Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
ist?«
Big Rosie zuckte mit den Schultern. »Ich würde es dir sagen, wenn ich es wüsste, Blondi. Vielleicht ist sie ins Klo gefallen. Dünn genug wäre sie ja.«
»Big Rosie, das ist nicht nett. Du redest immerhin über meine ... meine Schwester.« Und sie ist genauso, wie ich früher war, dachte Janey mit einem leichten Schaudern.
»Ja, ja, ich weiß. Es juckt mich gewaltig in den Fingern, diesem kleinen dünnen Etwas ein bisschen SPIon-Leben einzuhauchen und sie ein wenig zu unterrichten.«
Janey verzog das Gesicht. Ihre Schwester würde niemals SPIon-Unterricht bekommen, denn es war ihr nicht erlaubt, eine Agentin zu werden. Und das war ein Grund mehr, warum Janey das Gefühl hatte, auf sie aufpassen zu müssen. Sie musste Olivia unbedingt finden.
Auf in den Süden
Am nächsten Morgen saß Janey am Küchentisch und dekorierte hart gekochte Eier mit Farbe und Glitzer. Ihre Ma saß ihr gegenüber und klebte hoch konzentriert ein Gänseblümchen auf ihr eigenes Osterei.
»Kleb doch auf die andere Seite auch noch eins, Ma. Dann sind es Zwillinge«, schlug Janey vor. Sie beobachtete ihre Ma unauffällig aus dem Augenwinkel. Würde sie irgendwie merkwürdig auf dieses Stichwort reagieren?
»Ach nein, ich finde, das wird zu viel, meinst du nicht auch?«, fragte ihre Mutter und malte noch zwei kleine zierliche Blätter dazu. »Weniger ist mehr, sage ich immer. Zwillinge sind zu anstrengend. Denk an Onkel James mit Jennifer und Jessica - immer alles doppelt.«
Ein Klopfen an der Haustür ließ sie beide jäh verstummen, und ihre Ma stand auf. Als sie in die Küche zurückkehrte, hielt sie ein Päckchen in der Hand. Janeys Vater war erneut der Absender, doch diesmal war das Paket gleichzeitig auch an ihre Mutter adressiert.
»Da ist bestimmt zu Ostern Schokolade drin!«, rief Jean und hielt ihr halb fertig dekoriertes Ei in die Luft. »Wirklich nett von Abe! Gleich nach dem Frühstück naschen wir davon.«
»Ich nicht«, sagte Janey. »Ich hebe alles auf, bis Ostern vorbei ist.«
Janey ließ sich nichts anmerken und betrachtete ihr großes Osterei aus Schokolade ganz entspannt. Es hatte vorne und hinten das Bild einer gelben Watschelente drauf, die durch eine grüne Wiese stapfte. Janey wusste genau, dass sie es später komplett auseinandernehmen würde, um zu sehen, ob darin eine Nachricht von Abe versteckt war. Wenn Olivia recht hatte, dann war es vielleicht die letzte SPIonage-Mitteilung, die sie je bekommen würde.
Es befand sich noch mehr in dem Paket‹ - ein kleiner schwarzer Bumerang, ungefähr so lang wie Janeys Unterarm. Doch mit Abstand am interessantesten war der mitgeschickte Zeitungsartikel, der ganz unten lag. »Das ist ja Abel«, rief Janey laut, als ihre Mutter den Ausschnitt hochhielt. Neben dem Text war ein großes Foto von ihrem Vater abgebildet.
Jean nickte. »Offensichtlich hält er sich zurzeit in Australien auf. Es scheint fast so, als wäre er dort in der Zwischenzeit sogar zu Reichtum gekommen.« Sie seufzte leise, und Janey las den Artikel vor.
Ein kleiner Schafzüchter aus Dubbo verblüfft die Wollexperten aus aller Welt mit einer neuen Art des Merinoschafs. Es hat gerades Haar so weich wie Angora, doch gleichzeitig eignet es sich hervorragend für die Massenzucht. Im Interview erklärte der Neuling der Schaf züchterweit: »Ich habe mich schon Vorjahren intensiv mit Genetik beschäftigt. Eine Kreuzung aus einer der besten Zuchtlinien des Merinoschafs mit dem weitestgehend unbekannten Andalusischen Bergschaf hat diese tolle neue Rasse geschaffen, mit extrem langer und außerordentlich weicher Wolle.« Experten behaupten, die Qualität der Wolle sei so ungewöhnlich gut, dass sie ohne weitere Vorbereitung umgehend versponnen werden könne.
Auf dem Foto war Abe zu sehen, der groß und gut aussehend mitten in einer Herde merkwürdiger, langhaariger Schafe stand. Er beschattete seine Augen mit den Händen und lächelte sein Filmstar-Lächeln direkt in die Kamera. Es war genau, wie Olivia gesagt hatte. Ihr Vater lebte tatsächlich auf einer Schaffarm in Australien, am anderen Ende der Welt. Eislutscher, Autowaschanlagen und jetzt Schafzucht. Das alles hatte nichts miteinander zu tun, und doch schaffte ihr Vater es, alle seine Geschäftsideen mit größtem Erfolg in die Tat umzusetzen. Janey war ein wenig traurig - zum einen hatte sie Mitleid mit ihrer Mutter, die unentwegt das Foto von Abe anstarrte, und zum anderen war sie selbst auch traurig. Australien war so
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