Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
Vom Netzwerk:
verlassen.«
    »Dein ewiges ›Ich bin so unglücklich verliebt!‹-Gejammerwird langsam langweilig.« Die traute sich vielleicht was. »Der arme Gavin. Immer verlassen ihn alle.«
    »Nicht alle. Du. Nur du.«
    »Du hast genauso viel dazu beigetragen«, sagte sie. »Du beschwerst dich immer darüber, dass du einfach niemanden zum Heiraten findest, dabei ist das Gegenteil der Fall. Du hast es immer erfolgreich gemeistert, einer Hochzeit aus dem Weg zu gehen.«
    »Das ist doch kompletter Schwachsinn.« Jetzt hielt sie sich auf einmal für eine Therapeutin oder was. Ich hätte am liebsten jedes einzelne Kompliment über ihr Einfühlungsvermögen, das ich ihr jemals gemacht hatte, zurückgenommen. »Zufälligerweise habe ich mir genau an dem Tag, an dem du mich für deinen Möchtegern-Springsteen verlassen hast, Ringe angesehen.«
    »Eben, angesehen!«, rief sie. »Nicht gekauft!«
    Sie holte ein Taschentuch hervor. »Du konntest noch nicht einmal dir selbst gegenüber ehrlich sein, geschweige denn mir gegenüber. Als Jeffrey und ich uns begegnet sind, hat er mich getröstet.«
    »Glaube ich gern«, sagte ich, mehr zur Tischdecke als zu ihr. Als ich aufsah, waren ihre Augen rot.
    »Du bist so beschränkt.«
    Man kann mir ja vieles vorwerfen, aber Beschränktheit gehört eigentlich nicht dazu.
    »Hätte ich auch nur die geringste Chance gesehen, dass du mich heiraten willst, wäre ich geblieben. Das musst du doch gemerkt haben.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Ich kann nicht fassen, dass ich deswegen immer noch weinen muss.«
    Das konnte ich auch nicht. Ich war doch derjenige von uns beiden, der immer noch Single und kinderlos war und mit gebrochenem Herzen dasaß. Wenn hier jemand Grundzum Weinen hatte, dann ich. Aber es brauchte nur ein paar Tränen von ihr, und mein eigenes Elend war vergessen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass mir das noch was ausmacht«, sagte sie. Ich war ein ganz kleines bisschen stolz darauf, dass mir das gelungen war. Aber vor allem wünschte ich, ich hätte sie nie angerufen. »Auf dem Weg hierher habe ich mir selbst am meisten leidgetan, weil ich mich so von dir habe behandeln lassen. Ehrlich gesagt tust du mir jetzt mehr leid, weil du dein Leben einsam verbringen wirst.«
    Ich war nicht sicher, ob sie wirklich Mitleid empfand oder Schadenfreude. »Meinst du, das weiß ich nicht?« Drei Jahre angestauter Schmerz und Frust brachen aus mir heraus. »Was glaubst du, wovor ich am meisten Angst habe?«
    »Gavin.« Sie nahm meine Hand. »Du hast keine Angst davor, einsam zu sein, sondern davor, so wie deine Eltern zu werden.«
    Bernies Beerdigung fand an einem für Florida typischen, besonders heißen Tag statt. Es waren etwa dreißig Grad, und ich hatte das Gefühl, meinen schwarzen Anzug nicht nur zu tragen, sondern darin zu kochen.
    Etwa sechzig Leute hatten sich unter dem grünen Baldachin versammelt, der eher zu einer Gartenparty gepasst hätte. Meine Großmutter saß auf einem Klappstuhl neben dem Sarg und starrte geradeaus. Ich stand hinter ihr, zwischen meinen Eltern. Gary und Leslie standen ein wenig abseits, weil Leslie auf das neue Aftershave meines Vaters allergisch reagierte. (Er selbst vermutlich auch, er nieste schon den ganzen Morgen.)
    »Ist doch nett, dass Leslie auch gekommen ist, nicht wahr?«, flüsterte meine Mutter, während der Rabbiner ein hebräisches Gebet sang.
    »Was ist denn daran nett?«, fragte mein Vater zurück. Er versuchte ebenfalls zu flüstern, was bei ihm in etwa seiner normalen Stimme entsprach – nur eben ein wenig lauter.
    »Ich finde es einfach schön, dass Gary jemanden hat, der ihn überallhin begleitet«, erwiderte meine Mutter.
    Klar , dachte ich, jemanden zu haben, mit dem man zu einer Beerdigung gehen kann, ist ja auch einer der Hauptgründe für eine Beziehung . »Es geht gleich los«, sagte ich in der Hoffnung, sie damit zum Schweigen zu bringen.
    »Hast du schon Bernies Nichte kennengelernt?«, fragte meine Mutter. »Sie ist sechsundzwanzig und hat gerade ihr Jurastudium abgeschlossen.«
    »Sie ist schon letztes Jahr fertig geworden«, berichtigte sie mein Vater.
    »Jedenfalls ist sie Anwältin.«
    »Mom!«, flüsterte ich vorwurfsvoll.
    »Was denn? Ihr seid doch nicht blutsverwandt.«
    »Wir sind hier auf einer Beerdigung.«
    »Gott will aber, dass wir uns mehren!«
    Ich hatte nicht die Energie, ihr zu widersprechen. Von der Hitze und den uralten Gesängen des Rabbiners wurde mir ganz schwindlig. Der jüdische Brauch schreibt eine

Weitere Kostenlose Bücher