Jenseits von Raum und Zeit
Türöffner summte. Die Tür glitt zur Seite, und schrilles Stimmengewirr und dröhnende Musik drangen ihm entgegen. Beißend schlug ihm die abgestandene Luft ins Gesicht. Ein hochgewachsener Mann, dessen Bart in merkwürdiger Form gestutzt war, starrte ihn durch spiegelnde Kontaktlinsen an. Eine rötliche Rauchwolke kam aus dem Raum hinter ihm und bewegte sich kräuselnd über seinem Kopf.
»Uh?«
»Ich möchte mit Mr. Limberg sprechen, bitte.«
»Mit wem?«
»Mr. Limberg. Limmy.«
»Uh.« Der Bärtige wandte sich ab. Seltsam kostümierte Gestalten tauchten jetzt verschwommen im dicken roten Nebel auf. Sie standen, saßen oder lagen auf dem Boden. Manche waren nackt, und ihre glattrasierten Körper waren mit bunten Ornamenten bemalt. Ein Junge und ein Mädchen schwankten Arm in Arm vorbei. Sie trugen gestreifte Tuniken und Strumpfhosen und sahen einander zum Verwechseln ähnlich.
Der junge kahlköpfige Mann erschien. Seine Mundwinkel waren herabgezogen.
›Ich muß Ron sofort finden. Könnten Sie mir sagen, wo er ist?«
»Rink hat also gequatscht …«
»Es ist sehr wichtig, Limmy. Ich muß ihn finden. Innerhalb von Sekunden kann es um Leben und Tod gehen!«
»He, wer ist der Typ?« rief jemand hinter dem Kahlköpfigen.
»Das ist Eubanc …« Er schloß die Tür. »Hören Sie, ich will nichts mit der Sache zu tun haben, kapiert?«
»Aber ich will doch nur Ron finden. Ich will niemanden hier in Schwierigkeiten bringen. Ich weiß zu schätzen, was sie für das Mädchen getan haben.«
»Als ich merkte, daß Rink die Sache durchsetzen will, sandte ich Ron eine Nachricht. Ich habe keine Ahnung, ob er sie erhalten hat oder nicht. Jedenfalls rief er mich vor etwa einer halben Stunde an. Er ist jetzt auf dem Weg von Philadelphia hierher.«
»Wahrscheinlich mit der Schnellbahn. Gut. Kann ich ihn während der Fahrt erreichen …«
»Womit soll er denn das Fahrgeld bezahlen? Wie ich hörte, halten Sie ihn recht knapp.«
»Sein Taschengeld … Aber das ist jetzt unwichtig. Wenn er nicht mit der Bahn fährt, wie kommt er denn dann hierher?«
»Mit dem Auto.«
»Da dürften Sie sich irren. Der Führerschein wurde ihm letztes Jahr entzogen.«
»Ja, ich erinnere mich, wann das war. Und warum …«
»Wollen Sie etwa behaupten …«
»Ich behaupte gar nichts. Nur, daß Ron gesagt hat, er würde so schnell wie möglich hier sein.«
»Ich verstehe.« Er wandte sich ab, öffnete die Tür. Dann blickte er noch einmal zurück, um dem jungen Mann zu danken. Aber die Tür hatte sich bereits wieder geschlossen.
»Versuchen Sie doch, mich zu verstehen, Lieutenant«, sagte Senator Eubanc zu dem harten, ausdruckslosen Gesicht auf dem Bildschirm des Visiphons. »Ich habe allen Grund zu der Annahme, daß der Junge in einem geborgten, selbstgebastelten Vehikel auf der Canada-Autobahn fährt, irgendwo zwischen Philadelphia und hier. Er hat vor kurzem sehr schockierende Neuigkeiten gehört und fährt womöglich mit Höchstgeschwindigkeit. Vielleicht ist er in äußerst erregtem Zustand, und …«
»Können Sie den Wagen beschreiben, Senator?«
»Nein. Aber Sie haben sicher genug Möglichkeiten, ein Auto ausfindig zu machen, das sich von der Norm unterscheidet.«
»Natürlich. Aber das dauert manchmal einige Minuten. Auf dieser Autobahn fahren eine Menge Autos, Senator.«
»Sie müssen verstehen, daß er unter großer innerer Anspannung steht. Die Umstände …«
»Wir werden sehr sanft mit ihm umgehen.«
»Und Sie halten mich auf dem laufenden? Ich muß ihn sofort sehen, verstehen Sie?«
»Wir werden Sie benachrichtigen …« Der Polizeioffizier wandte den Kopf und blickte jemanden an, der nicht auf dem Bildschirm sichtbar war. »Das könnte er sein, Senator«, fuhr er nach wenigen Sekunden fort. »Bei der Ausfahrt 2983 wurde ein viersitziger Supercad gesehen. Er nahm die Kurve zu schnell, fuhr über zweihundert. Er überschlug sich in der Luft, und der Wagen zerschellte.« Er machte eine Pause, lauschte und nickte dann. »Sieht böse aus, Senator. Der Wagen steht auf der Fahndungsliste von Philadelphia. Es war ein handgesteuertes Auto.«
Der Beamte bahnte sich mit Hilfe seiner blendenden Stablampe einen Weg durch die Menschenmenge, die sich um das Autowrack versammelt hatte. Der schwere Wagen lag auf der Seite unter der Autobahnunterführung. Zwei Männer mit Schneidbrennern saßen auf dem Wrack und sandten einen Funkenregen in die Luft.
»Lebt er?« fragte Senator Eubanc.
Der Lieutenant nickte.
»Die Jungs
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