James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
Zimmer kam, rührte ihn die Tatsache, dass seine Kleidung weggeräumt und seine Zahnbürste und Rasierutensilien im Badezimmer ordentlich an einem Ende der gläsernen Ablage über dem Waschbecken aufgereiht worden waren. Am anderen Ende befanden sich Vespers Zahnbürste sowie ein oder zwei kleine Fläschchen und ein Tiegel mit Gesichtscreme.
Er sah die Fläschchen an und stellte überrascht fest, dass eine von ihnen Schlaftabletten enthielt. Vielleicht waren ihre Nerven von den Ereignissen in der Villa stärker in Mitleidenschaft gezogen worden, als er gedacht hatte. Das Badewasser war bereits für ihn eingelassen worden, und auf dem Stuhl daneben lagen ein Handtuch und eine Flasche mit einem teuren Pinienbadezusatz.
»Vesper«, rief er.
»Ja?«
»Du bist wirklich die Beste. Du gibst mir das Gefühl, ein teurer Gigolo zu sein.«
»Man hat mir gesagt, ich solle mich um dich kümmern. Ich erfülle nur meine Aufgabe.«
»Liebling, das Badewasser hat genau die richtige Temperatur. Willst du mich heiraten?«
Sie schnaubte. »Du brauchst eine Sklavin, keine Ehefrau.«
»Ich will dich.«
»Tja, ich will meinen Hummer und Champagner, also beeil dich.«
»Schon gut, schon gut«, erwiderte Bond.
Er trocknete sich ab und zog ein weißes Hemd und eine blaue Hose an. Er hoffte, dass sie ebenso einfach gekleidet sein würde, und freute sich, als sie, ohne anzuklopfen, in der Tür erschien und ein blaues Leinenhemd trug, das so sehr ausgeblichen war, dass es nun die Farbe ihrer Augen hatte. Dazu trug sie einen dunkelroten Rock aus plissierter Baumwolle.
»Ich konnte nicht länger warten. Ich war völlig ausgehungert. Mein Zimmer liegt direkt über der Küche, und ich wurde von den wundervollen Düften gequält.«
Er ging zu ihr und legte seinen Arm um sie.
Sie nahm seine Hand, und gemeinsam gingen sie nach unten auf die Terrasse, wo ein Tisch für sie gedeckt worden war, der vom Licht des leeren Esszimmers beleuchtet wurde.
Der Champagner, den Bond bei ihrer Ankunft bestellt hatte, stand in einem metallüberzogenen Weinkühler neben ihrem Tisch und Bond schenkte ihnen zwei Gläser ein. Vesper machte sich an einer köstlichen hausgemachten Leberpastete zu schaffen und lud ihnen beiden eine Portion des knusprigen französischen Brots auf die Teller sowie ein Stück der tiefgelben Butter, die mit Eissplittern gekühlt wurde.
Sie sahen einander an, nahmen jeder einen tiefen Schluck, und Bond füllte ihre Gläser erneut bis zum Rand.
Während sie aßen, erzählte Bond ihr von seinem Bad im Meer, und sie sprachen darüber, was sie am nächsten Morgen unternehmen würden. Die ganze Zeit über redeten sie nicht über ihre Gefühle füreinander, doch sowohl in Vespers als auch in Bonds Augen schimmerte eine aufgeregte Vorfreude auf die Nacht. Hin und wieder berührten sich ihre Hände oder Füße, als ob sie so die Anspannung in ihren Körpern lindern wollten.
Nachdem sie die Hummer verspeist, die zweite Flasche Champagner zur Hälfte geleert und sich gerade einen großen Löffel Sahne auf ihre
fraises des bois
geladen hatten, stieß Vesper einen zufriedenen Seufzer aus.
»Ich benehme mich wie ein Schwein«, sagte sie fröhlich. »Du gibst mir ständig all diese Dinge, die mir gefallen. Ich bin noch nie so verwöhnt worden.« Sie ließ den Blick über die Terrasse und die vom Mond beleuchtete Bucht dahinter schweifen. »Ich wünschte, ich würde es verdienen.« In ihrer Stimme lag ein ironischer Unterton.
»Was meinst du damit?«, fragte Bond überrascht.
»Oh, ich weiß nicht. Ich schätze, jeder bekommt, was er verdient, also verdiene ich es vielleicht doch.«
Sie lächelte. Dann warf sie ihm einen seltsamen Blick zu.
»Du weißt wirklich nicht besonders viel über mich«, sagte sie plötzlich.
Der ernste Unterton in ihrer Stimme überraschte Bond.
»Mehr als genug«, erwiderte er lachend. »Alles, was ich bis morgen und übermorgen und bis zum Tag danach wissen muss. Abgesehen davon weißt du auch nicht viel über mich.« Er schenkte ihnen Champagner nach.
Vesper sah ihn nachdenklich an.
»Menschen sind Inseln«, sagte sie. »Sie berühren sich nicht. Egal, wie nah sie sich kommen, sind sie in Wirklichkeit immer voneinander getrennt. Selbst wenn sie seit fünfzig Jahren verheiratet sind.«
Bond dachte voller Bestürzung, dass sie in einen Zustand des
vin triste
verfiel. Zu viel Champagner hatte sie schwermütig werden lassen. Doch plötzlich lachte sie fröhlich. »Schau nicht so besorgt.« Sie lehnte sich vor
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