Jedi Quest 03 - Die Spur des Jedi
Vision gehabt, in der Tahl in Gefahr gewesen war. Er hatte es Obi-Wan aber nicht erzählt. Sie waren abrupt aufgebrochen und hatten sich letztlich gegen den Wunsch des Rates auf die Suche nach Tahl gemacht. Und auf dieser gefährlichen Mission war Qui-Gons Vision Wahrheit geworden. Tahl war gestorben. Allerdings nicht, bevor Qui-Gon alles riskiert hatte, auch sein Verbleiben auf dem Pfad der Jedi, um ihr seine Liebe zu erklären.
All das hatte Obi-Wan lange Zeit nicht gewusst. Qui-Gon hatte ihm später ein wenig erzählt. Andere Teile der Geschichte waren Obi-Wan selbst klar geworden. Qui-Gon hatte niemals über seine Liebe zu Tahl gesprochen. Das war ein Teil von ihm, der Obi-Wan verschlossen gewesen war. Qui-Gon hatte sich ihm nicht geöffnet.
Jetzt hatte er selbst einen Padawan und er verstand Qui-Gons Wunsch, sich nicht vollends zu öffnen. Es war gut, dass er bestimmte Dinge nicht erfahren hatte.
Aber woher soll ich wissen, was ich mit meinem Padawan teilen kann und was ich für mich behalten sollte?
Es hatte Zeiten gegeben, in denen ihn Qui-Gons Schweigen gestört oder gar verletzt hatte. Und doch war das letztlich unwichtig gewesen. Nichts außer ihrer Bindung war wichtig gewesen.
Er wollte diese Bindung auch mit Anakin erleben. Er wusste auch, dass sie sich im Laufe der Zeit entwickeln würde. Weshalb hatte er es nur so eilig damit? Etwas trieb ihn an; etwas, das er nicht benennen konnte. Es war, als würde Anakin ihm langsam entgleiten, wenn er ihn nicht stärker festhielt. Er musste alles richtig machen, so wie Qui-Gon es getan hatte.
Obi-Wan dachte an seinen zweiten Besuch auf Ragoon-6 zurück. Es war kurz vor ihrem gemeinsamen Aufbruch nach Naboo gewesen, der Reise, die ihre letzte Mission werden sollte. Aber auf Ragoon-6 hatte dieses Ende noch in unendlicher Ferne gelegen. Sie hatten die Trainingsübung zur Spurensuche und die gemeinsam verbrachte Zeit genossen. Es war eine willkommene Abwechslung von ihren Missionen gewesen.
Doch schon damals hatten sie geahnt, dass die Galaxis Veränderungen unterworfen war. Die Missionen waren immer zahlreicher geworden. Krisenherde waren vermehrt aufgetaucht. Der Senat hatte die Jedi immer häufiger um Hilfe gebeten. Es war schwierig gewesen, überhaupt Zeit für die Trainingsübung zu finden, doch Qui-Gon hatte damals darauf bestanden. Er hatte Obi-Wan versprochen, dass sie wieder nach Ragoon-6 zurückkehren würden. Als Obi-Wan damals gesagt hatte, dass sie dafür doch genügend Zeit haben würden, war ein Anflug von tiefer Traurigkeit über Qui-Gons Gesicht gekommen.
»Es scheint, als hätte man immer Zeit, wenn man jung ist«, hatte er damals gesagt. »Aber man kann die Zeit nicht anhalten, Padawan. Sie rinnt wie Wasser durch die Finger. Du musst die
Dinge genießen, wenn sie geschehen. Auch wenn sie schnell wieder vorbei sind.«
Obi-Wan hätte sich selbst einen Tritt geben können. Er hatte damals angenommen, dass er Qui-Gon an Tahl erinnert hatte. Wahrscheinlich war es auch so gewesen, doch jetzt wusste er, dass Qui-Gon auch daran gedacht hatte, wie schnell die Zeit verging, was alles im Leben passieren konnte.
Diese Erinnerungen hatten Obi-Wan dazu veranlasst, Zeit für einen Ausflug mit Anakin zu diesem Planeten zu finden. Das war nicht einfach gewesen. Der Rat der Jedi benötigte viele Meister-Padawan-Teams. Und doch war Yoda und dem Rat daran gelegen, der Bitte nach einer Trainingsmission nachzukommen. Sie hatten erfahren, dass eine solche Mission sehr oft die Bindung zwischen einem Meister und seinem Padawan gefestigt hatte.
Würde es auch ihre Bindung festigen? Obi-Wan hoffte es. Er wusste, dass sich Anakin nicht so auf diese Übung freute wie er. Anakin wollte ernsthafte Dinge unternehmen. Er wollte seine Fähigkeiten auf Missionen beweisen, wollte die Galaxis sehen. Ihre gemeinsame Zeit auf Ragoon-6 war eine Pause vor weiteren Unternehmungen, die Anakin kaum erwarten konnte.
Deshalb hatte Obi-Wan auch Wren gebeten mitzukommen. Anakin mochte vielleicht darüber lächeln, wie wichtig Wren seine Rolle nahm, er würde es aber schon bald zu schätzen wissen, vor welch eine Herausforderung Wrens Klugheit sie stellen würde.
Obi-Wan erhob sich. »Komm, Padawan. Es ist Zeit zu gehen.«
Sie gingen in die Richtung, in der Wren verschwunden war. Zuerst war die Verfolgung einfach. Wren hatte sich keine Mühe gemacht, die Spuren zu verwischen, die ein Jedi finden würde -aufgewühlte Blätter auf dem Waldboden, der flache Abdruck einer Schuhsohle.
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