Jedi Quest 03 - Die Spur des Jedi
Anakin.
Er dachte auch, dass es besser wäre, diesen Gedanken nicht seinem Meister mitzuteilen. »Wie lange geben wir ihm?«, fragte er stattdessen.
»Nur ein paar Stunden«, gab Obi-Wan zurück. »Zeit genug für uns, um die Umgebung ein wenig zu erkunden und eine Mahlzeit zu uns zu nehmen, über die du dich freuen wirst. Wir werden uns während der Mission mit der Ration an
Proteinwürfeln begnügen müssen, aber wir dürfen uns jetzt noch einmal über die Vorräte des Schiffes hermachen.« Obi-Wan sah Anakin eindringlich an. »Dies soll unser Training sein, Anakin, aber es soll auch Spaß machen.«
»Natürlich, Meister.« Anakin wollte nicht, dass Obi-Wan glaubte, er würde sich nicht auf die Aufgabe freuen. Er wusste, dass Obi-Wan schon zweimal mit Qui-Gon hier gewesen war und sich diese Erinnerungen bewahrte. Anakin wollte dieselbe Erfahrung mit seinem Meister machen.
Obi-Wan machte eine Mahlzeit für sie warm, die sie auf der Wiese, umgeben von Blumen, aßen. Die Morgensonne schien in einem gleißend hellen Gelb und wärmte Anakins Haut. Er aß schnell, denn er konnte es kaum erwarten, den Tag zu beginnen.
»Qui-Gon und ich haben damals einen Jedi namens Winso Bykart verfolgt«, sagte Obi-Wan, schob seinen Teller zur Seite und stützte sich auf seine Ellbogen. »Es war auf unserer zweiten Reise nach Ragoon-6. Auf der ersten mussten wir die Aufgabe abbrechen. Damals wusste ich nicht weshalb, habe aber später erfahren, dass Qui-Gon eine beunruhigende Vision von Tahl hatte.«
»Ich habe von ihr gehört«, sagte Anakin. »Man sagt, sie wäre sehr klug gewesen.«
»Das war sie tatsächlich. Klug und lustig und freundlich. Sie war einzigartig.« Obi-Wan sah über die Wiese hinweg. »Sie war eine sehr gute Freundin von Qui-Gon. Ich weiß nicht, ob er jemals ihren Tod akzeptieren konnte.«
»Aber ein Jedi muss den Tod akzeptieren«, sagte Anakin. »Er ist ein Teil des Lebens.«
»Ja«, sagte Obi-Wan leise. Sein Blick ruhte noch immer in der Ferne. »Das war für Qui-Gon das Schwierige.«
Was meint Ihr damit?, wollte Anakin fragen. Aber etwas hielt ihn zurück. Manchmal, wenn er von seinem Meister erzählte, schien Obi-Wan so weit entfernt. Anakin konnte es an seinem Gesichtsausdruck sehen. Er wollte ihn dann nicht mit Fragen stören.
Sie schwiegen. Daran hatte Anakin sich gewöhnt. Normalerweise war ein solches Schweigen zwischen ihnen nicht unbehaglich. Dieses war es aber doch. Anakin beobachtete Obi-Wans Gesicht. Er sah die stille Sehnsucht dort. Obi-Wan vermisste Qui-Gon. Und zum ersten Mal störte es Anakin.
Er war nicht eifersüchtig auf Qui-Gon, sagte Anakin sich. Das war es nicht. Er hatte Qui-Gon ebenfalls geliebt. Etwas anderes an seinem gedankenverlorenen Meister störte ihn.
Vielleicht weil er noch immer unsicher über ihre Beziehung war. Obi-Wan hatte Anakin nur zögernd als Padawan angenommen. Anakin hatte das immer gespürt. Qui-Gon hatte an ihn geglaubt und dieser Glaube hatte Obi-Wan beeinflusst. Wie hätte Obi-Wan seinem geliebten sterbenden Meister jemals diesen Wunsch abschlagen können?
Anakin hatte sich damals glücklich geschätzt. Im Tempel ankommen und schon von einem Jedi-Ritter auserwählt! Das war noch nie dagewesen.
Jetzt, wo er vierzehn war, hatte er gesehen, wie die anderen Jedi-Schüler warteten und hofften, von einem Jedi-Ritter angenommen zu werden. Er hatte mit seinem neuen Freund Tru Veld darüber gesprochen. Tru hatte ihm erzählt, dass sein Meister, Ry-Gaul, ihn beobachtet hatte. Tru hatte Ry-Gauls Augen bei Lichtschwert-Kämpfen auf sich gespürt, im Unterricht und sogar während er im Tempel umhergegangen war.
Sie hatten viele Gespräche miteinander geführt. Als Ry-Gaul Tru endlich offiziell angenommen hatte, hatte sich der Junge geehrt gefühlt.
Anakin hatte sich immer geehrt gefühlt, Obi-Wans Padawan zu sein.
Aber weshalb?, fragte sich Anakin plötzlich. Obi-Wan hat mich nicht erwählt.
Heute wurde Anakin zum ersten Mal dieser Unterschied bewusst.
Dann trieb ihm ein neuer Gedanke einen Stich durchs Herz. Hatte Obi-Wan ihn nur in einem Akt der Verzweiflung hierher gebracht, um eine Nähe aufzubauen, die er nicht empfand?
Kapitel 2
Obi-Wan dachte nicht über die Vergangenheit nach. Das war nicht die Art der Jedi. Doch sein Meister war noch immer ein Teil seines Lebens. Er war eher ein stetiger Begleiter als eine Erinnerung.
Auf Ragoon-6 war es allerdings schwer, nicht an die Vergangenheit zu denken. Auf seiner ersten Mission hierher hatte Qui-Gon eine
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