James Bond 01 - Casino Royale (German Edition)
kein Tag wie der vorherige und kein Land wie das letzte, und …
»So ist es«, sagte Bond.
GEZEITEN DER LEIDENSCHAFT
Sie unterhielten sich auf der Schwelle von Vespers Zimmer. Nachdem der Gastwirt gegangen war, hatte Bond sie hineingeschoben und die Tür geschlossen. Dann hatte er seine Hände auf ihre Schultern gelegt und sie auf beide Wangen geküsst.
»Das hier ist himmlisch«, sagte er.
Dann bemerkte er, dass ihre Augen leuchteten. Sie hob die Hände und legte sie auf seine Unterarme. Er trat näher an sie heran und ließ seine Arme um ihre Taille gleiten. Sie neigte den Kopf nach hinten, und ihr Mund öffnete sich unter seinem.
»Mein Liebling«, sagte er. Er drückte seine Lippen auf ihre, zwang ihre Zähne mit seiner Zunge auseinander und spürte, wie ihre sich zuerst zögerlich und dann immer leidenschaftlicher bewegte. Er ließ seine Hände über ihren Hintern gleiten, griff fest zu und presste ihre Körper in der Mitte zusammen. Keuchend zog sie ihren Mund von seinem, und sie klammerten sich aneinander, während er seine Wange an ihrer rieb und spürte, wie sich ihre festen Brüste gegen seinen Körper drückten. Dann hob er einen Arm, ergriff ihr Haar und zog ihren Kopf zurück, sodass er sie wieder küssen konnte. Sie schob ihn von sich und sank erschöpft aufs Bett. Einen Augenblick lang sahen sie einander hungrig an.
»Es tut mir leid, Vesper«, sagte er. »Das wollte ich nicht.«
Sie schüttelte nur den Kopf, stumm durch den emotionalen Sturm, der gerade durch sie hindurch gefegt war.
Er setzte sich neben sie, und sie sahen sich mit beständiger Zärtlichkeit an, während die Wellen der Leidenschaft in ihren Adern verebbten.
Sie lehnte sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf den Mundwinkel. Dann strich sie die schwarze Haarsträhne aus seiner Stirn.
»Mein Liebling«, sagte sie. »Gib mir eine Zigarette. Ich weiß nicht, wo meine Tasche ist.« Sie sah sich flüchtig im Zimmer um.
Bond zündete ihr eine Zigarette an und steckte sie zwischen ihre Lippen. Sie sog den Rauch tief ein und ließ ihn mit einem leisen Seufzen durch ihren Mund entweichen.
Bond legte seinen Arm um sie, doch sie erhob sich und ging zum Fenster hinüber. Sie stand da und wandte ihm den Rücken zu.
Bond sah auf seine Hände und stellte fest, dass sie zitterten.
»Wir werden ein wenig Zeit brauchen, um uns fürs Abendessen fertig zu machen«, meinte Vesper, ohne sich umzudrehen. »Warum nimmst du nicht ein Bad? Ich werde für dich auspacken.«
Bond stand vom Bett auf und stellte sich ganz nah neben sie. Er schlang seine Arme um sie und legte eine Hand auf jede Brust. Sie füllten seine Hände aus, und seine Finger fühlten die harten Brustwarzen. Sie legte ihre Hände über seine und drückte sie gegen sich, doch sie schaute immer noch aus dem Fenster und sah ihn nicht an.
»Nicht jetzt«, flüsterte sie leise.
Bond beugte sich vor und vergrub seine Lippen in ihrer Halsbeuge. Für einen Moment hielt er sie fest gegen sich gedrückt, dann ließ er sie los.
»Natürlich, Vesper«, sagte er.
Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. Sie hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Aus irgendeinem Grund glaubte er, dass sie weinte. Er machte einen Schritt auf sie zu und erkannte dann, dass sie sich nichts zu sagen hatten.
»Meine Liebe«, verabschiedete er sich.
Dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Bond ging in sein Zimmer und setzte sich aufs Bett.
Er fühlte sich von der Leidenschaft, die durch seinen Körper gerauscht war, erschöpft. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, sich einfach der Länge nach rückwärts aufs Bett zu werfen, und der Sehnsucht, sich vom Meer abkühlen und neu beleben zu lassen. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, dann ging er zu seinem Koffer hinüber und nahm eine weiße Leinenbadehose und einen dunkelblauen Pyjama heraus.
Bond hatte Schlafanzüge schon immer gehasst und stets nackt geschlafen, bis er am Ende des Krieges in Hongkong den perfekten Kompromiss gefunden hatte. Es handelte sich um ein Pyjamaoberteil, das ihm fast bis zu den Knien reichte. Es hatte keine Knöpfe, sondern einen locker sitzenden Gürtel, der um die Taille geschlungen wurde. Die Ärmel waren weit und kurz – sie endeten knapp über den Ellbogen. Das Ergebnis war ein kühles und bequemes Schlafgewand, und als er das Oberteil nun über die Badehose anzog, wurden all seine Blutergüsse und Narben verdeckt, mit Ausnahme der dünnen weißen Streifen an seinen
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