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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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waren.
    Okay, ich wusste ja, dass Matt Lauer nicht der Weihnachtsmann war. Aber wenn man sich mal anschaute, wer so alles fürs Frühstücksfernsehen arbeiten durfte, wieso nicht ich?
    »Wollen Sie überhaupt heiraten?«, fragte Matt. Dass Juden normalerweise zusammenhielten, hatte ihm anscheinend keiner gesagt.
    Natürlich wollte ich irgendwann heiraten. Nur weil ich mit siebenunddreißig noch Single war, galt ich jetzt als Freak oder was? »Ja«, antwortete ich, schwitzte im Scheinwerferlicht vor mich hin und bereute – mein ganzes Leben eigentlich.
    »Wieso?«
    Ich lächelte ihn verständnislos an.
    »Wieso wollen Sie heiraten?«
    Das hatte mich noch niemand gefragt. Ich blinzelte nervös. Mir blieb der Mund offen stehen. Diese Frage zu beantworten dürfte einem eigentlich nicht allzu schwer fallen – sollte man meinen.
    Ich wollte heiraten, um jemanden an meiner Seite zu haben, der sich mit mir zusammen die ›Daily Show‹ ansah. Ich wollte jemanden, der mit mir im Schlafwagen durch die kanadischen Rocky Mountains und in einem Heißluftballon durch das Hudson Valley fuhr. Ich wollte eine Frau im Arm halten und ihr das Gefühl von Geborgenheit schenken. Ich wollte dem Glück meiner Partnerin mehr Bedeutung beimessen als meinem eigenen.
    »Ich will verheiratet sein, um mir nie wieder den Rücken rasieren zu müssen.«
    Das Publikum der ›Today Show‹ brach in Lachen aus. Ich hatte keine Ahnung, wieso mir das Zitat von Mike Russos Trauzeugen überhaupt noch im Kopf herumschwirrte, und auch nicht, wieso es ausgerechnet in diesem Moment aus mir herausgeplatzt war.
    »Okay, Gavin«, sagte Matt, »jedem Tierchen sein Pläsierchen.«
    Das Publikum lachte erneut. Wenn man zu nah an das Licht der Studioscheinwerfer fliegt, rächt sich das eben unter Umständen.
    »Und gleich:«, sagte Matt und sah in die Kamera, »Jungfer kommt von Jungfrau – warum manche Brautjungfern dennoch alles andere als unschuldig sind.«
    Die Werbung wurde eingespielt, und viele Leute liefen im Studio durcheinander. Ein Produktionsassistent tauchte aus dem Nichts auf und nahm mir das Mikro ab. Matt schüttelte mir kurz die Hand und schlug mir mitfühlend auf die Schulter. Sein Gesicht sagte: »Sorry, Mann, der YouTube-Clip von deinem Auftritt wird dich wohl für den Rest deines Lebens verfolgen.«
    Ein weiterer Assistent mit Bärtchen und Headset brachte mich zurück zur Garderobe, wo ich meine Sachen und den letzten Rest meiner Würde einsammelte. Meine Würde war mir jedoch mittlerweile egal. Als ich an die Frau gedacht hatte, die ich lieben und beschützen wollte, war es Melinda gewesen, die ich sah. Wenn auch nur vor meinem geistigen Auge. Und ich musste auf der Stelle wissen, ob sie mich zurückgerufen hatte oder nicht.
    Ich hatte ihr mehrere Nachrichten hinterlassen, aber sie meldete sich nicht. Wie ich dort in der Ecke des Aufenthaltsraums voller Großaufnahmen von überglücklichen NBS -Stars stand und mit zitternden Fingern den Mailboxcode in mein Handy eintippte, fühlte ich mich wie einJunkie, der den nächsten Schuss braucht. Hätte ich mich nicht bei ihr gemeldet, hätte ich auf keine Antwort warten müssen. Leider hatte ich jedoch genau das getan und rief nun wie ein Verrückter ständig meine Mailbox ab.
    Keine neuen Nachrichten. Dieser Vormittag war voller Enttäuschungen.
    Roxanne kam hereingestürzt. Sie sah angespannt aus und bereute offensichtlich, mich in die Show eingeladen zu haben. Sie wurde begleitet von einem langen, drahtigen Typ mit dunklen Haaren. Beide starrten mich an wie zwei Anthropologen, die ein besonders bemerkenswertes Exemplar der Spezies Homo defectus vor sich haben.
    »Du drückst dich wirklich sehr interessant aus«, sagte Roxanne. Übersetzt hieß das: Jetzt ist mir auch klar, wieso du keine Freundin hast . »Das hier ist Liam O’Neill, einer unserer Produzenten.«
    »Du bist echt komisch«, sagte er, ohne mich richtig anzusehen.
    Es war nicht ganz deutlich, ob er komisch im Sinne von witzig oder im Sinne von seltsam meinte.
    »Normalerweise lassen wir die ›Auftritte‹«, Roxanne malte dabei Anführungszeichen in die Luft (Warum um Himmels willen tun Leute das?) , »unserer Gäste unkommentiert, auch die etwas speziellen. Bei der ›Today Show‹ ist uns aber die Qualität unserer Sendung immer sehr wichtig, deshalb würden wir doch gern noch kurz mit dir reden.«
    Mich von den beiden dort fertigmachen zu lassen war das Letzte, worauf ich jetzt Lust hatte. Ich schnappte mir meine Tasche und nahm

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