Jenny ist meistens schön friedlich
kann.
»Jenny!«, ruft Mama. »Mach dir deinen Schneeanzug nicht nass! Grabbel da nicht immer drin rum!«
»Ja, Mama«, sagt Jenny und krempelt ihre Ärmel wieder runter. Der Fisch lässt sich sowieso nicht streicheln. Er macht nur immer sein großes, weißes Maul auf und zu und schwimmt in der Tonne im Kreis.
»Gucken, auch!«, schreit Lisa und zappelt in ihrer Karre hin und her. »Gucken, Fiss!«
Jenny schiebt die Karre wieder dichter an die Tonne.
»Du, Mami?«, sagt sie. Mama sieht auf ihren Einkaufszettel. Gleich ist sie dran. »Kaufst du uns so einen? Lisa möchte auch gerne!«
»Einen Karpfen?«, fragt Mama und starrt Jenny erstaunt an. »Wozu das denn?«
Mama kann aber auch Fragen stellen! Niko hat einen Hamster, und Katrin hat eine Rennmaus, und Frau Hofer im Erdgeschoss hat im Sommer immer einen Käfig mit einem gelben Vogel im Fenster hängen. Nur Jenny und Lisa haben kein Tier. Papa sagt, wenn Jenny nicht mal ihr Kinderzimmer aufräumen kann, kann sie auch kein Tier haben. Ein Tier braucht Pflege, sagt Papa, und Jenny würde es bestimmt verhungern lassen.
Aber Jenny kann sich nicht vorstellen, dass so ein Karpfen furchtbar viel Pflege braucht, und das Füttern würde sie bei dem bestimmt auch nicht vergessen. Er müsste ja in der Badewanne schwimmen, und die ist gleich neben dem Klo. Da würde Jenny ihn sowieso jeden Tag ein paarmal sehen, und dann könnte sie ihn auch gleich füttern.
»Bitte, Mami«, sagt Jenny dringlich. »Ach bitte, liebe, liebe Mami!«
»200 Gramm Heringssalat«, sagt Mama. Sie guckt Jenny gar nicht an. »Und Dillhappen, auch 200 Gramm, und dann zwei schöne Stücke Seelachsfilet.«
»Komm, Lisa«, flüstert Jenny und zieht die Karre zu Mama hin. »Jetzt sag du!«
»Fiss!«, schreit Lisa und streckt wütend ihre Arme zur Tonne zurück. »Mehr Fiss! Fiss hin!«
»Da siehst du mal, wie gerne Lisa auch will, Mama«, sagt Jenny beschwörend. »Bitte, liebe Mami!«
Aber Mama holt schon ihre Geldbörse aus der Tasche. Sie packt den Fisch ins Netz an der Karre und bezahlt.
»Heute gibt’s Seelachs«, sagt sie, aber das interessiert Jenny überhaupt nicht, weil sie auch gar nicht begreift, was das mit ihrem Haustier zu tun hat.
Hinter Mama in der Schlange steht schon die ganze Zeit eine Frau mit einem winzigen Jungen an der Hand. »Einen Karpfen«, sagt sie und geht mit dem Verkäufer zusammen zur Tonne.
Mama ist schon fast am Gemüsestand, deshalb muss Jenny rennen. Es ist so gemein! Jetzt kriegt der Junge ihren Fisch, und dabei ist der noch viel kleiner als sie. Bestimmt vergisst er immer, ihn zu füttern.
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Der Tannenbaum
Bei Jenny schmückt den Tannenbaum immer der Weihnachtsmann.
»Bei Niko macht das seine Mama«, sagt Jenny am Tag vor Heiligabend. »Und Niko darf helfen. Das ist toll.«
Jenny würde den Tannenbaum auch lieber selber schmücken.
»Bei uns macht das der Weihnachtsmann«, sagt Papa. »Und damit basta!«
Der Weihnachtsmann ist ein schrecklicher Geheimniskrämer. Immer schmückt er den Baum schon in der Nacht vor Heiligabend, und dann ist am nächsten Morgen die Wohnzimmertür zugeschlossen, und vor der Bescherung darf keiner ins Zimmer. Der Weihnachtsmann möchte nämlich nicht, dass man den Baum schon vorher sieht, sagt Mama.
»Aber bei Niko macht es ihm doch auch nichts aus!«, sagt Jenny. »Niko darf den Baum schon den ganzen Tag sehen!«
»Niko ist Niko, und du bist du«, sagt Papa. Und als Jenny noch etwas sagen will, sagt Papa noch einmal schnell »Und damit basta!«.
Am Heiligabend morgens ist das Wohnzimmer natürlich wieder abgeschlossen.
»So ein Mist!«, sagt Jenny und versucht durchs Schlüsselloch zu gucken.
Aber der Weihnachtsmann war wieder richtig gemein und hat Mamas dunkelrotes Seidentuch von innen über die Klinke gehängt. Man kann überhaupt nichts sehen.
»Weißt du was?«, sagt Jenny, als sie mittags alle Kartoffelsalat essen. »Der Weihnachtsmann würde sich aber doch bestimmt freuen, wenn wir den Baum für ihn schmücken. Wo der so viele schaffen muss. Und auch noch überall woanders. Und alle gleichzeitig. Da würde der sich doch freuen …«
»Fängst du schon wieder an?«, fragt Papa und guckt richtig grimmig.
Nach dem Kartoffelsalat machen sie alle einen schönen Weihnachtsspaziergang im Regen. Dann fangen die Kirchenglocken an zu läuten, und es wird langsam dämmerig, und da gehen sie wieder nach Hause.
»Ich glaube, jetzt hat der Weihnachtsmann die Bescherung vorbereitet«, sagt Papa und sieht ganz
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