Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
Stunden die Flucht hervorragend vorbereitet.
»Wo soll das alles hinführen?«, fragte Brentano.
Mit einem zufriedenen Lächeln drückte Hobbs seiner Geliebten einen Prospekt in die Hand. Sie schaltete eine Leselampe ein und starrte verblüfft auf das Bild der Copacabana.
***
Als Phil und ich auf den Dodge zurannten, drückte Blair gerade die Fahrertür auf. Hinter ihm kletterte June über die Mittelkonsole, da sie über die Beifahrertür den Wagen nicht mehr verlassen konnte.
»Bleibt an der Limousine dran. Uns geht es gut!«, rief sie.
Ich zögerte einen Moment, doch Airbags hatten ihre Arbeit erledigt und die Kollegen vor schweren Verletzungen bewahrt. Phil und ich wirbelten herum, um der Aufforderung von June nachzukommen.
»Wir haben nicht viel Zeit verloren. Der Wagen mit Julia Brentano ist knapp zwei Blocks von hier entfernt«, rief mein Partner.
Ich hatte den roten Flitzer vorsichtig an zwei ineinander verkeilten Fahrzeugen vorbeigelenkt und drückte das Gaspedal tiefer durch, sodass die gut fünfhundert Pferdestärken der Viper-Maschine sonor aufbrüllten.
»Für eine Collegestudentin verfügt Brentano über eine Menge krimineller Energie«, sagte ich.
Der gut getimte Zusammenstoß mit dem Wagen unserer Kollegen musste schon länger vorbereitet gewesen sein. Also hatte Julia Brentano die Beschattung einkalkuliert und gezielt Gegenmaßnahmen ergriffen.
»Herrmanns wurde verhaftet«, warf Phil ein.
Ich konnte den Blick nicht von der Straße nehmen.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
Ein anonymer Anrufer hatte einen Mann mit einem Gewehr auf einem Dach gesehen und bei den Cops angerufen.
»Die haben es zunächst nicht wirklich glauben können, sind natürlich hingefahren und konnten Herrmanns überwältigen. Er wurde angeschossen, lebt aber noch«, berichtete Phil.
Als die Cops den Killer verhafteten und sich genauer ansahen, auf welches Ziel sein Gewehr bereits ausgerichtet war, erlebten sie eine böse Überraschung.
»Herrmanns sollte den Star eines Broadwaymusicals erschießen? Hat er sich dazu geäußert?«, fragte ich.
Voller Unglauben nahm ich die Details des verhinderten Anschlags auf. Der Killer schwieg zu allen Vorwürfen, doch an dem Ziel gab es keine Zweifel.
»Herrmanns hatte eine SMS in seinem Mobiltelefon, in der der Name der Frau mitsamt der Adresse stand. Das muss ihm sein Auftraggeber geschickt haben«, sagte Phil.
Nach allem, was ich bislang von Lester Herrmanns wusste, erstaunte mich diese Nachlässigkeit. Möglicherweise war das Ziel in letzter Sekunde geändert worden, aber mich störte diese SMS dennoch.
»Die Limousine hat angehalten«, meldete Phil.
Vorerst musste der Killer in meinen Überlegungen zurückstehen.
»Wo genau?«, fragte ich.
Es war ein Komplex mit verschiedenen Bürohochhäusern, was mich irritierte.
»Gibt es dort irgendetwas, was sich als logisches Ziel der Flucht anbietet?«, wollte ich wissen.
Während Phil fieberhaft nach einem solchen Anhaltspunkt im System suchte, glich ich gedanklich unsere aktuelle Position mit der Adresse der Hochhäuser ab. Wir würden in weniger als zehn Minuten dort eintreffen. Doch was erwartete uns dort?
»Nein, keine erkennbare Verbindung zu Hobbs oder Brentano«, antwortete Phil.
»Auch nicht zu Luke Brentano?«, hakte ich nach.
Vielleicht suchte die Tochter jetzt Schutz bei ihrem einflussreichen Vater und seinen teuren Rechtsanwälten.
»In keinem der Hochhäuser befindet sich ein Büro seiner Unternehmensgruppe«, erwiderte Phil.
Da wir in diesem Augenblick ebenfalls den Parkplatz am Komplex erreichten, stellten wir die Nachforschungen ein. Wir würden uns selbst ein Bild machen und herausfinden, wohin Brentano und Hobbs unterwegs waren. Die Eingangstüren der im Quadrat angeordneten Hochhäuser waren verschlossen. Phil und ich mussten uns jeweils zwei der Häuser vornehmen, um so das Ziel des flüchtigen Paares zu entdecken.
»FBI! Special Agent Cotton. Sind hier innerhalb der zurückliegenden zehn Minuten zwei Personen hineingegangen?«
Ich hatte so lange an die Glastür gehämmert, bis sich am zweiten Hochhaus ebenfalls ein Wachmann blicken ließ. Er wirkte verärgert. Beim Anblick meiner Dienstmarke veränderte sich sein Verhalten radikal.
»Ja, ein Mann und eine Frau«, bestätigte er.
Ich beschrieb ihm Julia Brentano und erhielt ein zustimmendes Nicken. Da Phil sich auf halben Weg zum vierten Hochhaus befand, reichte ein scharfer Pfiff von mir, damit mein Partner herbeieilte.
»Sie sind in diesem
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