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Jeder stirbt für sich allein

Jeder stirbt für sich allein

Titel: Jeder stirbt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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dieser Gelegenheit ausgemerzt: Kuno Kienschäper klingt ausgezeichnet und ist völlig genug.
    Kuno pfeift vergnügt vor sich hin, während der Braune Toni langsam in der Sonne den ausgefahrenen Feldweg entlangzuckelt.
    Soll er sich Zeit lassen, zum Mittag sind sie immer wieder zurück.
    Kuno sieht auf die Felder rechts und links, prüfend, fachmännisch beurteilt er den Saatenstand. Er hat viel gelernt hier auf dem Lande, und er hat - gottlob! - fast
    ebensoviel vergessen.
    Der Hinterhof mit der Frau Otti, nein, an den denkt er fast nie mehr, und auch nicht mehr an einen dreizehnjährigen KunoDieter, der eine Art Räuber war, nein, das alles gibt es nicht mehr. Aber auch die Träume von der Motorenschlosserei sind aufgeschoben, vorläufig genügt es dem Jungen, den Trecker im Dorf bei der Pflügerei trotz seiner Jugend führen zu dürfen.
    Ja, sie sind schön vorangekommen, der Vater, die Mutter und er. Sie sind nicht mehr von den Verwandten abhängig, sie haben im vorigen Jahr Land bekommen, sie sind selbständige Leute mit Toni, einer Kuh, einem Schwein, zwei Hammeln und sieben Hühnern. Kuno kann mähen und pflügen, er hat vom Vater das Säen gelernt und von der Mutter das Hacken. Das Leben macht ihm Spaß, er wird den Hof schon in die Höhe bringen, das tut er!
    Er pfeift.
    Am Straßenrand richtet sich eine verwahrloste, lange Gestalt auf, zerlumpt der Anzug, verwüstet das Gesicht.
    Das ist keiner der unseligen Flüchtlinge, das ist ein Verkommener, ein Penner, ein Lump. Die versoffene Stimme krächzt: «He, Jung, nimm mich mit in die Stadt!»
    Kuno Kienschäper ist beim Klange dieser Stimme zusammengezuckt. Er möchte aus dem behaglichen Toni
    einen Galopp herausholen, aber dafür ist es zu spät, und so sagt er mit gesenktem Kopf: «Sitz auf - nee, nicht hier bei mir! Hinten kannst du aufsitzen!»
    «Warum nicht bei dir?» krächzt der Mann herausfordernd. «Bin dir wohl nicht fein genug?»
    «Schafskopp!» ruft Kuno mit angenommener Grobheit.
    «Weil du hinten auf dem Stroh weicher sitzt!»
    Der Mann fügt sich brummend, kriecht hinten auf den Wagen, und Toni fängt jetzt an, ganz von selber zu traben.
    Der Kuno hat den ersten Schreck darüber verwunden, daß er da seinen Vater, nein, ausgerechnet den Borkhausen aus dem Straßengraben auf den Wagen hat laden müssen, ausgerechnet er, ausgerechnet den! Aber vielleicht war das gar kein Zufall, vielleicht hat der Borkhausen ihm aufgelauert und weiß genau, wer ihn da fährt.
    Kuno schielt über die Schulter nach dem Mann.
    Der hat sich ins Stroh gestreckt und sagt jetzt, als habe er den Blick des Jungen gespürt: «Kannste mir wohl sagen, wo hier in der Drehe ein Junge wohnt, aus Berlin, so um die Sechzehn? Hier um die Drehe rum muß er wohnen ...»
    «Hier um die Drehe rum wohnen noch viele Berliner!» antwortet Kuno.
    «Das hab ich gemerkt! Aber das mit dem Jungen, wo ich meine, das ist ein Spezialfall - der ist nicht evakuiert damals im Kriege, der ist getürmt von seine Eltern! Haste von so 'nem Jungen mal gehört?»
    «Nee!» lügt Kuno. Und nach einer Pause fragt er: «Wissen Sie denn nicht, wie der Junge heißt?»
    «Na ja, der heißt Borkhausen ...»
    «Einen Borkhausen gibt's hier in der Drehe nicht, das müßte ich wissen.»
    «Das ist komisch!» sagt der Mann, tut, als müsse er lachen, und stößt dem Jungen die Faust schmerzhaft zwischen die Schultern. «Und ich hätt darauf geschworen, ein Borkhausen sitzt hier auf dem Wagen!»
    «Da hätten Sie falsch geschworen!» antwortet Kuno, und jetzt, da die Gewißheit da ist, schlägt sein Herz ruhig und kalt. «Ich heiß nämlich Kienschäper, Kuno Kienschä-
    per .»
    «Nee, aber so wat!» tut der Mann erstaunt. «Der, wo ich suche, heißt nämlich auch Kuno, KunoDieter nämlich ...» «Ich heiße bloß Kuno Kienschäper», sagte der Junge.
    «Und dann: Wenn ich wüßte, ein Borkhausen sitzt auf meinem Wagen, dann drehte ich die Peitsche um und prügelte den Kerl so lange, bis er runter wäre von meinem Wagen!»
    «Nee, so wat! Nee, so wat! Jibt's denn so wat?» wundert sich der Penner. «Ein Junge, der den eigenen Vater vom Wagen prügelt?»
    «Und wenn ich den Borkhausen runtergeprügelt hätte», fährt Kuno Kienschäper unbarmherzig fort, «dann führe ich in die Stadt zur Polizei und sagte denen: Paßt auf, ihr!
    Da ist ein Mann hier in der Drehe, der kann nichts wie Faulsein und Stehlen und Schaden stiften, der hat gesessen, der ist ein Verbrecher, den langt euch!»
    «So wat wirste doch nich

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