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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wieder ein Albtraum stören würde. Nach dem, was in der Nacht zuvor passiert war, müsste schon etwas wirklich Heftiges passieren, um ihm noch mal Angst einzujagen.
    Das Knirschen einer Koralle an der Bootshülle weckte ihn auf. Sie fuhren durch das Riff vor Morgan’s Harbour. Eine zunehmende Mondsichel stand am Himmel, und im Inneren des Riffs war das Meer wie ein silberner Spiegel. Das Mädchen hatte das Segel gehisst. Sie glitten durch die Bucht auf den kleinen Sandstreifen zu, bis die Planken unter Bonds Kopf sanft darauf landeten. Sie musste ihm aus dem Boot heraushelfen und ihn auf dem Weg über den samtweichen Rasen ins Haus stützen. Er hatte sich an sie geklammert und sie leise verflucht, als sie ihm die Kleidung vom Leib geschnitten und ihn in die Dusche gebracht hatte. Sie hatte nichts gesagt, als sie seinen ramponierten Körper im Licht gesehen hatte. Stattdessen hatte sie einfach das Wasser angestellt, ein Stück Seife genommen und ihn von oben bis unten abgewaschen, als wäre er ein Pferd. Dann hatte sie ihn aus der Dusche geführt und ihn vorsichtig mit Handtüchern trocken getupft, die schon bald voller blutiger Flecken gewesen waren. Er hatte gesehen, wie sie nach der Flasche Milton griff. Er hatte gestöhnt, sich am Waschbecken festgehalten und auf den brennenden Schmerz gewartet. Doch bevor sie angefangen hatte, seine Wunden mit dem Whisky zu behandeln, war sie zu ihm herumgekommen und hatte ihn auf die Lippen geküsst. »Halt dich gut fest, mein Liebling«, hatte sie sanft gesagt. »Und schrei ruhig. Es wird wehtun.« Dann hatte sie das Teufelszeug über seinen Körper geschüttet, und Tränen des Schmerzes waren aus seinen Augen und über seine Wangen gelaufen. Er hatte sich nicht dafür geschämt.
    Später, als die Morgendämmerung über der Bucht aufgeflammt war, hatten sie ein wundervolles Frühstück genossen. Dann war die schreckliche Fahrt nach Kingston auf den weißen Tisch der Chirurgie in der Notaufnahme gefolgt. Pleydell-Smith war dazugekommen. Niemand hatte Fragen gestellt. Die Prellungen waren mit Thiomersal und die Verbrennungen mit Tanninsalbe behandelt worden. Der gründliche dunkelhäutige Arzt hatte emsig seinen Bericht ausgefüllt. Was hatte er geschrieben? Vermutlich nur »zahlreiche Verbrennungen und Prellungen«. Nachdem Bond versprochen hatte, am nächsten Tag auf die Privatstation zu kommen, war er mit Pleydell-Smith zum King’s House gefahren, um an den ersten Besprechungen teilzunehmen, die mit der offiziellen Konferenz geendet hatten. Bond hatte über das Kolonialministerium eine kurze verschlüsselte Botschaft an M geschickt, die er kühl mit den Worten beendet hatte: »BEDAURE DASS ICH ERNEUT KRANKENURLAUB BEANTRAGEN MUSS STOPP BERICHT DES ARZTES FOLGT STOPP BITTE INFORMIEREN SIE DEN WAFFENMEISTER DARÜBER DASS SMITH AND WESSON GEGEN FLAMMENWERFER WIRKUNGSLOS IST ENDE.«
    Als Bond nun das kleine Auto durch die endlosen S-Kurven in Richtung Nordküste steuerte, bedauerte er die spöttische Bemerkung. Sie würde M nicht gefallen. Sie war billig. Eine Verschwendung von Codezeichen. Und wenn schon! Bond machte einen Schlenker, um dem vorbeifahrenden roten Bus auszuweichen, auf dessen Zielanzeiger BROWNSKIN GAL stand. Er hatte M nur darüber informieren wollen, dass sein Aufenthalt in der Karibik nichts mit dem erwarteten Urlaub in der Sonne zu tun gehabt hatte. Er würde sich entschuldigen, wenn er den schriftlichen Bericht einreichte.
    Bonds Schlafzimmer war kühl und dunkel. Neben dem Bett standen ein Teller mit Sandwiches und eine Thermoskanne Kaffee. Auf dem Kissen lag ein Blatt Papier mit großer kindlicher Schrift. Die Nachricht lautete: DU BLEIBST HEUTE NACHT BEI MIR. ICH KANN MEINE TIERE NICHT ALLEIN LASSEN. SIE SIND UNRUHIG. UND ICH KANN DICH NICHT ALLEIN LASSEN. AUSSERDEM SCHULDEST DU MIR NOCH EINE NACHT. ICH KOMME UM SIEBEN. DEINE H.
    In der Dämmerung kam sie über den Rasen zu Bond, der dasaß und sein drittes Glas Bourbon on the rocks leerte. Sie trug einen schwarz-weiß gestreiften Baumwollrock und eine enge rosafarbene Bluse. Ihr goldenes Haar roch nach billigem Shampoo. Sie sah unglaublich frisch und schön aus. Sie streckte ihre Hand aus. Bond ergriff sie und folgte ihr die Auffahrt hinauf und über einen schmalen, ausgetretenen Trampelpfad durch die Zuckerrohrfelder. Er wand sich ein ganzes Stück durch den hohen, raschelnden, süßlich duftenden Dschungel. Dann erschien eine kleine gepflegte Rasenfläche vor dicken, verfallenen Steinmauern und

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