Jedi-Padawan 03 - Die gestohlene Vergangenheit
vergaß alles, beobachtete nur seinen Meister, der durch die Straßen ging. Als sie weiter ins Zentrum der Stadt gingen, tarnte sich Qui-Gon. Normalerweise gebot allein die Haltung des Jedi-Meisters Aufmerksamkeit. Er war ein großer, kräftig gebauter Mann und bewegte sich voller Anmut.
Doch auf diesem Planeten bewegte sich Qui-Gon anders. Er legte all das ab, was ihn einzigartig machte und ging in der Menge auf. Obi-Wan beobachtete ihn und lernte. Auch er passte seine Schritte der Umgebung an. Er sah sich an, was die Passanten ansahen, sah wieder weg, sah nach vorn, alles ihm Rhythmus der Leute auf der Straße. Er sah, dass Qui-Gon dasselbe tat. Der aufmerksame Blick war von Qui-Gons Gesicht verschwunden, doch Obi-Wan wusste, dass er alles genau registrierte.
Phindar war eine eigenartige Welt. Die Leute waren schlicht angezogen und Obi-Wan sah, dass ihre Kleidung schon oft geflickt worden war. Displays an Läden scrollten Wörter wie HEUTE KEINE WARE oder GESCHLOSSEN BIS ZUR NÄCHSTEN LIEFERUNG durch. Phindaner lasen die Schilder seufzend und trotteten mit leeren Einkaufskörben weiter. Schlangen hatten sich vor verriegelten Läden gebildet, so als ob die Phindaner erwarteten, dass die Geschäfte bald öffneten.
Killer-Droiden waren überall. Ihre Gelenke klickten, die Köpfe drehten sich dauernd. Auf der schlammigen, unbefestigten Straße zischten glänzende Landgleiter ohne Rücksicht auf Passanten umher - für sie gab es keine Verkehrsregeln.
Qui-Gon bemerkte eine eigenartige Spannung unter den Phindanern und er griff nach der Macht, um die Situation zu erfassen und zu verstehen. Welches Gefühl herrschte um ihn herum vor?
»Angst«, merkte Qui-Gon gedämpft an. »Überall.«
Eine Gruppe von drei Phindanern erschien plötzlich auf dem Gehweg. Sie trugen lange, metallisch-silberne Mäntel, gingen Schulter an Schulter. Verspiegelte Visiere vor ihren Gesichtern reflektierten das Sonnenlicht. Die anderen Phindaner wichen schnell vom Gehweg auf die matschige Straße aus. Obi-Wan blieb verwundert stehen. Die anderen waren so schnell und ohne nachzudenken in dem Matsch ausgewichen, dass es wie selbstverständlich erschien. Die silbern bekleideten Phindaner wurden nicht langsamer, sondern nahmen den gesamten Gehweg ein, als wäre es ihr Recht.
Qui-Gon zog Obi-Wan heftig am Umhang und beide gingen vom gepflasterten Gehweg auf die schlammige Straße. Die silbern gekleideten Männer liefen an ihnen vorbei.
Sobald sie vorüber waren, kamen die anderen Phindaner wortlos wieder zurück auf den Gehweg. Sie schauten weiter in die Läden und gingen wieder weg, wenn sie herausgefunden hatten, dass es dort nichts zu kaufen gab.
»Ist dir nichts Eigenartiges an ihren Gesichtern aufgefallen?«, murmelte Qui-Gon. »Sieh dir ihre Gesichter an.«
Obi-Wan betrachtete die Gesichter der Passanten. Er sah Resignation und Verzweiflung. Doch langsam wurde ihm klar, dass auf manchen Gesichtern . nichts zu sehen war. Nur eine seltsame Leere in deren Augen.
»Hier stimmt etwas nicht«, bemerkte Qui-Gon ruhig. »Das ist mehr als Angst.«
Plötzlich kam ein großer, goldener Landgleiter um die Ecke geheult. Die Phindaner auf der Straße huschten in Sicherheit, die anderen auf dem Gehweg pressten sich gegen die Gebäude.
Obi-Wan fühlte die dunkle Seite der Macht aus dem goldenen Landgleiter hervorschimmern. Mit einer leichten Berührung an der Schulter bedeutete Qui-Gon Obi-Wan, sich schnell und unauffällig zurückzuziehen. Sie verschwanden in einer Seitenstraße und sahen, wie der Gleiter vorbeizog.
Ein silberfarben bekleideter Fahrer bediente die Kontrollen. Hinter ihm saßen zwei Gestalten in langen, goldenen Mänteln. Die Phindanerin hatte wunderschöne orangefarbene Augen mit Einsprengseln des selben Goldes wie das ihres Mantels. Der Mann neben ihr war größer als die meisten Phindaner und hatte die selben langen, kräftigen Arme. Er trug kein verspiegeltes Visier und seine kleinen, bronzefarbenen Augen schweiften mit arrogantem Blick über die Straßen.
Obi-Wan brauchte keine Aufgabenstellung wie im Tempel, um alles genau zu beobachten. Seine Sinne waren in Alarmbereitschaft. Qui-Gon hatte Recht. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Jedes Detail, das er gesehen hatte, sagte ihm das. Hier war das Böse verbreitet.
Der goldene Gleiter zischte um eine Ecke und fuhr dabei beinahe ein Kind an, das von seiner verzweifelten Mutter gerade noch in Sicherheit gezogen wurde. Obi-Wan starrte dem Gleiter ungläubig nach.
»Los,
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