Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
gegangen war.
»Wir wissen jetzt, mit wem sich Hobbs getroffen hat«, sagte mein Partner.
Er ließ mich noch einige Sekunden schmoren, bevor er genüsslich den Namen aussprach. Angesichts meines verwirrten Gesichtsausdrucks lachte Phil laut los.
»Sorry, aber so erging es mir zunächst auch. Steve hat aber bereits vorgearbeitet und sich die Akte von Herrmanns angesehen. Du findest sie im System«, sagte er dann.
Ich öffnete die entsprechende Datei und studierte das Vorstrafenregister des mir bisher unbekannten Gangsters.
»Wie kommt Hobbs an so einen Mann?«, entfuhr es mir.
Nach allem, was wir wussten, bewegte der Agenturinhaber sich nicht in solchen Kreisen. Woher also kam der Kontakt zu einem Gangster, der sich anschickte, zu einem der neuen Stars der Unterwelt zu werden?
»Den Kontakt kann nur Julia Brentano vermittelt haben«, sagte Phil.
Er gab weiter, was von den Observationsteams gemeldet worden war. Auf den ersten Blick wirkte es reichlich verwirrend.
»Wozu? Dann hätte sie sich doch gleich selbst mit Herrmanns treffen können«, wunderte ich mich.
Noch während ich diese Fragen laut aussprach, erkannte ich die Motive der Tochter des Großindustriellen und gab mir selbst die passende Antwort.
»Weil Brentano sich einen Sündenbock aufgebaut hat. Du glaubst vermutlich, dass sie Hobbs von Anfang an dafür vorgesehen hat«, sagte ich.
»Davon bin ich überzeugt. Vermutlich hat Lescout ihrer angeblichen neuen Freundin von der Agentur erzählt und Brentano erkannte die Möglichkeit, die sich ihr bot«, stimmte Phil zu.
Mehr und mehr entstand ein erschreckendes Persönlichkeitsprofil von Julia Brentano. Sie hatte ein großes Treuhandvermögen und besuchte ein gutes College. Doch offenbar reizte sie die Welt der Kriminellen weit mehr, und Julia fand ihren Platz darin.
»Wie verhält sich Pizarro?«, fragte Phil.
Ich gab mein Gespräch mit dem Besitzer des Vanity wieder, der sich ohne Zögern zur Kooperation bereitgefunden hatte.
»Ausgezeichnet. Dann können wir unsere Falle vorbereiten und die kriminelle Lady aus dem Verkehr ziehen«, sagte Phil.
Bei unseren Vorbereitungen wussten wir allerdings noch nichts über Lester Herrmanns. Mir behagte der Gedanke überhaupt nicht, dass erneut ein extrem gefährlicher Gangster im Umfeld von Hobbs und Brentano aufgetaucht war.
»Wir müssen unbedingt herausfinden, welche Rolle für Herrmanns vorgesehen ist«, sagte ich.
Mein Partner rieb sich über den Nasenrücken und nickte nachdenklich.
»Stimmt. Er steht zwar mittlerweile ebenfalls unter Beobachtung, aber das allein sollte uns nicht beruhigen«, erwiderte er.
Wir versuchten uns in die Gedanken von Julia Brentano zu versetzen, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Leider gab es eine Menge unschöner Dinge, die ein Mann vom Kaliber Herrmanns’ für sie erledigen konnte.
»Gibt es eine Person, die Brentano im Weg steht?«, rätselte ich.
»Vernon Hobbs?«, fragte Phil.
An den Agenturinhaber hatte ich selbst schon gedacht.
»Das wäre zu früh, außer Brentano plant ihren Ausstieg und bereitet alles vor«, erwiderte ich.
Da auch Hobbs mittlerweile unter permanenter Überwachung stand, verschoben wir die Beantwortung der Frage zunächst. Es galt, der Tochter von Luke Brentano die Verwicklung in beide Morde nachzuweisen. Sie würde vermutlich ahnen, dass unsere Behörde ihr bereits dicht auf den Fersen war. Sie musste also zusehen, sich aus der Gefahrenzone zu bringen.
»Es gibt noch eine Variante, wozu Brentano einen neuen Killer benötigt«, entfuhr es mir.
Der Gedanke war urplötzlich aufgetaucht und so logisch, dass ich ihn unwillkürlich laut aussprach.
»Sie präsentiert uns ein neues Opfer, und dieses Mal steht es nicht mit der Clique in Verbindung«, spann Phil den Faden weiter.
»Damit würde sie den Verdacht von sich ablenken und wir müssten zunächst in dem neuen Fall ermitteln«, stimmte ich zu.
Wenn Julia Brentano die Person war, für die Phil und ich sie hielten, konnte ihr Denken durchaus in diese Richtung gehen.
»Ich spreche mit Steve darüber. Möglicherweise hat Brentano sich selbst eine Grube gegraben, weil sie so besonders schlau sein wollte«, sagte ich.
Das Telefonat mit dem Kollegen trieb mir den Puls in die Höhe. Phil erkannte meine Aufregung.
»Unsere Leute haben Herrmanns aus den Augen verloren«, sagte ich.
»Dann sollten wir ihn schnellstens wiederfinden, bevor es tatsächlich einen unschuldigen Menschen trifft«, erwiderte Phil.
Diese Aufgabe konnten
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