Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
Schreibtisch zu begrüßen. Ich konnte nirgends irgendwelche zwielichtigen Typen ausmachen, die oft im Dunstkreis eines Clubs in Erscheinung treten.
»Es geht sicherlich um diesen fürchterlichen Mord an der jungen Frau, nicht wahr?«, fragte sie.
Ich nickte und erkundigte mich, was die Angestellte darüber wusste.
»Nur wenig, Agent Cotton. Offenbar gehörte sie zu den Stammgästen unseres Clubs, was Mister Pizarro schwer zu schaffen macht«, erwiderte sie.
Ihre Betroffenheit war ehrlich und der Hinweis, dass Amber Palmer ein häufiger Gast des Clubs gewesen war, bereits von großer Bedeutung. Anschließend führte sie uns ins Büro ihres Chefs, der uns neugierig musterte.
»FBI? Ist der Mord so besonders, dass gleich die Bundespolizei eingeschaltet werden muss?«, fragte er.
Der Akzent Pizarros war unüberhörbar, auch wenn er unsere Sprache sicher beherrschte. Ich erklärte ihm die Zuständigkeit unserer Behörde und wollte dann wissen, wie gut er die Tote gekannt hatte.
»Ich habe sie bestimmt öfter gesehen und mehrfach gesprochen. So wie ich es mit vielen der Gäste mache. Näher kannte ich Amber leider nicht«, erwiderte Pizarro.
Vorerst nahm ich es ihm ab. Pizarro kam von allein auf die Überwachungskameras zu sprechen, die auch einen Teil der Gasse abdeckten, in der sich das Verbrechen ereignet hatte.
»Das sind die Aufnahmen. Mein Sicherheitschef hat sie Ihnen auf diesen Stick überspielt«, sagte er.
Phil nahm den Speicherstick entgegen, während ich um ein Gespräch mit allen Mitarbeitern des Clubs bat. Zu meiner Überraschung hatte Pizarro sich so etwas bereits gedacht und seine Angestellten in den Club beordert.
»Sie können sofort mit ihnen sprechen, Agent Cotton. Ich hoffe sehr, dass einer davon mehr über Amber sagen kann«, erklärte Pizarro.
Phil und ich gingen in seiner Begleitung hinunter, um mit der Befragung der Mitarbeiter zu beginnen.
***
Als wir am späten Nachmittag mit Mr High am Besprechungstisch in seinem Büro saßen, konnten Phil und ich noch keine echten Ergebnisse melden.
»Amber hatte einen sehr großen Freundeskreis, aber uns fehlen noch die Namen und Anschriften«, sagte ich.
Da schob uns der Chef zwei zusammengeheftete Seiten zu.
»Diese Liste kam vor einer halben Stunde aus dem Büro des Konsuls. Mistress Palmer hat uns die Namen samt Anschriften aller Freunde ihrer Tochter geliefert«, sagte er.
Das war nicht so gut wie eine direkte Befragung der Mutter, aber es brachte unsere Ermittlungen voran.
»Dann können wir endlich das Umfeld des Opfers ausleuchten. Die Befragung der Angestellten des Clubs hat uns wenig Erhellendes eingebracht«, antwortete ich.
Ich gab die wesentlichen Beobachtungen der Mitarbeiter von Stefano Pizarro weiter, die jedoch kaum mehr als das übliche Bild eines Partygirls zeichneten.
»Amber Palmer genoss das Nachtleben und schien leicht neue Freundschaften zu schließen«, erklärte ich.
Es gab weder Anzeichen für Drogenkonsum noch für andere gefährliche Vorlieben. Da sich unsere Erkenntnisse bislang jedoch ausschließlich auf die Aussagen der Clubmitarbeiter stützten, war ich vorsichtig mit meiner Einschätzung. Die noch ausstehende Auswertung aus dem Labor würde hierzu eine sichere Auskunft geben.
»Einige ihrer Freunde sind aber ausgesprochen interessant«, sagte Phil.
»Was meinen Sie damit?«, fragte der Chef.
»Sie verkehrte mit Enzo Basile, dem zweitältesten Sohn von Domenico Basile«, antwortete Phil.
Ich schaute von ihm zu Mr High, der nachdenklich die Stirn gerunzelt hatte. Irgendwo in den Tiefen meines Gedächtnisses klingelte es bei dem Namen, doch so richtig wollte die Erinnerung nicht an die Oberfläche kommen.
»Von Domenico Basile wird gesagt, dass er in Verbindung zur kalabrischen Mafia stehen soll. Es gibt nur Gerüchte, und wenn, zählt er auch nicht zum inneren Zirkel«, sagte der Chef schließlich.
»Die Familie stammt ursprünglich aus Plati, einer Stadt in Kalabrien. Wie kommt die Tochter des englischen Konsuls in Kontakt zu einem Mitglied der kalabrischen Mafia?«, fragte Phil.
Kein Wunder, dass meine Erinnerungen nur sehr vage geblieben waren. Domenico Basile war nur am Rande einer Ermittlung in Erscheinung getreten.
»Vielleicht verkehrt Enzo ebenfalls im Club und Amber hat ihn dort kennengelernt«, schlug ich vor.
Phil holte sein Mobiltelefon heraus. Das Gespräch mit Stefano Pizarro dauerte nur eine halbe Minute, bevor mein Partner es beendete.
»Deine Nase hat dich nicht getäuscht,
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