Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
dorthin gewechselt war, blieb unsere Kollegin noch eine Minute im Toilettenbereich.
»Brentano ist nie im Waschraum angekommen«, sagte June.
Ich alarmierte Blair über das Headset, sodass er uns im Gang vor den Toilettenräumen traf. Sarah eilte aus der Tür, die zu den Damentoiletten führte. Sie hatte es so eilig, dass sie mich fast über den Haufen gerannt hatte.
»Ganz langsam. Was ist los?«, fragte ich.
In ihren Augen funkelte es gefährlich.
»Das war ein abgekartetes Spiel, Jerry. Die drei Freundinnen haben mich für einen Augenblick abgelenkt, sodass Brentano unbemerkt an mir vorbeischlüpfen konnte«, stieß sie hervor.
Damit ging diese Runde an unsere Hauptverdächtige, die ganz eindeutig ihre Überwachung entdeckt und daher entsprechend reagiert hatte. Sarah hatte die Freundinnen unter Druck gesetzt und erhielt die entsprechenden Auskünfte.
»Brentano hat einen Türsteher dazu gebracht, sie durch einen der Nebeneingänge hinauszulassen«, meldete Blair.
Für die Operation im Club hatten wir unsere Headset-Einstellungen mit denen des privaten Sicherheitsdienstes abgestimmt. So war eine schnelle Kommunikation möglich und wir kannten den Fluchtweg von Julia Brentano.
»Wir müssen an ihr dranbleiben. Ich frage bei Steve nach, was Hobbs’ Überwachung macht«, sagte ich.
Wir verließen ebenfalls den Club. Nur Sarah Hunter blieb zurück, um uns bei dem unwahrscheinlichen Fall einer Rückkehr Brentanos zu alarmieren. Während Phil und ich in den Jaguar sprangen, stiegen June und Blair in den roten Dodge Nitro.
»Die Kollegen wissen nicht, wo sich Hobbs aufhält. Er sollte angeblich noch im Büro sein, doch als einer aus dem Observationsteam nachgeschaut hat, war er nicht mehr dort«, informierte ich Phil.
Ich musste mich vorerst auf die Verfolgung unserer Hauptverdächtigen konzentrieren. Blair übernahm die Führung, da June sich bereits mit den Kollegen des NYPD in der Leitstelle abgesprochen hatte. Sie wusste, mit welchem Wagen Julia Brentano unterwegs war, und wurde von den Cops über den aktuellen Standort informiert. Wir hielten über Funk die Verbindung zueinander aufrecht.
»Sie ist nur zwei Blocks von hier entfernt unterwegs«, sagte June.
Phil fragte bei Steve nach, ob man mittlerweile Lester Herrmanns entdeckt hatte.
»Fehlanzeige. Der Kerl ist wie vom Erdboden verschluckt«, schimpfte er.
Zum Glück hielt sich die Limousine mit Brentano im Fond an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit, sodass wir zügig aufschließen konnten.
»Hast du eine Idee, was sie vorhaben könnte?«, fragte ich.
Ich erhaschte nur ab und an einen Blick auf die Rücklichter des Wagens, da vor uns ein Taxi fuhr und davor der Dodge mit den Kollegen. Blair hatte zwischen seinem Wagen und der Limousine Platz für zwei andere Fahrzeuge gelassen, damit die Verfolgung nicht aufflog.
»Wenn sie die Beschattung im Club bemerkt hat, kann Brentano sich doch auch ausrechnen, dass wir ihr jetzt folgen werden«, antwortete Phil.
Ihr Manöver im Vanity war nicht ausreichend geplant gewesen, um uns länger abschütteln zu können.
»Ja, das macht mich auch stutzig«, sagte ich.
Ich zerbrach mir den Kopf, was die gefährliche junge Frau vorhatte. Bei ihrer gemäßigten Fahrweise konnte sie unmöglich erwarten, dass sie mögliche Verfolger abhängen würde. Sie musste einen anderen Plan verfolgen. Nur welchen?
»Was soll das denn?«, rief Phil aus.
Wir rollten gerade über eine Kreuzung, als ein Geländewagen aus der Querstraße mitten in den fließenden Verkehr schoss.
»Der rammt den Dodge von Blair!«
Julia Brentano hatte unseren Kollegen eiskalt eine Falle gestellt. Es war schier unfassbar, wie schnell sie sich der veränderten Lage angepasst hatte. Der Dodge wurde bei dem harten Seitenaufprall des Jeeps völlig aus der Bahn geworfen. Der Fahrer des Taxis unmittelbar dahinter versuchte durch verzweifelte Ausweichmanöver dem Unfallbereich zu entkommen.
»Das gibt eine Katastrophe«, rief Phil.
Blair hatte keine Chance und so vollführten sein Dodge und der schwarze Jeep einen unschönen Tanz quer über die Fahrstreifen. Als die Motorhaube des Dodge in den Gegenverkehr ragte, fuhr ein Plymouth hinein und drückte den Wagen mit unseren Kollegen zurück. Dabei kollidierte er mit dem Taxi, dessen Fahrer keinen Platz mehr zum Ausweichen fand. Innerhalb einer Minute war die komplette Kreuzung durch Unfallfahrzeuge blockiert.
»Die Limousine mit Brentano entkommt«, sagte ich.
Bevor wir nicht wussten, ob June
Weitere Kostenlose Bücher