Jane Blond 03 - Jane Blond greift nach den Sternen
nach vorne gelehnt auf dem Hinterrad. Als das Vorderrad einen Moment später an die Hauswand prallte, schossen sie los und fuhren senkrecht an Big Rosies Haus hoch. Im nächsten Augenblick befanden sie sich auf dem Dach und rasten die Schräge hinauf bis zum Schornstein. Von da an ging es wieder bergab, und sie fuhren gefährlich schnell auf der anderen Seite wieder hinunter. Bremsen war unmöglich, Janey war einzig und allein darauf bedacht, das Gleichgewicht zu halten und heil wieder auf dem Boden zu landen. Kurze Zeit später schlidderten sie über den Rasen quer durch Big Rosies Garten und konnten nur knapp einen Zusammenstoß mit dem Apfelbaum vermeiden. Schließlich kamen sie hinter ein paar Sträuchern taumelnd zum Halten.
»Puh, war das ein Ritt!«, keuchte Janey atemlos und sprang vom SPIon-Rad. Sie sah sich um und suchte nach Spuren, die auf ihre Doppelgängerin hinwiesen.
Viel konnte sie nicht entdecken, doch schließlich bemerkte sie ein paar Fußspuren in der feuchten Erde direkt am Zaun, der Big Rosies Garten zur Straße hin abgrenzte.
Alex sah sich die Abdrücke genauer an. »Man kann sie kaum erkennen. Es scheint, als hätte dieser Jemand nur Socken getragen oder so etwas Ähnliches.«
Er hat recht, dachte Janey. Der Abdruck zeigte keinerlei Profil einer Schuhsohle, sondern lediglich den undeutlichen Umriss zweier Füße. Aus dieser Spur konnten sie kaum mehr erkennen, als dass der oder die Unbekannte ziemlich kleine Füße hatte und keine richtigen Schuhe trug, höchstens welche mit sehr dünnen Sohlen. »SPIon-Sohlen!«, entfuhr es Janey plötzlich. »Das würde auch erklären, warum sich die Fußabdrücke parallel zueinander befinden und nicht versetzt sind. Unser unbekannter Eindringling hat den Sprungmechanismus der SPIon-Sohlen aktiviert und hat so mühelos den Zaun hier überwunden.«
»Die Füße könnten ungefähr deine Größe haben«, bemerkte Alex nachdenklich.
Während Janey ihren Fuß daneben stellte und die Größe verglich, öffnete sich hinter ihnen ein Fenster. »Hey, ihr Agenten«, schnauzte Big Rosie und konnte vor lauter Wut nur mit Mühe bei einem Flüstern bleiben. »Seid gefälligst leise, versteckt sofort das SPIon-Rad, und schafft eure kleinen Agentenhirne hier hoch zu mir!«
»Ich glaube, dir steht Ärger ins Haus«, zischte Alex leise, während sie durch die Hintertür ins Haus schlichen und die Treppe hinaufgingen. Big Rosie hatte ihnen per Funkfernbedienung die Tür geöffnet.
»Ihr hattet wohl Lust auf eine kleine Spritztour, was?«, fragte Big Rosie wütend und stampfte aufgebracht durch ihr Labor. »Und das gleich nach dem Mittagessen an einem landesweiten Feiertag. Also: Glaubt ihr, dass dies a) eine schlechte Idee war? Oder war es b) eine extrem schlechte Idee?«
Alex schaute betreten auf den Boden, und Janey war klar, dass er nichts zu ihrer Verteidigung sagen würde. »Wir hatten keine andere Wahl, Big Rosie! Wir haben vorhin in den Spiegel geschaut, der bei uns drüben im Flur hängt, und einen Moment später ist mein Spiegelbild einfach davonmarschiert. Warum hast du eigentlich einen Zwei-Wege-Spiegel in deinem Gästebad unten? Wie auch immer, wir haben mein Spiegelbild gesucht, doch es war wie vom Erdboden verschluckt ... deshalb mussten wir über dein Haus SPIonradeln, um es wieder einzufangen!«
Big Rosie sah stirnrunzelnd von einem Agentenschüler zum anderen. Ihre stark geschminkten blauen Augen blitzten voller Zweifel. »Dein Spiegelbild ist davonmarschiert?«
»Ich weiß, das klingt sehr merkwürdig«, sagte Alex endlich. »Aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Außerdem gibt es weitere Anzeichen für die Anwesenheit fremder Agenten. Zwei-Wege-Spiegel, Abdrücke von SPIon-Sohlen, verschwundene Haare ...«
Big Rosie hielt beschwichtigend eine Hand hoch. »Okay, okay, jetzt macht mal keinen Film daraus. Ich habe Janey bereits vor zehn Minuten gesagt, dass wenn sie keine Schoko-Ostereier für mich hat, dann muss sie es einfach nur sagen. Ich kann damit leben.«
»Aber ich habe dich seit mindestens zwei Stunden nicht mehr gesehen«, bemerkte Janey. »Was meinst du mit ›vor zehn Minuten‹?«
Big Rosie ging zu einem Labortisch und nahm eine kleine Wollmütze hoch. Sie war fürchterlich ungleichmäßig und stümperhaft gestrickt, noch dazu viel zu klein für Big Rosies große Lockenpracht. »Ein schöner kleiner Eierwärmer ist das hier. Es war wirklich sehr lieb von dir, dass du dir so viel Mühe mit einem Geschenk für mich gegeben hast,
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