Jedes Kind Kann Regeln Lernen
Sie eine ganz blöde Mama.
Wieder einmal ist es in diesem Fall am wirkungsvollsten, sich alle gekränkten und belehrenden Kommentare zu sparen und wortlos das Zimmer zu verlassen. Wenn Ihnen Schweigen zu schwer fällt, können Sie auch das Positive betonen: "Sobald du wieder freundlich mit mir redest, helfe ich dir gern weiter."
Ihre beiden Kinder - 7 und 9 Jahre alt - streiten sich schon den ganzen Nachmittag. Alle paar Minuten gibt es Geschrei. Alle paar Minuten müssen Sie eingreifen und schlichten. Sie merken, wie der Ärger in Ihnen immer höher steigt. Sie haben das Gefühl: Wenn ich jetzt nicht losschreie, platze ich. Statt zu schreien und die Kontrolle zu verlieren, können Sie aber etwas anderes tun: Sie geben sich selbst eine Auszeit. Sie verlassen die Wohnung und gehen "eine Runde um den Block" - wenn Ihre Kinder schon alt genug sind, um ein paar Minuten allein zu bleiben. Auch innerhalb der Wohnung können Sie sich vielleicht eine Rückzugsmöglichkeit einrichten.
Rudolf Dreikurs empfiehlt in seinem bereits erwähnten Buch die "Badezimmermethode": Mutter oder Vater verlassen den Ort der Auseinandersetzung und ziehen sich für kurze Zeit (vielleicht mit einer Zeitung bewaffnet) ins Badezimmer zurück, bis sie sich wieder unter Kontrolle haben.
Es gibt eine Ausnahme, bei der Sie eine Art Auszeit schon für Babys ab sechs Monaten anwenden können: Wenn Ihr Kind lernen soll, allein in seinem Bett einzuschlafen und durchzuschlafen. Wie die Methode funktioniert, ist in unserem Ein- und Durchschlaf-Buch Jedes Kind kann schlafen lernen genau beschrieben. Sie können dort auch nachlesen, wie es zu Schlafstörungen kommt und was Sie tun können, damit Ihr Kind von Anfang an ein guter Schläfer wird. Hier nur soviel dazu: Das Kind wird ohne Einschlafhilfen wie Fläschchen und Schnuller in sein Bett gelegt. Die Eltern sagen "Gute Nacht" und verlassen das Zimmer. Wenn das Baby weint, gehen Vater oder Mutter alle paar Minuten zu ihm hinein, trösten und streicheln es, zeigen ihm, daß alles in Ordnung ist, geben ihm aber nicht seinen Willen. Sie verlassen das Zimmer, auch wenn das Baby noch schreit. Dies wiederholt sich so lange, bis das Baby eingeschlafen ist. Nur wenn es allein ohne Ihre Hilfe einschlafen kann, kann es auch nachts durchschlafen. Diese "Auszeit" ist sehr wirkungsvoll: Die meisten Babys lernen innerhalb weniger Tage, gut zu schlafen.
• Dritte "Auszeit": Kind wird in ein anderes Zimmer
gebracht
Wenn Sie diese Art von Auszeit anwenden, sollte Ihr Kind mindestens zwei Jahre alt sein. Sie bringen es in ein anderes Zimmer und lassen es dort allein. Sie unterstreichen die räumliche Trennung, indem Sie die Tür zumachen ( niemals abschließen!). Damit setzen Sie Ihrem Kind eine ganz besonders deutliche und nachdrückliche Grenze.
Oliver , zwei Jahre alt, wurde schon im ersten Kapitel erwähnt. Seine Mutter fand ihn "richtig böse". Sie wurde von ihm geschlagen, gebissen und getreten, außerdem hatte er sehr anhaltende Trotz- und Schreianfälle.
Bei den Trotz- und Schreianfällen konnte seine Mutter meist die im vorigen Abschnitt beschriebene zweite Auszeit anwenden: Sie verließ das Zimmer und ließ ihn allein zurück. Wenn Sie jedoch in dem Zimmer selbst etwas erledigen mußte, oder wenn Oliver anfing zu schlagen, zu treten oder zu beißen, entschied sie sich für die dritte Auszeit: Sie nahm ihn und brachte ihn in sein Zimmer. Sie schloß die Tür hinter sich und blieb in der Nähe. Oliver konnte die Tür noch nicht allein öffnen. Er saß in seinem Zimmer und brüllte. Nach 2 Minuten ging seine Mutter zu ihm hinein und machte ihm ein "Friedensangebot": "Ist wieder alles gut? Möchtest du dich mit mir vertragen?" - Oliver brüllte weiter. Deshalb ging seine Mutter wieder hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Wiederum ging sie nach 2 Minuten hinein und erneuerte ihr Friedensangebot. Diesmal streckte ihr Oliver schluchzend die Armchen entgegen. Er hörte auf zu weinen und durfte wieder bei seiner Mama bleiben. Sofort war alles vergeben und vergessen.
Am ersten Tag hielt sich Olivers "Einsicht" allerdings in Grenzen. Nach kurzer Zeit legte er immer wieder irgend ein unangemessenes Verhalten an den Tag. Insgesamt zwölfmal bekam er eine Auszeit in seinem Zimmer. Jedesmal weinte er sehr heftig, aber immer nur sehr kurz. Jedesmal ging seine Mutter alle 2 Minuten zu ihm hinein und fragte ihn, ab alles in Ordnung sei, bis er sich aus eigener Kraft beruhigt hatte. Am zweiten Tag mußte er noch
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