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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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und spielte - für die Mutter ein völlig ungewohnter Anblick! Sie hielt es bald nicht mehr jedesmal für nötig, Paul in den Laufstall zu setzen. Das tat sie nur, wenn er sich so an sie hängte, daß sie sich nicht bewegen konnte. Paul lernte allmählich, daß er in dieser Zeit bei seiner Mutter nicht im Mittelpunkt stand und mit Schreien nichts erreichen konnte. Er entschied sich immer häufiger, zu spielen statt zu schreien. Seine Mutter merkte, daß beiden diese Veränderung gut tat.
    Deshalb führte sie am Nachmittag eine weitere halbe Stunde ein, in der sie genau so vorging.
    Viele Babys und Kleinkinder bekommen immer sofort ihren Willen, sobald sie schreien. Ihre Eltern meinen es meistens gut. Sie wollen, daß ihr Kind sich wohlfühlt, und zwar immer . Leider funktioniert diese Methode nicht. Im Gegenteil: Solche Kinder sind oft - wie Paul - besonders unzufrieden. Sie schreien viel, weil sie gelernt haben: "Schreien bringt Zuwendung". Sie sind schon früh in einen Kampf um Aufmerksamkeit verwickelt und lernen ihre eigenen Fähigkeiten und Vorlieben gar nicht richtig kennen. Deshalb können sie sich nicht gut allein beschäftigen. Erst recht bleibt ihnen verborgen, daß auch ihre Eltern Bedürfnisse haben. Eine "Auszeit" mit Vater oder Mutter im selben Zimmer ist ein möglicher Ausweg: Das Kind wird nicht bestraft, bleibt in der Nähe, bekommt aber trotzdem nicht seinen Willen.
    • Auch wenn Ihr Kind noch sehr klein ist - verwenden Sie Ich-Botschaften während einer "Auszeit": "Ich muß jetzt aufräumen" - "Ich möchte jetzt zu Ende frühstücken" -"Ich muß telefonieren". Sie können gar nicht früh genug damit anfangen. Ihr Kind lernt so Ihre Bedürfnisse kennen - und Sie selbst können sich vor Schimpfen und Vorhaltungen-Machen bewahren.
    Ein letztes Beispiel:
    Erinnern Sie sich an Patrick, den "Schrecken der Spielgruppe"? Der Zweijährige beißt, schlägt andere Kinder, nimmt ihnen die Spielsachen weg und wirft damit. Jedesmal geht seine Mutter zu ihm und schimpft mit ihm. Fast jedesmal kündigt sie an: "Wenn du das noch einmal machst, gehen wir nach Hause." Das setzt sie jedoch nie in die Tat um.
    Wie kann die Mutter wirkungsvoller handeln? Wenn Patrick einem anderen Kind weh getan hat, kann sie Klartext reden. Sie geht auf die Knie, schaut ihn an, hält ihn an den Händen fest und sagt: "Stop! Hör sofort damit auf!". Sie kann ihn in eine andere Ecke des Zimmers bringen, ihre Aufmerksamkeit von ihm abwenden und statt dessen sein "Opfer" trösten. Wenn
    Patrick in derselben Stunde noch einmal haut oder beißt, muß sie sofort handeln. Patrick ist zwar schon älter als ein Jahr, aber er kann noch nicht allein vor die Tür geschickt werden. Seine Mutter verläßt mit ihm zusammen den Raum. Sie ist während der "Auszeit" bei ihm, gibt ihm jedoch keine besondere Zuwendung. Wenn Patrick schreit, sagt sie nur: "Wenn du dich beruhigt hast, können wir wieder hineingehen." Damit betont sie das Positive. Wenn Patrick nicht aufhört zu schreien, geht sie mit ihm nach Hause. Auch das ist eine Auszeit: Patrick wird von den anderen Kindern und den vielen attraktiven Spielsachen getrennt. Kann er sich jedoch beruhigen, bekommt er in der Gruppe eine neue Chance. Sobald er für kurze Zeit friedlich spielt, setzt sich die Mutter zu ihm, lobt ihn und schenkt ihm Aufmerksamkeit. Sie achtet auf das Gute. Sollte Patrick zum dritten Mal einem Kind weh tun, geht sie sofort mit ihm nach Hause.
    • Zweite "Auszeit": Eltern verlassen das Zimmer -
    Kind bleibt allein zurück
    Bei dieser "Auszeit" entziehen Sie sich der Auseinandersetzung, indem Sie den "Kampfplatz" verlassen. Ihr Kind bleibt allein zurück. Es sollte mindestens ein Jahr alt sein, wenn sie auf diese Art von "Auszeit" zurückgreifen. Einige Beispiele:
    Ihr Zweijähriger will Schokolade haben und bekommt keine. Er wirft sich auf den Boden, trampelt und schreit. Sie verlassen das Zimmer und gehen erst wieder zu ihm, wenn er sich beruhigt hat. Bei einem sehr langen Trotzanfall können Sie alle paar Minuten zu ihm gehen und ihm ein Friedensangebot machen: "Kann ich dir helfen? Ist alles in Ordnung?" Wenn er Sie schreiend zurückweist, verlassen Sie wieder das Zimmer. Dies wiederholen Sie, bis er Ihr Friedensangebot annimmt.
    Sie helfen Ihrer achtjährigen Tochter bei den Hausaufgaben. Sie nimmt Ihre Hilfe jedoch nicht an. Statt dessen fängt sie an, Sie zu beschimpfen: Die Lehrerin habe alles ganz anders erklärt, Sie hätten sowieso keine Ahnung, und überhaupt seien

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