Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
»Hauptsächlich in Neuseeland auf verschiedenen abgelegenen Farmen. Es war eine ziemlich einsame Zeit. Wie du dir vorstellen kannst, war Pa viel unterwegs und nicht oft zu Hause. Du weißt ja, wie es ist, wenn er untertaucht. Doch jetzt ist er kurz davor, seine SPIonage-Tätigkeiten aufzugeben. Er möchte ein Unternehmen gründen und seine Familie wieder um sich versammeln. Er hat dir eine Nachricht geschickt, stimmt's? Wir sind vor Kurzem erst in ein ganz offizielles Zuhause umgezogen, wo wir zum ersten Mal nicht versteckt leben. Auf eine Schaffarm in Australien!«
»Australien!« Natürlich. Nicht einfach nur im Süden, sondern richtig weit weg - am anderen Ende der Erde!
Das hatte ihr Vater also mit der Gebrauchsanweisung zu den Sommersandalen ihr mitteilen wollen. Das bedeutete aber auch, dass diese Espadrilles tatsächlich ein Agentenwerkzeug waren, das Janey zu Abe bringen würde. Sie sah Olivia an. »Du hast gar keinen Akzent.«
»Oh ja, das stimmt. Tut mir leid.« Olivia verzog das Gesicht. »Weißt du, hauptsächlich war ich ja mit Pa zusammen, und da er keinen Akzent spricht, habe ich mir auch keinen angewöhnt.«
»Aber er war doch sicher sehr oft weg und eher selten zu Hause ...«
Olivias feuchte Hände ließen Janey los. »Du hast natürlich recht. Ich hatte jede Menge Tagesmütter. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass er Seminare hält in aller Welt oder so etwas in der Art. Du weißt ja, wie er ist, Janey. Er liebt uns zwar abgöttisch, doch ohne seine SPIon-Organisation ist er nur ein halber Mensch. Und sieh dir an, was er alles angestellt hat, um das hinzubekommen. Er hat dich glauben lassen, er sei tot, mir hat er erzählt, dass Ma nicht mehr lebt, und er hat vorgegeben, jemand anderes zu sein ...«
Janey wusste, dass Olivia recht hatte. Ihr Vater hatte sie wirklich in dem Glauben gelassen, dass er gestorben sei. Und er hatte in der Tat ihrer Mutter das Gedächtnis gelöscht. Als Krönung hatte er für sich selbst eine völlig neue Identität erfunden und sich als sein eigener Bruder, Solomon Brown, ausgegeben. Das klang alles so verrückt und unmöglich, dass eine Trennung der Zwillingsmädchen gar nicht mehr so abwegig schien. Vielleicht ... war es wirklich wahr. Olivia sah ihr zum Verwechseln ähnlich, und sie wusste alles über die Familiengeschichte. Janey hatte eine Zwillingsschwester! Eine Schwester, die bei ihrem geliebten Vater aufgewachsen war. Janey konnte die aufkeimende Eifersucht nicht unterdrücken, doch dann fiel ihr ein, dass Olivia genauso empfinden musste. Schließlich hatte Janey ihre gemeinsame Mutter immer für sich allein gehabt.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Wann hast du herausgefunden, dass Pa ... na, du weißt schon?«
»Erst nachdem er mit seiner SPIon-Arbeit bereits aufgehört hatte«, antwortete Olivia mit einem Seufzer. »Ich bin darüber ziemlich traurig und muss auch oft weinen deswegen. Aus mir wird nie eine tolle Agentin. Ich werde nie so sein wie du, Janey.«
Das erklärte, warum Olivia so viel ruhiger war als Janey. Sie ähnelte mehr der früheren Janey, bevor sie ihren durchgedrehten SPIT kennengelernt hatte und auf lebensgefährliche Missionen gegangen war. Jetzt hatte sie viele sehr gute Freunde und eine Familie, die aus lauter Topagenten bestand. Olivia tat ihr leid. Vielleicht war es an der Zeit, sie offiziell in die Familie aufzunehmen - als ihre Schwester. Janey konnte es kaum glauben.
»Na los, komm mit«, sagte sie mit einem plötzlichen Lächeln und sprang auf. Sie klopfte kurz auf die Zehn-nach-zwei-Position an der Wand über dem Kamin. Hinter ihrem Rücken drehte sie den Diamanten an ihrem GUSS, sodass Olivia es nicht sehen konnte. Das magnetische Schutzschild war jetzt inaktiv, sie brauchte es nicht mehr. »Lass uns gehen und Big Rosie alles erzählen.«
Drüben im SPIon-Labor angekommen, kündigte Janey sich und ihre Schwester mit einem lauten »Tatatata!« an. Sie reichte Olivia die Hand und half ihr beim Aussteigen aus dem Tunnel. Big Rosie fiel die Kinnlade herunter. Vorlauter Staunen bekam sie ihren Mund gar nicht wieder zu, sodass ihr tatsächlich ein Stück Erdbeerkuchen zwischen den Zähnen heraus auf den Boden fiel. »Ach, du lieber Himmel! Das doppelte Lottchen!«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Janey, wer ... wer von euch ist eigentlich Janey? Du heiliger Strohsack! Ihr seht vollkommen gleich aus. Was geht hier vor?«
Janey grinste und zog ihre Schwester hinter sich her. »Ich bin Janey. Man kann uns wirklich nicht
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