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Jenseits der Untiefen

Jenseits der Untiefen

Titel: Jenseits der Untiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Favel Parrett
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gebraucht. Allein würde Harry jedes Mal aus dem Sitz rutschen, wenn es ihn während der Fahrt in eine andere Richtung schleuderte. Tante Jean würde er nie dazu bringen, einen Fuß in den Gee-Whizzer zu setzen. Aber vielleicht würde sie Riesenrad fahren.
    Während sie umherschlenderten, fielen Harry die vielen Spielbuden auf; Bällewerfen auf bewegliche Clownsgesichter, Darts, Reifenwerfen und ein Spiel, das er nicht kannte. Auf einem Tisch waren verschiedene Gläser aufgestellt, in einigen war Geld. Scheine. In der Mitte stand ein Glas mit einem Zehndollarschein. Man musste mit einem Centstück auf eines der Gläser mit einem Schein zielen, und wenn man traf, hatte man das Geld gewonnen.
    »Soll ich das mal ausprobieren?«, sagte er.
    Tante Jean sah zur Spielbude hinüber.
    »Niemand gewinnt solche Spiele, Harry. Die sind extra so gemacht, dass man nicht gewinnt. Wenn du das Geld ausgibst, das ich dir gebe, kannst du nicht mehr Karussell fahren.«
    Harry sah noch einmal zum Gee-Whizzer hinüber, wo die Kinder wie verrückt schrien, sobald die Wagen herumschleuderten. »Ich glaube, ich will nicht Karussell fahren«, sagte er.
    »Also gut, aber sei nicht enttäuscht, wenn du nicht gewinnst.«
    Harry nahm den Dollarschein aus ihrer Hand und rannte zur Spielbude hinüber. Ein behaarter, rotäugiger Mann gab ihm drei Münzen, mit denen er auf die Gläser zielen sollte. Die erste warf er viel zu weit. Sie verfehlte den Tisch und landete im Gras. Harry glaubte zuerst, es würde nicht zählen und er könnte noch einmal beginnen, aber der Mann schüttelte den Kopf. Es zählte.
    Er warf die zweite Münze, und sie traf den Rand eines leeren Glases und fiel dann auf den Tisch. Die letzte Münze warf Harry vorsichtiger. Und es klappte. Sie sprang vom Glasrand zurück und landete in einem anderen Glas, in dem ein Fünfdollarschein steckte.
    »Ich habe gewonnen! Tante Jean, ich habe gewonnen!«
    »Nein, hast du nicht. Das zählt nicht.« Der bärtige Mann zeigte auf ein großes Schild, das ganz mit schwarzer Schrift bedeckt war. »Die Münze muss gleich reinfallen. Sie darf nicht zuerst ein anderes Glas treffen.«
    Tante Jean war plötzlich neben ihm.
    »Komm, Harry. Ich habe dir doch gesagt, das ist Geldverschwendung.«
    Harry merkte, wie sein Gesicht heiß wurde. Leute sahen herüber, und er hielt seinen Blick gesenkt, während er sich von der Bude entfernte. Tante Jean redete weiter, redete immer noch davon, wie er sein Geld verschwendet hatte, und Harry hörte nicht mehr zu. Im Gehen betrachtete er die Füße der Leute. Er betrachtete die Schuhe, die vorbeikamen. Es gab viele Gummistiefel. Es gab Sportwagen und Kinderwagen, und obwohl es der erste Tag der Regatta war, war das Gras von den vielen Schuhen schon niedergetreten. Die dunkle, klebrige Erde war bedeckt mit Verpackungen und Plastiktüten und zerquetschten Pommes-Schalen. Dann entdeckte Harry den Schein. Zwanzig Dollar. Er lag einfach da, und eine Frau trat im Vorbeigehen darauf, ohne es zu bemerken.
    Harry bückte sich und schnappte sich den Schein. Er war zerknittert und schmutzig, aber es waren zwanzig Dollar. Tatsächlich.
    Tante Jean blieb stehen. Sie sah zu ihm hinunter.
    »Sei nicht eingeschnappt, Harry. Das passt nicht zu dir.«
    Harry hielt den Schein hoch. »Guck!«
    Tante Jean beugte sich zu ihm. »Steh auf und steck ihn in deine Tasche, bevor noch jemand sagt, dass er ihn verloren hat.«
    Harry stand auf, steckte den Schein in seine Tasche und legte seine Hand darüber, damit er nicht herausfiel. Es war sein Schein. Er würde ihn nicht verlieren.
    »Das ist viel Geld, Harry. Sehr viel Geld. Du kannst dir jetzt deine eigenen Überraschungstüten kaufen, okay? Aber gib nicht alles aus. Du solltest es sparen. Spar es«, sagte sie.
    Aber Harry war ihr schon weit voraus. Er konnte jetzt zwei Überraschungstüten für sich und eine für Miles kaufen und mit einem Karussell fahren, und eine Tüte für seinen Freund Stuart konnte er auch kaufen, denn Stuart durfte nie zur Vorführung kommen, und wenn Ben in der Schule Harrys He-Man-Figur kaputt machte, dann ließ Stuart ihn mit seiner He-Man-Figur spielen. Stuart hatte eine He-Man-Figur, eine Battle-Cat-Figur, eine Beast-Man-Figur und eine Skeletor-Figur. Am besten wäre es, wenn Harry ihm eine He-Man-Überraschungstüte kaufte.
    Tante Jean sah auf die Uhr. Harry wusste, dass ihre Beine langsam schmerzten und sie hinübergehen wollte zum Holzhacken, aber es kümmerte ihn nicht. Er hatte zwanzig Dollar. Er konnte

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