Nun beeinflußte dieser Arrakpunsch das Schicksal sämtlicher Hauptpersonen in diesem »Roman ohne Helden«, den wir jetzt erzählen. Er wirkte auf ihr ganzes Leben ein, obgleich die meisten von ihnen keinen Tropfen davon kosteten.
    Die jungen Damen tranken keinen; Osborne mochte ihn nicht, und folglich trank Joe, der dicke Prasser, den Inhalt der Bowle allein aus; und die Folge davon wiederum war eine anfangs staunenerregende, dann fast peinliche Heiterkeit; denn er sprach und lachte so laut, daß sich Dutzende Neugieriger um die Laube scharten, sehr zum Leidwesen der harmlosen Gesellschaft drinnen, und als Joe schließlich anfing zu singen, und zwar in den rührseligen hohen Tönen Betrunkener, lockte er den Musikanten unter der vergoldeten Muschel fast das gesamte Publikum weg und erntete von seinen Zuhörern ungeheuren Beifall.
    »Bravo, bravo, Dicker!« rief einer. »Da capo, Daniel Lambert 18 !« schrie ein anderer. »Was für eine Figur: zum Seiltanzen!« brüllte ein dritter Spaßvogel zur unaussprechlichen Verlegenheit der Damen und zum großen Mißvergnügen von Mr. Osborne.
    »Um Himmels willen, Joe, laß uns doch lieber gehen«, rief der junge Mann, und die Mädchen erhoben sich.
    »Halt, mein Lirum-larum-liebchen«, juchzte Joe, der jetzt kühn wie ein Löwe war und Miss Rebekka umfaßte. Rebekka fuhr zurück, konnte aber ihre Hand nicht befreien. Das Gelächter draußen verdoppelte sich. Joe fuhr fort zu trinken, seine Liebestollheit zu zeigen und zu singen; seinen Zuhörern zuwinkend und gläserschwenkend, forderte er alle auf, hereinzukommen und seinen Punsch mit ihm zu teilen.
    Mr. Osborne war gerade im Begriff, einen Herrn in Stulpenstiefeln zu Boden zu schlagen, der von dieser Einladung Gebrauch machen wollte, und ein Tumult schien unausbleiblich zu sein, als zum Glück ein Herr namens Dobbin, der im Garten umhergeschlendert war, auf die Laube zutrat. »Packt euch, ihr Narren!« rief dieser Herr, drängte einen großen Teil der Menge beiseite – vor dem Anblick seines Dreispitzes und seines grimmigen Aussehens verzog sich sowieso bald alles – und betrat höchst aufgeregt die Laube.
    »Guter Gott! Dobbin, wo bist du bloß gewesen?« fragte Osborne, riß den weißen Kaschmirschal vom Arm seines Freundes und hüllte Amelia damit ein. – »Mach dich ein bißchen nützlich und kümmere dich um Joe, während ich die Damen zum Wagen bringe.«
    Joe wollte aufstehen und sich ins Mittel legen, aber ein einziger Finger von Osborne warf ihn wieder schnaufend auf seinen Sitz zurück, und so konnte denn der Leutnant die Damen in Sicherheit bringen. Joe warf den Weggehenden Kußhände nach und schluchzte: »Gott segne euch, Gott segne euch!« Darauf ergriff er Hauptmann Dobbins Hand und vertraute diesem Herrn jämmerlich weinend das Geheimnis seiner Liebe an. Er bete das Mädchen an, das eben hinausgegangen sei; er wisse wohl, daß er durch sein Benehmen ihr Herz gebrochen; er wolle sie am nächsten Morgen in der Sankt-Georgs-Kirche am Hanover Square heiraten; er wolle den Erzbischof von Canterbury im Lambethpalast herausklopfen; ja, das wolle er, beim Zeus! Damit der gleich bereit sei. Diese Äußerung griff Hauptmann Dobbin geschickt auf und überredete ihn, den Garten schleunigst zu verlassen und zum Lambethpalast 19 zu eilen. Sobald sie aber einmal den Ausgang hinter sich hatten, bugsierte er Mr. Joe Sedley ohne viel Mühe in eine Droschke, die ihn sicher vor seiner Wohnung absetzte.
    George Osborne brachte auch die Mädchen wohlbehalten nach Hause. Als aber die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte und er über den Russell Square ging, lachte er zur Verwunderung des Nachtwächters laut los. Amelia sah ihre Freundin kläglich an, als sie die Treppe hinaufstiegen, küßte sie und

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