Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
darin befanden.
In der anderen Hand hielt er schon das Feuerzeug, als er ein Zischen hinter sich vernahm.
Zuerst sah er nichts, aber dann spürte er den Hauch eines Luftzugs über und hinter sich. Er blickte empor und sah, wie dunkle, schattenhafte Wesen mit breit ausgebreiteten Flügeln rund um ihn herum landeten. Ihre Gesichter konnte er nicht erkennen. Sie bewegten sich nicht. Sie standen vollkommen stumm und still da und falteten ihre Schwingen am Rücken.
Die Engel des Teufels , dachte Pater Francis und erzitterte. Da sind sie also. Sie haben mich gefunden.
Ein kalter Hauch blies ihm in den Nacken. Aber es war kein Windstoß, auch nicht der zähe Atem des Nebels.
Francis drehte sich um.Vor ihm, am verfallenen Portal der Kapelle, beleuchtet vom bleichen Schein des Nebels und von den letzten Resten des hilflosen Sonnenlichtes in einen gelblichen Glanz getaucht, stand eine Frau von solch atemberaubender Schönheit, wie er sie noch nie gesehen hatte.
Ihre Haut war weiß wie der Nebel um sie herum, ihre Augen schienen golden zu strahlen. Ihr langes schwarzes Haar umrahmte ihren in schwarzes Leder gekleideten Körper. Ein Hauch umwehte sie und spielte mit ihren dunklen Strähnen. Sie lächelte Pater Francis aus blutroten Lippen an. Sie selbst war es, die diesen eisigen Hauch verströmte.
Im Bruchteil eines Atemzuges stand sie vor ihm, schien die Distanz zu überwinden, als würde sie durch schwarzes Wasser fließen.
„ Ein Priester“, flüsterte sie, und ihre goldenen Augen glänzten. „Wie schön.“
Francis war wie hypnotisiert von ihrem Glanz.
Sie lächelte und trat beiseite. „Das macht die Jagd noch ergiebiger.“ Mit dem Zwinkern ihrer Augen war sie verschwunden.
Pater Francis wandte sich um. Hinter ihm standen noch die dunklen Todesengel. Trotzdem nahm er all seinen Mut zusammen und wandte sich zum Altar um. Er musste sein Werk vollenden.
Er musste das magische Buch des Alchemisten verbrennen. Er betätigte das Feuerzeug und legte es an das Buch. Sofort ging es in Flammen auf. Es war, als hätte es Jahrhunderte lang darauf gewartet, endlich verbrannt zu werden, damit sein Inhalt die Nachwelt nicht mehr bedrohen konnte.
Die schwarzen Engel stürzten sich auf ihn. Mit einem heiseren Zischen flogen sie auf ihn zu. Jetzt konnte er auch ihre Gesichter erkennen. Es waren furchterregende Fratzen, wie die von uralten Mumien, die durch die dunkle Haut ihrer Köpfe durchschimmerten.
Francis drehte sich um und rannte. Er rannte so schnell er konnte aus der alten Kapelle. Er stolperte über das Geröll, konnte sich gerade noch fangen. Das Zischen und die Geräusche der Flügelschläge hinter sich, rannte er über die Wiese auf den Hügel zu, um zu seinem Auto zurück zu kommen.
Aus der Düsternis, die jetzt die Hügel von Lleyn fast vollständig umfangen hatte, erschien die Frau. Plötzlich stand sie wieder vor ihm, das Gesicht eine kalte Maske, die Lippen zu einem Kussmund geformt.
Francis erstarrte. Er war wie hypnotisiert. Er konnte keinen weiteren Schritt mehr machen.
„ Wir hetzen unsere Opfer“, flüsterte die Frau. „Bis sie nicht mehr können.“ Sie schwieg. „Schließlich muss man sich seine Nahrung ja verdienen.“ Ein kehliges Lachen drang aus ihrer Kehle.
Jetzt war sie ihm ganz nahe. Ihr Gesicht war unmittelbar vor seinem. Die Dunkelheit konnte sie nicht verschlingen. Sie leuchtete in fahlem Glanz.
„ Danach...“, ihre Lippen zogen sich zurück. „Erlösen wir sie.“
Zwei dolchspitze Zähne kamen zum Vorschein und funkelten im Licht des aufgehenden Vollmondes. Rund um Francis sammelten sich die dunklen Gestalten und sangen ihre zischenden Lieder.
Die Frau, die so schön war, dass selbst ein Priester für sie gestorben wäre, stürzte sich auf Pater Francis Garner und riss mit ihren Zähnen seine Halsschlagader auf.
Er spürte nur einen kurzen Schmerz. Danach fiel er in eine angenehme, warme Dunkelheit
„ Mein Gott“, sagte er leise und lächelte dabei. „Der Himmel ist voller Engel.“
2. Kapitel
Linda Taylor betrat den Ort, an dem ein Mensch sein Blut und sein Leben gelassen hatte.Eine Decke aus Schnee lag über dem Central Park in New York City wie die Zuckerglasur auf einer Geburtstagstorte. Nur, dass es hier nichts zu feiern gab. Unter dem unschuldigen Weiß lag eine grauenhafte Welt, zu der die Lebenden keinen Zutritt hatten. Dies war Dr. Linda Taylors Arbeitsplatz. Sie war es gewöhnt, dass die forensischen Ermittlungen des New Yorker FBI sie immer wieder an
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