James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
klaren grauen Augen, die nie zu blinzeln schienen. Ausdruckslos sah er auf Bond hinab, dann stellte er sich entspannt hin und blickte zu M. »Guten Morgen, Sir«, grüßte er mit flachem, emotionslosem Tonfall.
»Morgen, Waffenmeister. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.« Ms Stimme war beiläufig. »Erstens: Was halten Sie von der .25 Beretta?«
»Eine Damenwaffe, Sir.«
M hob ironisch eine Augenbraue und sah Bond an. Dieser lächelte dünn.
»Wirklich? Und warum sagen Sie das?«
»Geringe Mannstoppwirkung, Sir. Aber sie ist einfach zu bedienen. Und sie sieht sehr hübsch aus, wenn Sie wissen, was ich meine, Sir. Spricht eher die Damen an.«
»Und wenn noch ein Schalldämpfer angebracht ist?«
»Dann ist die Mannstoppwirkung noch geringer. Und ich halte nichts von Schalldämpfern. Sie sind schwer und verhaken sich in der Kleidung, wenn man in Eile ist. Eine solche Kombination würde ich niemandem empfehlen, Sir. Nicht, wenn er es ernst meint.«
Erfreut wandte sich M an Bond. »Möchten Sie etwas dazu sagen, 007?«
Bond zuckte mit den Schultern. »Ich stimme dem nicht zu. Ich benutze die .25 Beretta seit fünfzehn Jahren. Ich hatte nie zuvor eine Ladehemmung und habe auch noch nie danebengeschossen. Keine schlechte Statistik für eine Waffe. Ich bin nun mal daran gewöhnt und kann damit genau zielen. Wenn ich musste, habe ich auch schon größere Waffen benutzt – zum Beispiel den .45 Colt mit dem langen Lauf. Aber für die Arbeit aus nächster Nähe und weil sie unauffälliger ist, bevorzuge ich die Beretta.« Bond hielt inne. Er hatte das Gefühl, dem Waffenmeister ein wenig entgegenkommen zu müssen. »Mit dem Schalldämpfer hat er recht, Sir. Er stört ein wenig. Aber manchmal braucht man einen.«
»Wir haben ja gesehen, was dann passiert«, erwiderte M trocken. »Und was die Handhabung einer neuen Waffe angeht, das ist nur eine Frage der Übung. Sie werden sich schon daran gewöhnen.« Ein Hauch von Mitgefühl schlich sich in Ms Stimme. »Tut mir leid, 007. Aber meine Entscheidung steht fest. Stehen Sie doch bitte kurz auf. Ich möchte, dass der Waffenmeister einen Blick auf Ihre Maße wirft.«
Bond erhob sich und sah den anderen Mann an. In beiden Augenpaaren lag keine Wärme. Bonds Blick verriet Verärgerung, während der von Major Boothroyd gleichgültig und zynisch wirkte. Er betrachtete ihn von allen Seiten. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er und befühlte Bonds Bizeps und seine Unterarme. Dann stellte er sich wieder vor ihn. »Dürfte ich Ihre Waffe sehen?«
Bonds Hand glitt langsam unter sein Jackett. Dann übergab er dem Waffenmeister die Beretta mit dem abgesägten Lauf und der abmontierten Griffabdeckung. Boothroyd untersuchte die Waffe und prüfte ihr Gewicht. Er legte sie auf den Tisch. »Und Ihr Holster?«
Bond zog sein Jackett aus und streifte das Lederholster mitsamt dem Gurt ab. Dann zog er sein Jackett wieder an.
Nach einem Blick auf die Ränder, vielleicht um zu sehen, ob sie eingerissen waren, warf Boothroyd das Holster spöttisch neben die Pistole. Dann sah er zu M. »Ich denke, dass wir da etwas Besseres haben, Sir.« Er sagte es in einem Tonfall, der Bond an seinen ersten teuren Herrenausstatter erinnerte.
Bond setzte sich. Er konnte sich gerade noch davon abhalten, unhöflich an die Decke zu starren. Stattdessen blickte er gelassen zu M.
»Nun, Waffenmeister, was empfehlen Sie?«
Major Boothroyds Stimme nahm den Tonfall eines Experten an. »Zufällig habe ich gerade eine Testreihe mit Kleinfeuerwaffen durchgeführt«, erklärte er bescheiden. »Jeweils fünftausend Schuss auf fünfundzwanzig Meter. Und meine Wahl wäre die Walther PKK 7,65 Millimeter. Sie hatte das viertbeste Ergebnis, gleich nach der japanischen M-14, der russischen Tokarew und der Sauer M-38. Aber mir gefällt der leichte Abzug. Und der Griff sollte 007 entgegenkommen. Es ist eine äußerst durchschlagskräftige Waffe. Natürlich ist sie im Gegensatz zur .25 Beretta ein .32-Kaliber, aber ich würde nichts Leichteres empfehlen. Und man bekommt die Munition für die Walther auf der ganzen Welt. Das verschafft ihr gegenüber den japanischen und russischen Modellen einen Vorteil.«
M wandte sich an Bond: »Was meinen Sie?«
»Es ist eine gute Waffe, Sir«, gab Bond zu. »Ein wenig unhandlicher als die Beretta. Wie soll ich sie nach Meinung des Waffenmeisters denn tragen?«
»In einem Berns-Martin-Holster«, erwiderte Major Boothroyd knapp. »Am besten links im Hosenbund. Aber unter der Schulter
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