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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Crawley
    Johnson-Haus, Chiswick, im Dezember 18..

    Sehr geehrte Dame. Ich habe die Ehre, den Empfang Ihres freundlichen Schreibens zu bestätigen, und beeile mich, dasselbe zu beantworten. Es ist höchst erfreulich für eine Person in meiner mühevollen Position, festzustellen, daß meine mütterliche Sorgfalt eine entsprechende Liebe erweckt hat, und in der liebenswürdigen Mrs. Bute Crawley meine vortreffliche Schülerin aus früherer Zeit, die lebhafte und talentvolle Miss Martha MacTavish, wiederzuerkennen. Ich schätze mich glücklich, die Töchter vieler Ihrer ehemaligen Mitschülerinnen in meiner Anstalt jetzt unter meiner Obhut zu haben. Welches Vergnügen würde es mir bereiten, wenn auch Ihre lieben jungen Damen meiner Aufsicht und Belehrung bedürften.
    Ich spreche Lady Fuddleston meine respektvollsten Komplimente aus und habe die Ehre, der gnädigen Frau brieflich meine beiden Freundinnen, Miss Tuffin und Miss Hawky, vorzustellen.
    Jede der beiden jungen Damen ist bestens befähigt, im Griechischen, Lateinischen und in den Anfangsgründen des Hebräischen, in Mathematik und Geschichte, im Spanischen, Französischen, Italienischen und in Geographie, in der Vokal- und Instrumentalmusik, ohne Unterstützung eines Tanzmeisters im Tanzen sowie in den Grundlagen der Naturwissenschaften zu unterrichten. Beide sind im Gebrauch des Globus wohlbewandert. Außerdem kann Miss Tuffin, die die Tochter des verstorbenen Ehrwürden Thomas Tuffin (Professor im Corpus College, Cambridge) ist, in der syrischen Sprache sowie in den Grundlagen des konstitutionellen Rechts unterrichten. Da sie aber erst achtzehn Jahre alt ist und ein besonders hübsches Äußeres hat, so dürfte diese junge Dame vielleicht für Sir Huddleston Fuddlestons Familie nicht ganz geeignet erscheinen.
    Miss Letitia Hawky dagegen glänzt nicht durch persönliche Reize. Sie ist 29 Jahre alt, und ihr Gesicht hat ziemlich viele Pockennarben. Sie hinkt etwas, hat rote Haare und schielt ein wenig. Beide Damen sind mit allen moralischen und religiösen Tugenden ausgestattet. Ihre Gehaltsansprüche stehen natürlich im Verhältnis zu ihren vielen Talenten. Mit den dankbarsten Empfehlungen an Ehrwürden Bute Crawley habe ich die Ehre, zu zeichnen, sehr geehrte Dame,
    Ihre ergebenste und gehorsamste Dienerin
    Barbara Pinkterton.

    PS: Miss Sharp, die Sie als Gouvernante bei Sir Pitt Crawley, Baronet und Parlamentsmitglied, erwähnten, war eine Schülerin von mir, und ich habe nichts Nachteiliges über sie zu berichten. Ihr Äußeres ist zwar unangenehm, aber wir können doch das Walten der Natur nicht hindern; und obgleich ihre Eltern einen schlechten Ruf hatten (der Vater war Maler und machte mehrere Male Bankrott, und ihre Mutter war, wie ich später zu meinem Entsetzen erfuhr, Ballettänzerin), besitzt sie doch beachtenswerte Talente, und ich brauche es nicht zu bereuen, sie aus Barmherzigkeit in mein Haus aufgenommen zu haben. Ich befürchte nur, die Grundsätze der Mutter – wie man mir schilderte, eine französische Gräfin, die durch die Schrecken der Revolution zum Auswandern gezwungen wurde, in Wirklichkeit aber, wie ich inzwischen entdeckte, eine ganz ordinäre und sittenlose Person – könnten sich auf das unglückliche junge Mädchen, das ich als Vagabund auflas, vererbt haben. Bis jetzt aber sind ihre Grundsätze (wie ich glaube) untadelhaft gewesen, und ich bin überzeugt, daß in den vornehmen und gebildeten Kreisen des hervorragenden Sir Pitt Crawley nichts sie verderben wird!

    Miss Rebekka Sharp an Miss Amelia Sedley

    Viele Wochen habe ich meiner geliebten Amelia nicht geschrieben; denn was konnte ich Dir schon von dem Leben und Treiben aus Schloß Einerlei, wie ich es getauft habe, berichten? Und was würde es Dich auch interessieren, ob die Rübenernte gut oder schlecht war, ob das Mastschwein fünfundsiebzig oder fünfundachtzig Kilo wog und ob das Rindvieh bei Rüben gedeiht? Seit ich Dir das letztemal schrieb, ist ein Tag wie der andere vergangen. Vor dem Frühstück ein Spaziergang mit Sir Pitt und seinen Sprößlingen, nach dem Frühstück Unterricht (was man eben so nennt) im Schulzimmer; nach dem Unterricht Lesen und Schreibereien für Sir Pitt (dessen Sekretärin ich geworden bin) wegen Advokaten, Pachtkontrakten, Bergwerken und Kanälen; nach dem Abendessen Mr. Crawleys Predigten oder Puff mit dem Baronet – beiden Belustigungen sieht die Lady mit der gleichen Ruhe zu. Sie ist in der letzten Zeit durch ihre Unpäßlichkeit etwas

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