Jenny ist meistens schön friedlich
als sie zu Jenny und Lisa ins Kinderzimmer guckt. Jenny hüpft mit geschlossenen Füßen zwischen den Spielzeughaufen hin und her.
»Das geht leider nicht«, sagt sie und hüpft ganz weit, fast bis zum Fenster. »Ich bin ja ein Känguru«, und sie hüpft zurück zum Bett.
»Ein
was
?«, fragt Mama.
»Känguru«, sagt Jenny und muss ziemlich schnaufen. »Die räumen nicht auf. Die hüpfen.« Und sie zeigt Mama, wie das geht.
Kängurus gab’s gestern im Fernsehen. Sie haben eine Tasche mit ihrem Baby vor dem Bauch und springen weiter als ein Olympiasieger. Ganz so weit kann Jenny noch nicht, aber eine Tasche mit der rosa Lola drin hat sie sich auch umgehängt, damit sie fast echt ist.
»Dieses Känguru
wird
jetzt aufräumen«, sagt Mama und nimmt ihr die Tasche ab. »Sonst gibt es Ärger«, und sie geht in die Küche.
Jenny ist böse. Sie kriegt Ärger, bloß weil sie ein Känguru ist, aber Lisa hat gestern den ganzen Morgen Sachen ins Klo geschmissen, und Mama hat sie nicht mal angeschrien.
»Na, Lisa?«, sagt Jenny. Heute schmeißt Lisa nichts ins Klo, heute spielt sie mit dem großen Holzlaster.
Jenny geht ins Badezimmer und drückt auf die Spülung. »Hallo, Lisa«, sagt sie. Lisa kommt angerannt und hat die braune Schuhbürste in der Hand.
»Da!«, sagt Lisa. »Dada!«
Jenny macht den Klodeckel auf. »Nein, Lisa!«, sagt sie und schüttelt energisch den Kopf. »Da darf man nichts reinschmeißen!«
»Ab!«, sagt Lisa und lässt die Bürste ins Becken fallen.
»Lisa, Lisa, Lisa«, sagt Jenny. »Das darf man doch nicht«, und dann hüpft sie ins Kinderzimmer und hängt sich wieder ihre Tasche um. Aber die Lola muss jetzt raus.
»Räumst du auch auf, Jenny?«, ruft Mama aus der Küche.
»Glei-heich!«, ruft Jenny zurück. Jetzt muss sie erst mal ein Känguru sein, das viele Sachen trägt. Sie packt Schuhcremedosen und Bürsten und Teelichter aus dem Flurschrank in ihre Tasche und hüpft zur Badezimmertür. Da lädt sie alles ab.
Lisa hat gerade die Schuhbürste aus dem Becken gefischt und schmeißt sie wieder rein. Ihr rechter Ärmel ist schon ganz nass, aber sie freut sich, dass Jenny ihr so viel bringt.
»Ab!«, schreit sie und schmeißt alles ins Klo.
»Das darf man nicht, Lisa«, sagt Jenny und schüttelt besorgt den Kopf. »Nee, nee, nee.«
»Ist jetzt aufgeräumt?«, ruft Mama aus der Küche. »Gleich komm ich gucken!«
»Nein, Mama, geht ja leider nicht!«, ruft Jenny und gibt Lisa auch noch das Stück rosa Seife und die Nagelbürste. »Lisa schmeißt ja immer alles ins Klo!«
»
Was
macht Lisa?«, schreit Mama aus der Küche zurück, aber ihre Stimme klingt schon, als ob sie gleich kommt, um nach dem Rechten zu sehen.
»Ins Klo schmeißen!«, ruft Jenny. »Nein, Lisa, nein!«
»Um Himmels willen!«, sagt Mama und zieht schon die schreiende Lisa vom Klo weg. »So ein Schweinkram! Und klitschnass bist du auch!«
»Mehr, Mama!«, schreit Lisa und zappelt wild. »Mehr meißen, Lisa!«
»Alles hat sie immer ins Klo geschmissen, Mama«, sagt Jenny vorwurfsvoll. »Schrei sie mal an.«
Mama schüttelt den Kopf. Aber ein bisschen ärgerlich sieht sie doch aus.
»Ich habe ihr gesagt, dass sie das nicht darf, Mama!«, sagt Jenny. »Aber sie hat das trotzdem gemacht!«
»Oh, Lisa«, sagt Mama und zieht ihr den nassen Pullover aus. »Wenn du bloß ein bisschen mehr auf deine große Schwester hören würdest!«, und sie trägt Lisa zur Wickelauflage.
»Ja, genau«, sagt Jenny und ist wieder ein Känguru.
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Der Karpfen
Freitags ist Markt im Einkaufszentrum, da geht Mama mit Jenny und Lisa immer hin. Lisa darf in der Karre sitzen, aber Jenny muss den ganzen Weg selber laufen.
»Zuerst zum Fisch«, sagt Mama. Das sagt sie jeden Freitag, und nur deswegen geht Jenny auch immer den ganzen Weg mit, ohne zu nörgeln.
Der Fischstand ist nämlich das Schönste auf dem Markt. Man kann ihn schon von ganz weit riechen, und neben dem großen Wagen steht immer eine Tonne mit lebendigen Fischen drin.
»Guck mal, Lisa, wie süß!«, sagt Jenny und schiebt die Karre ganz dicht an die Tonne, damit Lisa mal gucken kann.
»Fiss!«, schreit Lisa und will aus der Karre klettern. »Haben, Fiss!«
»Nein, Lisa, das geht doch nicht!«, sagt Jenny und zieht die Karre ein Stück zurück. »Da geht der Fisch doch tot, wenn man den aus dem Wasser nimmt«, und sie schiebt sich die Ärmel hoch, so weit es geht, und probiert aus, ob man den Fisch unter Wasser wenigstens ein bisschen streicheln
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