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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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RDX-Sprengstoff setzen. Mit elektrischer Zündung und natürlich mit Funkfernsteuerung. Eine der Laborratten hat ein Fragment gefunden, das wahr­scheinlich von einem Halbleiter stammt. Sehr professionelle Arbeit... Das Einzige, was der Bomber vergessen hat, war eine Signalabschirmung. Deshalb hat das Funkgerät des Pagen die Bombe explodieren lassen.«
    »Gehört Frolow zu den Verletzten?«, fragte Fabel.
    »Nein. Er war im Restaurant und saß nicht am Fenster. Eine seiner Leibwächterinnen hielt sich draußen auf, und ihr ist das Trommelfell geplatzt. Martina Schilmann. Früher bei der Poli­zei Hamburg. Aber du kennst sie natürlich. Wart ihr beide nicht ...?«
    »Das ist lange her.« Fabel seufzte. »Wie geht's ihr?«
    »Eine Explosionsverletzung, bei der das Trommelfell ge­platzt ist, kann übel sein. Und sie ist auf jeden Faü schmerzhaft. Davon abgesehen geht's ihr gut. Einer der Pagen ist in einem schlechteren Zustand, aber auch nicht in Lebensgefahr.«
    »Ist Frolow noch hier?«
    »Ja. Vorläufig wieder im Restaurant. Wir hatten ihn in einen MOWAG-Transporter gebracht, weil wir erst einmal das Innere des Gebäudes nach einer zweiten Bombe absuchen wollten. Das ist ein alter Terroristentrick: Man lässt eine Bombe vorzeitig ex­plodieren, damit die Menschenmenge genau dort in Deckung geht, wo ein zweites, größeres Gerät versteckt ist. Aber wir ha­ben nichts gefunden.«
    »Wir haben es nicht mit einem Terroristen zu tun.« Fabel runzelte die Stirn. »Obwohl das hier auch nicht zu meiner Ver­dächtigen passt.«
    »So?«, fragte Timmermann. »Warum denn nicht?«
    »Der Bomber oder die Bomberin hat das Ziel verfehlt. Meine Verdächtige trifft nicht daneben. Nie. Außerdem würde ich eine Bombe nicht für eine ihrer Lieblingswaffen halten. Bomben werden von planlosen, feigen Tätern verwendet, von den Terro­risten am Ende der Befehlskette oder von einem, der den Timer vorher entsprechend eingestellt hat, um eine möglichst große Distanz zwischen sich selbst und die Explosion zu bringen, wo­bei es ihm egal ist, wie viele Unschuldige dran glauben müssen.«
    »Und das passt nicht zu deiner Verdächtigen?«
    »Nein. Sie ist eine Perfektionistin. Jemand, der sehr präzise denkt und handelt. Dies ist alles zu ... zu schlampig. Dafür scheint sie mir nicht infrage zu kommen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher, Jan«, widersprach Timmer­mann. »Ich finde, dass dies durchaus eine Präzisionssache ist. Die Eingrenzung der Explosion und die Raffinesse des Spreng­stoffs und des Geräts ... Wie erwähnt, das Einzige, was mich verblüfft, ist die Tatsache, dass der Bomber oder die Bomberin den Zünder nicht gegen Sprechfunk von Dritten abgeschirmt haben.«
    »Wie auch immer, es wird wahrscheinlich Zeit, mich mit unserem russischen Kumpel zu unterhalten.«
    »Das ist ratsam«, meinte Timmermann. »Frolows Sicher­heitspersonal macht Stunk. Sie stammen alle von den früheren sowjetischen Spezialtruppen, und sie wollen Frolow unbedingt so weit wie möglich vom Tatort wegbringen.«
    »Dann werde ich versuchen, ihn nicht zu lange aufzuhal­ten ... Bis später, Sepp.«
     
    Im Innern des Restaurants lagen noch mehr Glasscherben als auf der Straße davor. Fabel musste seinen Dienstausweis er­neut einem MEK-Beamten zeigen, der eine schwarze Schutz­ausrüstung und eine kugelsichere Weste trug und eine Heckler-&-Koch-MP5-Maschinenpistole im Arm wiegte.
    Die Tische in der Nähe der Fenster waren leer, und Fabel wurde sich der seltsamen Mischung aus Normalem und Anor­malem bewusst, die stets am Ort unerwarteter Gewaltverbre­chen zu finden ist. Auf einem der Tische standen noch Teller mit unberührten Speisen. Auch die exklusiven Bestecke des Restaurants waren unangetastet, und die Tischdecken sahen weiß und frisch aus, abgesehen von einem großen Blutspritzer, der sich an den Rändern ausgefranst hatte wie auf ein Lösch­blatt übergeschwappte rote Tinte. Dunkle Tröpfchen sprenkel­ten auch einen umgestürzten silbernen Kerzenhalter. Andere Tische waren umgekippt worden, entweder durch die Explo­sion oder durch verängstigte Gäste, die im hinteren Teil des Restaurants Zuflucht gesucht hatten.
    Ein Mann in den Fünfzigern mit ergrauendem blonden Haar und einem Spitzbart saß hinter einer Gruppe anderer Männer an einem der Tische. Zwei standen vor ihm und be­obachteten den sich nähernden Fabel. Aus ihrem Körperbau ließ sich schließen, dass sie nicht gerade das Gehirn der Truppe bildeten.
    »Herr Frolow?« Fabel

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