Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)
Ergebnis führte. Ein Arzt versuchte einmal, auf meinem Handrücken eine Minivene anzustechen, was zuerst auch funktionierte. Doch nach ein paar Sekunden spürte ich einen kleinen stechenden Schmerz an der Stelle, wie einen Stromschlag. Die Ader war explodiert. Fast schon freudig rief der Arzt seine Helferinnen herbei, die sich das Schauspiel unbedingt anschauen sollten. In kürzester Zeit lief der Handrücken blau-lila an. Tagelang konnte ich kaum etwas richtig greifen – aber immerhin hatte der Arzt seine Show gehabt.
Auch bei dem Endokrinologen entwickelte sich die Blutabnahme zum Drama. Drei Damen standen schwitzend um mich herum, bis sie nach einer Dreiviertelstunde endlich die paar Röhrchen voll hatten. Danach stellte mich ihr Chef auf eine futuristisch anmutende Waage, die erbarmungslos die exakte Zusammensetzung meines Körpers ausspuckte. Ich hatte zu viel Körperfett. Ach was! Große Überraschung, dachte ich still bei mir. Dass ich mit Anfang 30 praktisch in den Wechseljahren steckte, interessierte ihn nicht die Bohne.
Ein paar Tage später waren die Blutergebnisse da. Ich hatte einen Testosteronmangel und zu wenig DHEA (ein Nebennierenhormon). Dr. K. verschrieb ein Testosterongel und DHEA-Tabletten. Ich sollte abends keine Kohlenhydrate mehr essen und ein bisschen etwas für den Muskelaufbau tun. Das war’s. Natürlich passierte mit dieser Medikation nichts. Unzufrieden schleppte ich mich durch die Weihnachtstage und ins neue Jahr 2011.
Dass die nächsten Monate einerseits einen Wendepunkt in meinem Leben bedeuten würden, aber andererseits auch noch viel Schmerzhaftes für mich bereithielten, konnte ich damals noch nicht ahnen.
Das Jahr der Veränderungen
Mitte Januar erreichte ich einen weiteren Tiefpunkt auf meiner Reise zur letztendlichen Diagnose. Ich war am Abend mit meinem Mann und seiner Familie essen. Eine Ausnahme, denn eigentlich verließ ich mittlerweile kaum mehr das Haus.
Die Verwandtschaft traf sich beim Asiaten. Ich aß ein wenig Geflügel und Gemüse. Als ich am nächsten Morgen auf die Waage stieg, traf mich fast der Schlag: 71 Kilo! Bei 57 Kilo hatte ich genau ein Jahr zuvor begonnen zuzunehmen. Ich griff zum Telefonhörer und machte der Arzthelferin des Endokrinologen unmissverständlich klar, dass ich sofort zu ihnen in die Praxis kommen würde. Keine halbe Stunde später war ich da. Und erntete wieder böse Blicke. Ab das war mir egal. Jetzt musste definitiv etwas passieren! Dr. K. schaute sich stirnrunzelnd noch mal meine Werte an. Und bemerkte dann, dass die Schilddrüsenwerte nicht ganz optimal waren. Wohlgemerkt mehr als drei Wochen, nachdem er die Blutergebnisse bekommen hatte! Er verschrieb mir 20 Mikrogramm Thybon, das stoffwechselaktive Schilddrüsenhormon T3. Ich sollte eine Tablette am Tag nehmen. Das würde das Gewicht reduzieren. Mehr sagte er mir nicht zur Einnahme oder zu einer möglichen Erkrankung.
Ich verließ die Praxis zwischen Bangen und Hoffen und bestellte die Tabletten sofort in der Apotheke. Abends hatte ich die Packung – und warf mir vorm Schlafengehen direkt eine ein. Natürlich konnte ich nicht gut schlafen oder besser: überhaupt nicht. Mein Herz raste, ich schwitzte und rannte ständig auf die Toilette. Aber egal, plötzlich passierte etwas in meinem Körper. Das fühlte sich gut an. Auch wenn ich nicht wusste, warum. Am nächsten Morgen hatte ich tatsächlich ein Kilogramm weniger auf der Waage. Unglaublich! Das erste Medikament, das Wirkung zeigte. Ich taumelte fast vor Glück. Und gleichzeitig stellte ich mir die Frage, was da wohl gerade in meinem Körper passierte! In den folgenden Wochen spielte ich mit der Dosierung herum, steigerte sie langsam. Und tatsächlich fühlte ich mich ein bisschen wacher und frischer.
Einige Zeit später lag ich an einem Mittwochabend in Köln im Hotelbett und starrte an die Decke des Zimmers. Ich wollte jetzt endlich wissen, was ich hatte, welche Krankheit all diese seltsamen Symptome auslöste. Und warum hatten gerade diese Tabletten plötzlich solch eine positive Wirkung? Ich schloss meine Augen und bestellte beim Universum – ich hatte gerade das Buch The Secret gelesen – die Antwort auf meine Frage: Was für eine Krankheit habe ich? Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich die Information bekomme. Mit einem Lächeln schlief ich ein.
Freitagnachmittag telefonierte ich mit einem Freund. Er war einer der wenigen, mit dem ich in den letzten Monaten offen über meine Beschwerden gesprochen hatte. Er litt
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