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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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schwaches, sich bewegendes Licht in dem Gebäude zur Linken. Kassel klopfte Gebhard zweimal auf die Schulter und zeigte hinüber zu den Scheunen.
    »Dort drüben«, zischte er. Danach hob er das Funkgerät an die Lippen, drückte auf den Sendeknopf und nannte zweimal das Rufzeichen des Hubschraubers. 
    Fabel blieb mit allen Einsatzstellen über Funk verbunden. Er hielt das Präsidium auf dem Laufenden: Eine MEK-Einheit war bereits unterwegs, doch bis zu ihrer Ankunft würde fast eine Stunde vergehen. Er forderte Kassel auf, sich nicht von der Stelle zu rühren, und gab die Einzelheiten des Standorts an den Hubschrauberpiloten, an Sülberg und an die Cuxhavener Kripo-Fahrzeuge weiter. Der Pilot bestätigte, dass sie in der Nähe der Scheunen landen konnten.
    »Nein. Ich möchte MacSwain nicht zu früh auf uns aufmerksam machen. Das könnte Anna das Leben kosten. Fliegen Sie weiter und landen Sie dicht an der Hauptstraße. Dort treffen wir uns mit Sülberg.« Er nahm Verbindung mit Sülberg auf, der ihm die Kartenkoordinaten durchgab.
    Fabel drehte sich zu Werner, Maria und Paul um. Allen stand Entschlossenheit ins Gesicht geschrieben. Aber Pauls Miene ließ dazu noch eine alarmierende Besorgnis erkennen.
    Der Hubschrauber ging auf einer Lichtung unweit der Hauptstraße nieder. Während Fabel vorgebeugt unter den schneidenden Rotorblättern des Hubschraubers zur Straße lief, merkte er, dass sie nicht weit von der Stelle entfernt waren, wo man die beiden Mädchen ausgesetzt hatte. Sülbergs unordentliche, vierschrötige Gestalt rannte auf Fabel und die anderen zu. »Unsere Autos sind auf der Hauptstraße. Kommen Sie.«
    Sülberg ordnete an, dass sämtliche Streifenwagen die Scheinwerfer ausschalteten, als sie auf den Sandpfad zu den Scheunen einbogen. Ein Fahrer, Sülberg, Fabel und Maria saßen im ersten Wagen. Der Pfad war mit Schlaglöchern übersät und wurde offensichtlich nur selten benutzt. Der grünweiße Mercedes schlingerte wild dahin und näherte sich einer Biegung, an der sie durch eine hohe, ungepflegte Hecke von den Scheunen abgeschirmt waren. Sülberg befahl dem Fahrer anzuhalten. Die drei anderen Streifenwagen stoppten hinter ihnen.
    Sülberg und Fabel schoben sich im Schutz der Hecke geduckt voran. Vor der Scheune parkten zwei große BMWs. MacSwain war nicht allein.
    An der einen Seite des Gebäudes befand sich ein recht hohes Fenster, das ein bleiches, freudloses Licht in die Nacht hinaus warf, doch der Winkel gestattete es Fabel und Sülberg nicht, ins Innere zu schauen. Vorsichtig kehrten sie zu der Stelle zurück, wo Werner, Maria, Paul und die vier Cuxhavener Schutzpolizisten warteten. Dann steckten sie die Köpfe zusammen wie ein amerikanisches Footballteam, das seine Taktik plant.
    »Werner, geh mit Hauptkommissar Sülberg ums Haus herum. Vielleicht gibt's dort noch einen Eingang. Paul, du und ich nehmen die Vordertür. Maria, du beziehst an dieser Seite Position, falls jemand durch das Fenster flüchten will.« Er warf Sülberg einen fragenden Blick zu, bevor er sich an die Cuxhavener Beamten wandte. Sülberg nickte zustimmend. »Sie beide behalten die Rückseite der Scheune im Auge. Aber wenn jemand herauskommt, passen Sie auf, dass es nicht einer von uns ist, bevor Sie anfangen zu schießen. Und Sie beide« - Fabel zeigte auf die beiden übrigen Schutzpolizisten - »beziehen Stellung zu beiden Seiten von Oberkommissarin Klee. Die WSP achtet auf den Weg zurück zum Boot.«
    Eine formlose Wolke mit silbernen Rändern driftete träge am Mond vorbei, und die Schatten um die Scheunen und auf den umliegenden Feldern schienen sich zu strecken und in die Nacht zu sickern wie schwarze Tinte auf einem bereits dunklen Löschblatt.
    »Gut«, sagte Fabel, »auf geht's.«
    Die Nacht war totenstill gewesen, sodass sich Fabel der Geräusche ihres Atems und des Knirschens ihrer Schuhe, als sie halb gebeugt zu den geparkten BMWs rannten, schmerzlich bewusst wurde. Er zog seine Walther aus dem Halfter und schob den Verschluss zurück, sodass eine Patrone in die Kammer glitt. Paul, Werner und Sülberg folgten seinem Beispiel. Fabel nickte Sülberg zu, und dieser machte sich mit Werner zu der fensterlosen Wand der Scheune auf. Nach dreißig Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, gab Fabel Paul einen Wink.
    Innerhalb von Sekunden hatten sie die Scheune erreicht. Paul und Fabel, die Waffen im Anschlag, gingen zu beiden Seiten der Tür in Stellung. Fabel drückte behutsam gegen die schwere Tür. Sie gab

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