Jerry Cotton - 0575 - Die Diamanten-Killer
ist.«
Soberger nickte grimmig.
»Das passt ins Bild«, erklärte er finster. »Wenn wir uns für Cartney interessieren, ist es durchaus möglich, das sich andere Leute auch für ihn begeistert haben. Vielleicht sogar ausländische, den USA nicht wohlgesonnene Mächte. Die würden natürlich ungern durchblicken lassen, dass sie mit ihm Verbindung aufgenommen haben. Sie müssen aber damit rechnen, dass wir Cartney gleich am Zuchthaus in Empfang nehmen wollen. Also kommen sie mit einem gestohlenen Wagen, damit wir sie nicht identifizieren können. Und damit sie aber andererseits in dem heißen Wagen nicht umgehend festgenommen werden, bringen sie gefälschte Kennzeichen an.«
Soberger nahm seinen Rundgang wieder auf. Wir sahen ihm schweigend zu.
»Wir hätten Cartney schon vor vier Jahren übernommen, wenn er nicht so ein verdammter Alkoholiker gewesen wäre. Und dann kam auch noch die Sache mit dem Gericht. Wir konnten ihn nicht seiner gerechten Strafe entziehen. Aber wir konnten unseren Einfluss geltend machen, um seine Begnadigung zum frühestmöglichen Termin zu erreichen. Das haben wir getan. Sollen uns jetzt andere den Bissen wegschnappen?«
Ich dachte an Jim Cartney. Und es gefiel mir gar nicht, wie hier über ihn verfügt wurde, ohne dass man auch nur einen Augenblick daran gedacht hätte, dass er vielleicht gar nicht tun wollte, was die Regierung von ihm erwartete. Vielleicht hatte Cartney nicht nur vom Alkohol, sondern tatsächlich auch von der Wissenschaft die Nase voll? Es wäre nicht der erste Wissenschaftler gewesen, der keinen Spaß zeigte, für die Militärs zu arbeiten.
Soberger schien sich endgültig entschlossen zu haben.
»Hören Sie, Mr. High«, sagte er drängend, »diesen Mann darf uns das Ausland nicht wegschnappen. Sagen Sie Ihren G-men, sie sollen ihm auf den Fersen bleiben! Und wenn er zum Nordpol wollte! Aber sie dürfen ihn nicht verlieren!«
***
Chuck Berry strich mit der Spitze des Zeigefingers über seine Narbe, »Das Warten macht mich nervös«, brummtg er. »Hast du den Dicken gesehen, der eben hier vorbeigefahren ist?«
»Ja. Warum?«
»Sah wie ein Bulle aus. Ich kenne die Typen. Sieht nicht rechts und nicht links. Aber ich wette, dass er uns genau gesehen hat.«
»Na und? Es liegt nichts gegen uns vor. Vergiss das nicht.«
»Und wenn dieser Evans uns beschrieben hat?«
Sadie Blender lachte glucksend. »Der? Wenn der nächste Woche den Mund wieder aufmachen kann, soll er froh sein.«
»Hoffentlich.«
Sie verfielen wieder in ihre Schweigsamkeit. Blender sah auf seine Armbanduhr, die er am rechten Arm und mit dem Ziffernblatt nach unten trug.
»Jetzt müsste er aber jeden Augenblick kommen«, murmelte er.
Kaum hatte er ausgesprochen, da wurde das Eisenblechtor der kleinen Fabrik aufgeschlossen. Ein Mann in einer dicken Jacke kam heraus und schloss das Tor sorgfältig wieder ab. Als er in den Lichtkreis der nächsten Straßenlaterne geriet, sah man, dass er unter der Jacke einen Gürtel mit einem Revolverhalfter trug. In der linken Hand hielt er einen starken Stabscheinwerfer, den er jedoch nicht eingeschaltet hatte.
»Na, was habe ich gesagt«, brummte Blender zufrieden. »Er kommt ohne den Hund. Nur Evans kann mit dem Hund umgehen. Und mit so einem verdammten Köter wäre es mehr als riskant gewesen.«
»Gott sei Dank!«, seufzte Chuck Berry.
Der Nachtwächter machte seine Außenrunde um das Gelände der kleinen Fabrik. Der gelbe Ford konnte ihm nicht auffällen. Hier parkte nachts ein Wagen hinter dem anderen von den Bewohnern der Nachbarschaft. Sie warteten, bis der Wächter verschwunden war, bevor sie abfuhren.
»Beeil dich ein bisschen«, murrte Berry und strich wieder über seine Narbe. Jedes Mal, wenn sie kurz vor der Verwirklichung eines Coups standen, begann die Narbe unerträglich zu jucken. Es war, als ob sie ihn daran erinnern wollte, wie er sie sich zugezogen hatte.
»Meinst du, ich will jetzt noch ein Strafmandat riskieren?«, fragte Blender und fuhr vorschriftsmäßig. »In ein paar Stunden haben wir die fetteste Beute, die je bei einem Einbruch gemacht worden ist. Ich werde mich hüten, in den letzten paar Minuten noch einem eifrigen Cop aufzufallen.«
»Aber Ed und Nicky werden schon warten.«
»Lass sie warten. Vor halb elf können wir sowieso nicht bei dem Prokuristen aufkreuzen.«
»Warum eigentlich nicht?«, wollte Chuck Berry wissen, während er sich pausenlos über seine Narbe strich.
»Wenn wir zu früh zu ihm kommen, müssen wir dort
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