Jedes Kind kann richtig essen
wissen sehr oft, was sie brauchen. Wenn Essen ihnen nicht gut tut, lassen sie es sein.
Aus ärztlicher Sicht ist das völlig in Ordnung. Geschwächt sind sie nicht so sehr durch ihr Fasten, sondern durch ihre Krankheit. Sind sie wieder gesund, holen sie alles schnell wieder auf. Deshalb kann man selbst bei kranken Kindern, die während ihrer Krankheit abnehmen, in den meisten Fällen nicht von »zu dünn« sprechen.
Schwere Krankheiten können allerdings in Ausnahmefällen zu starkem Flüssigkeitsverlust oder bedrohlicher Gewichtsabnahme führen. Dann kann das Kind seine Nahrungsaufnahme nicht mehr selbst regulieren. Es muss in ganz kritischen Fällen künstlich ernährt werden.
Auch die Magersucht, von der fast ausschließlich Mädchen ab der Pubertät betroffen sind, ist eine schwere Krankheit mit vielfältigen Ursachen.
Bei magersüchtigen Jugendlichen wird die Nahrungsaufnahme überhaupt nicht mehr nach inneren Bedürfnissen, sondern ausschließlich nach krankhaft verzerrten äußeren Maßstäben reguliert. Näheres dazu erfahren Sie ab > .
Mangelernährung wegen Armut
Neben Krankheiten kann noch ein zweiter Umstand dazu führen, dass ein Kind »zu dünn« ist. Er hat ebenfalls wenig mit Erziehung zu tun – sondern vielmehr mit Armut: Aus Geldmangel wird einem Kind zu wenig Essen angeboten, oder im Angebot fehlen wichtige Lebensmittel. Dr. Morgenroth hat als Kinderarzt jahrelang in Indien und Afrika gearbeitet. Dort waren viele Kinder zu dünn, weil sie nicht genug zu essen bekamen. Sie konnten nicht normal wachsen und gedeihen. Oder sie hatten Mangelerscheinungen, weil sie immer nur Reis aßen. Dort kam es auf jede kleine Verbesserung im Nahrungsangebot an. Zum Beispiel lieferte das Sauerampferblatt vom Wegesrand lebenswichtige zusätzliche Vitamine und Eisen.
Aber bei uns? Gibt es das hier auch – dass Kindern zu wenig zu essen angeboten wird? Oder dass ihnen wichtige Lebensmittel vorenthalten werden?
Leider hat es – auch hierzulande – immer Eltern gegeben, die ihre Kinder nicht gut versorgen. Den Kindern fehlt es an allem. Sie bekommen nicht genug Liebe und Geborgenheit, manchmal bekommen sie nicht einmal genug zu essen. Diese Familien brauchen eine besondere Betreuung. Manche sind vielleicht in einer so schlimmen finanziellen Notlage, dass sie nicht alle Lebensmittel kaufen können.
Hunger aus Armut – wir hoffen sehr, dass es das hier nicht gibt. Mangelernährung aus Armut wird leider in Ausnahmefällen vorkommen – frisches Obst und frisches Gemüse gehören nicht zu den preiswertesten Lebensmitteln. Wenn das Angebot aber stimmt, ist eine Mangelernährung bei einem gesunden Kind in den ersten Lebensjahren nicht möglich. Das gilt auch, wenn die Essgewohnheiten Ihres Kindes Ihnen noch so exotisch, einseitig oder »spatzenmäßig« vorkommen: Wenn Ihr Nahrungsangebot stimmt, wird es ihm an nichts fehlen.
Stress schlägt auf den Magen
Eine andere Umweltbedingung kann den Appetit Ihres Kindes in beide Richtungen beeinflussen: Stress. Er kann vor allem entstehen durch eine ungute Stimmung am Tisch, durch eine schwierige Beziehung zwischen Eltern und Kind oder auch durch Druck, den Eltern beim Essen ausüben. Manche Kinder reagieren darauf mit »Essen aus Frust«, andere wollen gar nichts mehr essen. Ab > erfahren Sie mehr darüber.
→ Schlussfolgerungen
Vielleicht haben Sie bemerkt, dass die auf den letzten Seiten beschriebenen Umstände wieder genau zu unserer Spielregel von > passen:
Sie entscheiden, welche Speisen Sie Ihrem Kind anbieten. Wenn Ihr Angebot vielfältig und ausgewogen ist, besteht nicht die Gefahr, dass Ihr Kind zu viel, zu wenig oder das Falsche isst. »Zu dünn« kann Ihr Kind nur dann werden, wenn Sie ihm zu wenig zu essen anbieten oder wenn es schwer erkrankt ist. Auch bei optimalen Umweltbedingungen kann es passieren, dass Ihr Kind dicker oder dünner wird, als Sie es sich wünschen.
Auch das Wann und das Wie gehört zu Ihrer Verantwortung: Essen allein vor dem Fernseher und fehlende Regelmäßigkeit bei den Mahlzeiten sind Bedingungen, die »dick« machen können. Zum Wie gehört auch die ungünstige Bedingung »Stress«. Durch Ihre Familienregeln können Sie beeinflussen, ob der Esstisch bei Ihnen zu Hause zum Stresstisch wird oder nicht.
Ihr Kind entscheidet, wie viel es von Ihrem Angebot isst. Sie können nicht an der Menge ablesen, ob Ihr Kind zu wenig oder zu viel gegessen hat. Kinder unterscheiden sich zu stark in ihrem Energiebedarf – nach dem sie sich
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